Puchheim:Dem Nachwuchs fehlt der Nachwuchs

Kreissportjugend

An Ehrengästen mangelte es nicht, aber an Mitgliedern. Vorsitzender Josef Doll (rechts) will dennoch das Interesse an der Sportjugend fördern.

(Foto: Günther Reger)

Der Bayerischen Sportjugend geht es wie anderen Verbänden. Es sind nur wenige, die sich engagieren wollen

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Die Bayerische Sportjugend (BSJ) ist die Vertretung der Jugendlichen bis 26 Jahre in den Sportvereinen des Landkreises. Davon gibt es immerhin 28 500 Jugendliche von Germering bis Türkenfeld. Etwa 200 Delegierte aus 131 Sportvereinen hätten zum Kreisjugendtag der BSJ ins Puchheimer Gymnasium kommen können, doch das Interesse an dieser Veranstaltung war verschwindend gering, obwohl nachmittags noch praktische Workshops zu Slackline, Parkour oder Bouldern an der Kletterwand angeboten wurden. Nur 20 Delegierte aus einer Handvoll Vereine übten sich in Basisdemokratie und wählten die neue Kreisjugendleitung.

Auf den Plätzen für die Delegierten lag ein Flyer, mit der Überschrift "Stellenanzeige Kreisjugendleitung". Dieser Hilferuf des amtierenden Vorstands um Kreisjugendleiter Josef Doll passte zum tristen Bild der Versammlung. "Wir brauchen Dich", stand darunter eine Aufforderung zur Mitarbeit im Gremium mit einer Stellenbeschreibung, die außer Teamorientierung und Kontaktfreude nicht viel verlangte. "Die Vereine kommen nur, wenn's Geld gibt", meinte Traude Mandel ziemlich frustriert. Sie kennt sich aus, arbeitet sie doch seit Jahrzehnten ehrenamtlich für die BSJ. Mitglied beim FC Puchheim ist Mandel die BSJ-Bezirksvorsitzende in Oberbayern, dem einflussreichsten Bezirk der Sportjugend. Auf Landkreisebene ließ sie sich wieder als Beisitzerin in die Kreisjugendleitung wählen, um ihre "Erfahrungen einzubringen", wie sie betonte.

Die BSJ verteilt richtig Geld an die Vereine. Viel zu wenige nehmen diesen Geldsegen in Anspruch. Manche Vereine wissen es nicht oder ihre Jugendleiter und Trainer sind zu träge, um zwei, drei Seiten Papier an die BSJ abzuliefern. Macht ein Sportverein eine Versammlung seiner Jugendleiter und Jugendsprecher der verschiedenen Sportsparten zum Thema Aufsichtspflicht oder wie bringe ich die Jugendlichen vom Computer weg?, ist das eine so genannte Mitarbeiterbildungsmaßnahme und die BSJ zahlt dafür pro Teilnehmer und Tag einen beträchtlichen Zuschuss, von dem alle Ausgaben an diesem Tag leicht bestritten werden können. Fährt ein Brucker Sportverein zum Zelten an den Chiemsee, zahlt das auch die BSJ, wenn der Jugendleiter bei dieser Jugendbildungsmaßnahme die wenig aufwendigen Formalien erfüllt.

Immerhin hat die BSJ in den vergangenen vier Jahren etwa 90 000 Euro an die Vereine weitergereicht. Doch es wäre noch mehr Geld da. "Man muss es nur abrufen", meinte der einstimmig wiedergewählte Vorsitzende Doll. Beim "Papierkrieg" sei die BSJ zusätzlich behilflich. Der 30 Jahre alte Schreinermeister und ehemalige Kugelstoßer vom SV Germering trat in Puchheim seine zweite vierjährige Amtsperiode an. Auch er wirkte frustriert, nimmt aber trotzdem einen erneuten Anlauf, die BSJ bei den Vereinen bekannter zu machen. Dabei helfen ihm neben Mandel auch Beisitzerin Nicole Fink. Auch die Olchingerin kennt ist eine bereits erfahrene BSJ-Mitarbeiterin, ist sie doch die Stellvertreterin Mandels im Bezirk. Eine Stellvertreterin für die Kreisjugendleitung und Nachfolgerin von Melanie Nebl aus Mittelstetten konnte trotz emsiger Animation des Wahlleiters Norbert Seidl nicht gefunden werden. Dafür gehören Verena Schretzlmeier und Katharina Neumayr, 15 und 18 Jahre alt, zwei junge Volleyballerinnen von der TSG Maisach als Jugendsprecher zur BSJ-Kreisjugendleitung. Die will sich in den kommenden vier Jahren auch um die Vereine und Jugendleiter kümmern, "die bisher beratungsresistent sind", so Kreisjugendleiter Doll.

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