Puchheim:Bürgermeister in Signalorange

Kehrmaschine

Immer am Rand entlang: Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl lernt, wie seine Leute von der Straßenreinigung arbeiten. Danach wird er auch selbst einen Besen in die Hand nehmen und Laub und Unrat fegen.

(Foto: Günther Reger)

Norbert Seidl will wissen, was seine Mitarbeiter leisten. Deshalb besucht er städtische Einrichtungen und übernimmt dort eine Tätigkeit. Bei der Straßenreinigung darf er sogar ans Steuer

Von Eirik Sedlmair, Puchheim

Norbert Seidl sitzt am Steuer einer Kehrmaschine und fährt die Mittlängerstraße in Puchheim entlang, unter ihm drehen sich die Besen der Kehrmaschine und wirbeln Dreck auf. Der Bürgermeister von trägt an diesem Tag Arbeitskleidung in Signalfarbe. Für Passanten die ihn erkennen, ein ungewohntes Bild. Seidl verlegt seinen Arbeitsplatz für einen Tag in die Stadtreinigung, um in seiner selbst gewählten Reihe "Topic - Bürgermeister vor Ort" den Arbeitsalltag seiner Mitarbeiter kennenzulernen. Auch weitere städtische Einrichtungen stehen auf seinen Programm.

Seidl sagt, es sei ihm "wichtig, kennenzulernen, was meine Leute machen." Und dass er durch seinen Besuch auch Anerkennung für die Arbeit der Stadtreinigung zeige. Neben Norbert Seidl sitzt Ferdinand Hanne, der 31-Jährige arbeitet seit Oktober 2018 bei der Stadtreinigung. Als Seidl nach seiner ersten Fahrt aussteigt, nickt er anerkennend. "Hat er gut gemacht", sagt Hanne. Die Straßenreinigung besteht an diesem Tag aus drei Mitarbeitern, neben Hanne sind auch Andreas Birke und Fabian Drexler dabei. Normalerweise sind sie zu viert. Birke und Drexler schätzen vor allem die festen Arbeitszeiten. Er habe Frau und Kinder zu Hause, sagt Drexler, da sei es gut zu wissen, wann er nach Hause komme. Drexler, der seit mehr als einem Jahr in Puchheim arbeitet, hat früher für ein privates Unternehmen gereinigt. Andreas Birke ist seit einem Jahr bei der Straßenreinigung, früher hatte er einen Hausmeister-Job. Während Seidl und Hanne in der Kehrmaschine sitzen und in Schrittgeschwindigkeit die Straße entlangfahren, fegen Birke und Drexler Laub und Dreck vom Straßenrand zu Haufen zusammen. Seidl fährt konzentriert über die Haufen, das Laub verschwindet im Schmutzbehälter der Kehrmaschine. Drexler sagt, es sei schön zu sehen, dass der Bürgermeister da sei: "Das zeigt schon Anerkennung für unsere Arbeit."

Die Aufteilung bei der Straßenreinigung sei immer die dieselbe, erzählt Andreas Birke. Hanne fährt die Kehrmaschine, Birke und Drexler fegen. Eine Ausbildung brauche man nicht, um bei der Straßenreinigung zu arbeiten. Es gibt eine Einweisung, dann kann man anfangen.

Der Bürgermeister hat sich inzwischen bis zur Schwarzäckerstraße vorgearbeitet. Der Schmutzbehälter wird voller, einen Kubikmeter Müll kann er fassen. Wenn der Behälter voll ist, wird der Müll im Bauhof abgeladen. Danach muss die Maschine komplett gereinigt werden, erzählt Hanne. Das machen sie dreimal am Tag - und das dauert. Mehr als eine Stunde brauchen sie, um die Maschine zu reinigen.

Seidl sitzt immer noch am Steuer der Kehrmaschine, fast zwei Stunden fährt er schon mit ihr durch Puchheim. Inzwischen hat er schon mehr als die zwei geplanten Straßenzüge gereinigt. Drexler und Birke schauen der Kehrmaschine hinterher. "Der macht das ja besser als der Hanne", feixt Drexler. "Jetzt haben wir einen neuen Fahrer", sagt auch Birke und schmunzelt.

Seidl fährt die Straße entlang. Birke hebt die Hand, der Bürgermeister hat noch etwas Laub übrig gelassen. Die Kehrmaschine kommt zum Stehen. Birke stellt sich hinter den Laubhaufen und winkt Seidl langsam ein, als würde er ihm beim Einparken helfen. Seidl fährt über das Laub, die Besen rotieren und das Laub landet im Inneren der Kehrmaschine. Norbert Seidl macht den Motor aus und steigt aus. "War toll. Und jetzt bin ich dran mit Fegen", sagt Seidl und schnappt sich einen Besen.

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