Puchheim:Beim Jupiter

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Menschlich geht es unter Göttern im Theaterstück des P-Seminars Latein zu. (Foto: Günther Reger)

Zwölftklässler des Gymnasiums Puchheim lassen für Anfänger Latein und den römischen Alltag lebendig werden. Sie führen ein Theaterstück in der Fremdsprache auf, bereiten römische Spiele vor und kochen nach Originalrezepeten

Von Christoph Kaindl, Puchheim

Latein ist tot? Nicht am Puchheimer Gymnasium. Dort wurde am Mittwoch ein komplettes Theaterstück auf Latein aufgeführt. "Iupiter, me audi! Ego magnum nuntium apporto. Procul duos homines vidi . . .", meint Pluto zu Beginn. "Jupiter, höre mich! Ich bringe dir eine wichtige Botschaft. In der Nähe habe ich zwei Menschen gesehen..." Die beiden sind die jungen Römer Flavia und Quintus. Jupiter - ganz der bekannte Casanova - verliebt sich in die junge Flavia. Dies gefällt seiner Frau Juno nicht. Aus Zorn lässt sie Flavia auf einer Reise Piraten in die Hände fallen.

Die Schauspieler sind Zwölftklässler des Projektseminars Latein. Sie richten einen "Dies Romanus", einen römischen Tag, für die Sechstklässler aus. "Wir wollen Latein einmal anders vermitteln. Es soll lebendig wirken und so bei den Schülern Begeisterung für dieses Fach wecken", erklärt Seminarleiterin Ruth Geyer. Die Mühe, die sie und die Schüler sich gemacht haben, merkt man dem Stück und den darauf folgenden Workshopstationen an.

Melanie Fausel und Maria Räder begeistern die Lateinschüler für antiken Sport. Die beiden stellen gerade eine Art "Fünf-Stadien-Lauf" vor. Aufgrund von Platzmangels haben sie die Regeln allerdings etwas geändert. In der Schulaula gilt es, zuerst im Slalom um verschiedene Hütchen zu laufen, danach mit einem Buch auf dem Kopf zurückzukehren, sich schließlich im Umgang mit römischen Wörtern zu beweisen und dann sackhüpfend zum Start zurückzukommen. "Livia und Jasper, ihr seid an der Reihe!", ruft Melanie Fausel. Livia gewinnt. Wen wundert das auch bei der Namensverwandtschaft mit Augustus' Gattin?

Bei der Station "Römischer Alltag" dürfen sich die Sechstklässler wie echte Römer kleiden: Die Männer in edler Toga mit Purpurstreifen, die Frauen mit Stola und Palla nicht weniger elegant. "Wir haben uns viel Mühe gegeben.", berichtet Lena Schmidt. "Die Kostüme haben wir alle selbst genäht. Außerdem haben wir noch ein Video zum richtigen Anlegen von Stola und Palla gedreht. Es hat sich aber rentiert: Bis jetzt ist es recht cool!"

Mit römischen Spielen dürfen sich die Schüler gleich zweimal beschäftigen: Einerseits dürfen die Kinder selbst eine römische Rundmühle basteln und ein großes Delfin-Mosaik legen. Der Sechstklässler Elias Feldl erklärt einigen Mitschülern die Regeln für die Rundmühle: Ziel ist es, drei Steine in eine gerade Reihe zu legen. In der Mitte des Spielfeldes darf man sich dabei nie länger als eine Runde aufhalten. Bei der zweiten Station muss man treffsicher mit Walnüssen werfen können: Jedes Kind hat drei von ihnen. Diese müssen in einer von drei Schalen landen. Dafür gibt es dann je nach Schwierigkeit zwischen einen und zehn Punkten. Bei einem zweiten Spiel geht es dann darum, auf einem pyramidenförmigen Plan möglichst die Spitze zu treffen.

Ihr Allgemeinwissen über das Alte Rom können die Sechstklässler bei einem Quiz unter Beweis stellen. Es ist wie "1, 2 oder 3" aufgebaut. "Wer war ein Mörder Cäsars?", lautet eine Frage. "War es Vespasian, Kleopatra oder Brutus?" Für die Schüler stellt die Antwort keine Schwierigkeit dar: Fast alle stellen sich entschlossen auf die "Drei" für Brutus.

Einen weiteren Höhepunkt des Vormittags bildet ein römisches Mittagessen, gekocht nach lateinischen Originalrezepten von Aspicius, dem Verfasser eines römischen Kochbuchs. Es gibt "Panicula", Quarksemmeln, dazu passend den Knoblauchaufstrich "Moretum" sowie Kirschfladen. Selbstverständlich fehlt "vinum", der Wein ebenfalls nicht, selbst wenn er sich dieses Mal noch unvergoren als normaler Traubensaft präsentiert. Latein ist tot? Nein, es war noch selten so lebendig.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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