Puchheim:Biografische Klangbilder

Gelungene Kammermusik mit Musikern des Gärtnerplatzes

Von Klaus Mohr, Puchheim

Beim Kammermusikabend im Kulturzentrum Puc gab es so viele Musikfreunde, dass alle Plätze besetzt waren. Unter dem Motto "Aus meinem Leben" standen Werke von Witold Lutosławski, Joseph Miroslav Weber (nicht zu verwechseln mit dem "Freischütz"-Komponisten Carl Maria von Weber) und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm, die sozusagen Hörbilder mitten aus dem Leben ihrer Komponisten zeichneten. Den Titel "Aus meinem Leben" hatte explizit nur Weber hinzugesetzt.

Die "Vier schlesischen Melodien" von Witold Lutosławski für vier Violinen eröffneten das Programm. In "Zalotny" (Flirten) war der für alle Instrumente gleiche Tonraum intensiv ausgeleuchtet und mit einem ganz anschmiegsamen Klang erfüllt. Sehr hell und freundlich wirkte das rasche Stück "Gaik" (Der Hain), dessen Titel programmatisch umgesetzt schien. Kapriziös-stolzierenden Charakter hatte das letzte Stück mit dem Titel "Rektor" (Der Schulleiter). Damit war das oft unterscheidende Merkmal zu einem einfachen Lehrer musikalisch treffend geschildert.

Der Titel "Aus meinem Leben", den Joseph Miroslav Weber seinem Septett in E-Dur für Klarinette, zwei Hörner, Fagott, Violine, Viola und Violoncello beigefügt hat, korrespondiert bei einem böhmischen Musiker wie ihm mit hörbarer Sehnsucht und der Verbundenheit zur Heimat. So war es auch mit den programmatischen Überschriften über den vier Sätzen, die Hinweise auf den Ausdruckscharakter gaben und sich vom Hörer gut nachvollziehen ließen. Naturnahe Klänge, die sanft wogende Moldau und eine zunächst vom Horn, später von der Klarinette vorgetragene Kantilene schilderten ein positiv wahrgenommenes Naturidyll. Den Aufbruch in der Studienzeit markierte im zweiten Satz ein Quartmotiv, das in synchrones Spiel mit huschenden Begleitfiguren eingebunden war. Liegetöne zeigten hier eine stabile Lebensbasis an, während der Führungswechsel mitten in den Motiven mit jugendlicher Sprunghaftigkeit assoziiert werden konnte. "An den Gräbern seiner Lieben" stand über dem dritten Satz. Der warm erfüllte Klang im symphonischen Miteinander schuf die Grundlage für eine hoffungsvolle Verbindung mit den Verstorbenen. Entschlossenheit und Kraft prägte den Finalsatz, dessen vielschichtige Klanggestalt der ambivalenten Reminiszenz an vergangene Lebenszeiten geschuldet gewesen sein dürfte.

Nach der Pause erklang Wolfgang Amadeus Mozarts Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello in C-Dur KV 515. Und hier galt wohl besonders das Motto "mitten im Leben". Der volle Klang, der in Intonationsreinheit ausbalanciert war, symbolisierte quasi automatisch das volle Leben. Die Leichtigkeit in der Phrasierung, die trotzdem nie abhanden kam, legte eine Schicht dazu, die eine grundsätzliche Lebenszuversicht vermittelte. Wenn man so will, so verkörperte dieses Werk, ohne dass der Komponist es so artikuliert hätte, möglicherweise eine Art Selbstporträt Mozarts. Der Beifall am Ende bestätigte den gelungenen Konzertabend.

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