Puchheim:Das nächste Desaster

Puchheim: Der Umbau wird 2017 gestoppt und in den Fluren werden alle Decken abgenommen, um mögliche Feuer schneller entdecken zu können.

Der Umbau wird 2017 gestoppt und in den Fluren werden alle Decken abgenommen, um mögliche Feuer schneller entdecken zu können.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In der Mittelschule am Gerner Platz in Puchheim ist der Brandschutz mangelhaft. Eine Nachrüstung würde 20 Millionen Euro kosten, ein Neubau 53 Millionen

Von Peter Bierl, Puchheim

Zum finanziellen Desaster für die Kommune entwickelt sich der Gebäudekomplex am Gerner Platz in Puchheim mit Schulen und Schwimmbädern. Mindestens 20 Millionen Euro muss die Stadt aufbringen, um im Hauptgebäude der Mittelschule, das aus den Siebzigerjahren stammt, den Brandschutz zu gewährleisten, weil Decken, Wände und Leitungen mangelhaft sind. Ein Neubau würde 53 Millionen kosten. Von Desaster und Pfusch sprach Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Vor drei Jahren sollten in den Fluren neue Akustikdecken montiert werden. Dabei stellte man fest, dass die Konstruktion nicht den Vorschriften entspricht. Vorgeschrieben ist, dass die Decken nach Ausbruch eines Brandes neunzig Minuten standhalten, genug Zeit, um das Feuer zu entdecken und alle Schüler und Lehrer zu evakuieren. "Die Decken wären nach einer halben Stunde runtergefallen", sagt der Bürgermeister. Der Umbau wurde 2017 gestoppt und in den Fluren alle Decken abgenommen, um ein Feuer schneller zu entdecken und damit im Ernstfall Zeit zu sparen.

2018 begann ein Expertenteam das gesamte Gebäude gründlich zu prüfen. Die Untersuchung dauerte bis Juli 2019, das Ergebnis schockierte die Kommunalpolitiker. Die FDP, seit langem nicht im Stadtrat vertreten, wittert "mangelnde Transparenz", wenn die Öffentlichkeit mit solchen Hiobsbotschaften "derart überrascht" werde. Es zeigte sich, dass nicht nur die Decken mangelhaft sind. Das Gebäude besteht aus einem Gerüst aus Betonfertigbauteilen und Mauern aus Kalksandstein. Dazwischen klaffen überall Fugen, durch die Rauch abziehen kann. Gleiches gilt für Leitungstrassen, die zwischen Fluren und Klassenzimmern nicht abgeschottet sind. Bei Trockenbauwänden fehlen Spachtelungen, erklärte Roland Schützeneder, der Leiter des Hochbauamtes.

Von Pfusch wollte er aber nicht sprechen: "Das Bewusstsein für Brandschutz war damals nicht so ausgeprägt, ähnliche Probleme treten bei vielen Schulhäusern aus dieser Zeit auf." Auf Grundlage ihrer Untersuchung haben die Experten verschiedene Varianten erarbeitet, um die Schäden zu beheben. Die günstigste Lösung wäre, für etwa 20 Millionen den Brandschutz nachzubessern sowie neue Decken mit besserer Akustik und LED-Lampen zu montieren.

Zwei Millionen Euro mehr wären es, wenn der Stadtrat sich entschließt, gleichzeitig im Nebengebäude aus den Achtzigerjahren Fenster und Fassade zu erneuern und im Haupthaus die Wände zu sanieren, auch unter dem Gesichtspunkt des Energiesparens. Erneuerungsbedürftig sind Haustechnik und Toiletten, die Abstellanlage für Fahrräder braucht ein neues Dach und im Keller steht im Unterbau das Wasser. Den Physiksaal könnte man modernisieren. Zwei weitere Varianten bestehen in einer Generalsanierung, einer Demontage des Hauptgebäudes bis auf den Rohbau und einer Sanierung des Nebengebäudes für etwa 43 Millionen Euro, oder einem kompletten Neubau der Schule für etwa 53 Millionen Euro. Der Ausschuss für städtische Bauten mochte am Dienstag noch keine Entscheidung treffen. Der Bürgermeister geht davon aus, dass der Stadtrat sich wegen der hohen Kosten erst nach der Kommunalwahl entscheiden wird.

Seidl sprach von einer undankbaren Aufgabe, zumal es nicht der erste Fall ist. Im Januar 2018 stand der Keller der Schule unter Wasser, weil ein Abwasserrohr schlampig verlegt worden war. Die Kosten wurden auf etwa 1,5 Millionen geschätzt. Bei der Sanierung der Grundschule am Gerner Platz traten gleichfalls Defizite beim Brandschutz, schiefe Wände und fehlende Putzschichten auf. Die Pläne waren falsch, das Schulhaus 45 Zentimeter länger. Dazu wurde Asbest in der Fassade entdeckt.

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