Mobilität:Argumente für das E-Auto

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Fakten zum E-Auto: Tobias Lexhaller bei seinem Vortrag im Puchheimer Kulturzentrum. (Foto: Jana Islinger)

Tobias Lexhaller und Michael Pausch von der Initiative fossilfreier Landkreis werben in Puchheim für Fahrzeuge, die mit Strom betrieben werden.

Von Gerhard Eisenkolb, Puchheim

Von den etwa 150 000 Kraftfahrzeugen im Landkreis werden 2,6 Prozent ausschließlich von einem Elektromotor angetrieben. Je länger man im Puchheimer Puc den Vortrag von Tobias Lexhaller und Michael Pausch zur E-Mobilität verfolgt, umso unverständlicher erscheint es, warum der Anteil der Stromer so verschwindend klein ist. Wie die beiden Elektroingenieure und begeisterten E-Auto-Fahrer berichten, sind die Vorteile solcher Fahrzeuge das beste Argument, sich eingehend mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Die Verkaufspreise sinken im Gleichklang mit den niedrigeren Produktionskosten der Batterien, deren steigender Lebensdauer und länger werdenden Fahrstrecken ohne lästige Ladepause. Hinzu kommt neben der Entlastung der Umwelt als weiterer Vorteil ein niedriger Energieverbrauch, was sich in erheblich günstigeren Betriebs- und Wartungskosten niederschlägt.

Allein aus Kostengründen könnte also selbst jemand, der sich nicht jeden Tag wegen seiner Umweltbilanz ein schlechtes Gewissen macht, nachdenklich werden. Dabei geht es um die Frage, für welche Autofahrer der Verbrenner wirklich noch das günstigste und beste Fortbewegungsmittel ist? Oder darum, welche Rolle das Bauchgefühl dabei spielt, dass man dem gewohnten und liebgewordenen Verbrenner die Treue hält?

Der Vortrag der Referenten von der Initiative fossilfreier Landkreis der Bürgerstiftung ist mit einer Fülle von Fakten unterlegt, die auf insgesamt 55 Schautafeln präsentiert werden. Zu erfahren ist, dass etwa 36 Prozent der gesamten Energie, die die Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises zurzeit verbrauchen, in die Nutzung von deren Autos gesteckt werden. Hätten alle Kraftfahrzeuge einen Elektromotor, so die These der zwei Ingenieure, würde für deren Betrieb nur noch ein Viertel der bisher aufgewendeten Primärenergie benötigt.

Verbrennermotoren verschleudern Energie

Der Grund dafür liegt auf der Hand. Verpuffen doch laut Lexhaller von der im Kraftstoff enthaltenen Energie bei Verbrennern etwa 36 Prozent durch den Auspuff. Ein weiteres Drittel geht ungenutzt als Motorwärme verloren. Nur ein kleiner Rest bleibt für den Vortrieb, also für die Fortbewegung. Das heißt, die eingesetzte Energie wird überwiegend ungenutzt als Wärmeabfall verschwendet.

Die Antwort auf die Frage, ob wir uns diesen Anachronismus angesichts des Klimawandels noch leisten können, ist für die meisten der mehr als 50 Zuhörer im Saal klar. Viele von ihnen fahren seit Längerem ein E-Mobil, sie müssen auch nicht mehr davon überzeugt werden, dass die Wartung eines Verbrennermotors mit mehr als tausend beweglichen Teilen viel aufwendiger und teurer ist als die eines E-Motors mit nur noch 40 beweglichen Teilen.

Sollten Skeptiker im Publikum sein, melden sie sich nicht zu Wort. So berichtet beispielsweise eine Frau von der Faszination des verschleißarmen Bremsens. Dient ihr doch jedes Bremsen zur Rückgewinnung von Strom. Durch diese Rekuperation kann laut Pausch etwa ein Viertel der bereits verbrauchten Energie wieder zurückgewonnen werden.

Der Kohlendioxidausstoß könnte massiv sinken

Zahlen wie die zur Energieverschwendung haben Lexhaller, der im Vorstand der Bürgerstiftung sitzt, dazu gebracht, die unabhängige Initiative fossilfreier Landkreis ins Leben zu rufen, Aufklärungsarbeit zu betreiben und Fakten gegen die Vorurteile und Mythen zu stellen, die viele mit E-Autos verbinden. Der durchschnittliche Verbrauch eines E-Fahrzeugs wird im Puc mit etwa 17 bis 20 Kilowattstunden angegeben, der eines Verbrenners mit sieben Litern Kraftstoff.

Übertragen auf die Energiebilanz des Landkreises bedeutete dies, dass bei einer ausschließlichen Nutzung von E-Autos, der Primärenergieverbrauch im Individualverkehr um 75 Prozent sinken würde. Würden alle im Landkreis zugelassenen Elektrofahrzeuge nur mit Ökostrom geladen, könnte der Kohlendioxidausstoß in diesem Sektor von 810 000 Tonnen im Jahr auf nur noch 19 250 reduziert werden.

Wie Lexhaller und Pausch erläutern, ändert sich an der Energieverschwendung, dem Grundproblem von Verbrennermotoren, auch beim Einsatz von alternativen Kraftstoffen nichts. Daher seien sogenannte E-Fuels ein „Märchen“ und zudem auch noch viel zu teuer. Der Wasserstoffantrieb sei um das Drei- bis Vierfache ineffizienter als der direkte Einsatz des hierfür benötigten in einem E-Auto. Daher sei Wasserstoff im Mobilitätsbereich nur für die Luftfahrt ein sinnvoller Weg in die Zukunft, weil Elektrobatterien für den Einsatz in Flugzeugen zu schwer seien.

Die Frage, woran es liegt, dass E-Autos ein schlechtes Image haben, wird nur andeutungsweise beantwortet. Kann es sein, dass die einflussreiche Öl- und Gasindustrie kein Interesse daran hat, dass sich E-Autos durchsetzen? Und die deutsche Autoindustrie wegen der verlockenden Gewinne mit dem Verkauf von Verbrennern die Zukunft fast verschlafen hat? Andere sind auf jeden Fall schneller. Während im Landkreis im vergangenen Jahr in etwa jedes fünfte neu zugelassene Auto ein Stromer war, lag deren Anteil in Norwegen in den ersten neun Monaten dieses Jahres bereits bei 90 Prozent.

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