Puchheim:Der Alois-Harbeck-Platz wird umgebaut

Puchheim: Die Klimawache vor der Sitzung hat mit ihrem Protest keinen Erfolg.

Die Klimawache vor der Sitzung hat mit ihrem Protest keinen Erfolg.

(Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

Dem Protest von Umweltschützern zum Trotz beschließt der Stadtrat von Puchheim das Großprojekt mit sechs Gebäuden im Zentrum.

Von Peter Bierl, Puchheim

Eine große Mehrheit des Puchheimer Stadtrates hat dem Entwurf des Bebauungsplans für den Alois-Harbeck-Platz zugestimmt. Lediglich die UBP-Fraktion sowie Rebecca Genzel und Lydia Winberger von den Grünen stimmten dagegen. Damit dürfte das Großprojekt im Zentrum der Stadt seinen Lauf nehmen. Die Eigentümerin Laura Stieber von der Dr. Harbeck & Stieber GmbH & Co. KG. will dort sechs neue Gebäude errichten lassen, dazu eine Tiefgarage und Parkplätze an der Oberfläche. Der Bund Naturschutz hatte von Anfang an kritisiert, dass zuviel Fläche versiegelt werde und Dutzende von Bäumen gefällt werden müssen.

Vor der Entscheidung des Stadtrates protestierten Mitglieder des Klimawache im Foyer des Puchheimer Kulturzentrums Puc. "Bäume statt Beton" stand auf den Plakaten zu lesen. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) musste sich vorhalten lassen, das Baurecht für die Grundeigentümerin verdoppelt zu haben. Er rechtfertigte sich damit, dass sich die hohen Investitionen rechnen müssten. "Die Frau hat doch schon genug Geld", lautete die Antwort. Zu Beginn der Stadtratssitzung nutzten die Kritiker die aktuelle Viertelstunde, um ihre Argumente noch einmal vorzutragen. Insgesamt würden mehr als 80 Bäume geopfert, rügte eine Anwohnerin. Seidl erklärte, es würde ein "Vorzeigeprojekt" entstehen, die Stadt habe "hart nachverhandelt und einiges erreicht".

So würde zusätzlich ein kleiner Teil des Daches des Supermarktes mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, in der Tiefgarage Abstellplätze für Fahrräder eingerichtet und vor dem Discounter werden 20 Radplätze überdacht. Es müssten sieben Bäume weniger gefällt werden als ursprünglich geplant, weil der Kanal verlegt wird, zehn Bäume werden verpflanzt.

Insgesamt werden 195 Parkplätze für Autos geschaffen, 70 davon oberirdisch, wo es derzeit 90 sind. Die Versiegelung steigt von 10670 auf mehr als 13000 Quadratmeter. Durch Begrünungen etwa der Dächer steige jedoch der Anteil der Grünflächen auf dem Gelände von derzeit 21 auf 39 Prozent der Fläche, heißt es in den Unterlagen. Insgesamt müssten 95 Bäume gefällt werden, zehn würden jedoch verpflanzt und die Bauherrin habe sich verpflichtet, statt 60 insgesamt 95 Bäume auf einem Grundstück westlich des Komplexes anzupflanzen. Der Forstwirt Hans-Jürgen Gulder hatte bei einem Lokaltermin Anfang November erklärt, um die Fällung von 60 Bäumen ökologisch auszugleichen, müssten 2000 Sprösslinge gepflanzt werden.

Puchheim: Völlig umgestaltet wird in Puchheim der Alois-Harbeck-Platz

Völlig umgestaltet wird in Puchheim der Alois-Harbeck-Platz

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In der Debatte sprachen sich SPD, CSU, FDP und Freie Wähler für das Projekt aus, ebenso die große Mehrheit der Grünen, lediglich die UBP-Fraktion lehnt den Umbau geschlossen ab. SPD-Fraktionssprecher Jean-Marie Leone freut sich auf den Vollsortimenter und die Dachbegrünung, auf dem "tristen Gelände" werde es grüner. Er sprach von einem "Meilenstein für Puchheim". Die Fraktionssprecherin der Grünen, Gisella Gigliotti, lobte das Mobilitätskonzept und eine Elektroladesäule, dass es eine vier- statt eine zweigruppige Kindertagesstätte geben werde und "sozialer Wohnungsbau auf 30 Jahre gesichert" sei. So ein Umbau sei eben "kein Wunschkonzert", dafür würden die Neubauten barrierefrei und nachhaltig und bezahlbarer Wohnraum geschaffen, erklärte Manuela von Hagen (FW). Tatsächlich handelt es sich um ein Belegungsrecht für die Kommune und Mietpreisbindung, wie hoch die Miete sein wird, ist unbekannt.

Martin Koch (FDP) sprach von Modernisierung und einer "wirtschaftlich tragfähigen Investition". Thorsten Heil (CSU) lobte wie Leone die "attraktive Gastro" und begrüßte das "Gemeinschaftsprojekt". Sein Parteifreund, der dritte Bürgermeister Thomas Hofschuster bemerkte, alle wollten eine "eierlegende Wollmilchsau", was unmöglich sei. Er rügte, dass manche den Umbau ablehnten, weil sie sich an Details störten. Er wollte keine überdachten Fahrräder, votiere aber für das Gesamtprojekt. Umweltschutz sei weder eine taktische Frage noch Bäume mit Dächern über Fahrrädern gleichzusetzen, entgegnete Rebecca Genzel (Grüne). Ihre Gesamtbilanz falle negativ aus. "Der Preis ist mir zu hoch", sagte sie. Sie widersprach auch von Hagen (FW), die geschwärmt hatte, Puchheim bekäme einen fußläufig zu erreichenden Supermarkt im Zentrum. "Warum dann die vielen Parkplätze", wollte Genzel wissen.

UBP-Fraktionssprecher Jürgen Honold kritisierte, das Energiekonzept mit Blockheizkraftwerken und Wärmepumpen sei überhaupt nicht innovativ. Dass der baumbestandene Hügel auf der Südwestseite zerstört werde, sei nicht zwingend notwendig. Forstexperte Gulder hatte geraten, diese Stelle zu erhalten. Max Keil (UBP) sagte, seine Fraktion wolle zwar eine Veränderung am Harbeck-Platz, aber nicht so. Alle redeten vom Klimaschutz, aber die Praxis sei das Gegenteil. Daraufhin warf ihm Grünen-Sprecherin Gigliotti vor, dass ein Teil der UBP vor etwas mehr als einem Jahr eine Baumschutzverordnung abgelehnt hatte, Keil hatte damals von einem "juristischen Popanz" gesprochen. Gäbe es diese Verordnung wäre ein Teil der Bäume am Harbeck-Platz geschützt, sagte Gigliotti.

Durch den Umbau soll an der Allinger Straße ein Supermarkt auf 1200 Quadratmeter entstehen, in den vier Stockwerken darüber jeweils vier Wohnungen. In zwei Neubauten mit drei und fünf Stockwerken wird ein Aparthotel eingerichtet, in dem Menschen für einige Zeit wohnen und arbeiten können. An der Ecke zu Bahnlinie ist ein siebenstöckiges Gebäude vorgesehen. Lediglich das bestehende sechsstöckige Haus mit 44 Wohnungen auf der Rückseite des Platzes bleibt erhalten.

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