Ohne Emissionen:Abheben mit Wasserstoff

Ohne Emissionen: Hubert Aiwanger (2. von links) mit Vertretern der Firma Proton Motor, Sebastian Goldner, Roman Kotlarzewski, Manfred Limbrunner und Klaus Bury.

Hubert Aiwanger (2. von links) mit Vertretern der Firma Proton Motor, Sebastian Goldner, Roman Kotlarzewski, Manfred Limbrunner und Klaus Bury.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der neuen Fräsmaschinen-Zug mit Brennstoffzellen der Firma Proton Motor bringt Wirtschaftsminister Aiwanger ins Schwärmen

Von Peter Bierl, Puchheim

Das Fräsen von Schienen mit Spezialfahrzeugen ohne die Emission von Kohlendioxid und Schadstoffen will die Firma Proton Motor aus Puchheim ermöglichen. Die Geschäftsleitung präsentierte am Dienstag einen neuen wasserstoffgetriebenen Brennstoffzellen-Antrieb für solche Züge. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) sagte bei dem Termin, die Wasserstofftechnologie biete eine "Riesenchance, um die Klima- und Arbeitsplatzfrage gemeinsam zu lösen".

Das neue System besteht aus sechs Brennstoffzellen der Proton Motor Fuel Cell GmbH, die in Puchheim im Gewerbegebiet in der Benzstraße residiert. Es hat eine elektrische Leistung von 214 Kilowatt und wurde im Auftrag der Linsinger Maschinenbau GmbH aus Österreich in knapp einem Jahr entwickelt. Das Gerät ist 2,5 Meter lang, 1,8 Meter hoch und 60 Zentimeter breit und wird unter den Zug gehängt, oben drauf wird der Wasserstofftank installiert. Dieser Spezialzug werde als einziges Fahrzeug dieser Art auch in die Londoner U-Bahn passen, hieß es.

Die Fahrzeuge dienen dazu, Schienen abzufräsen, um Unebenheiten zu beseitigen. Der Antrieb sei nicht nur CO2-neutral, sondern es würden während der Arbeit unter Brücken und in Tunneln auch keine Schadstoffe freigesetzt, die die Arbeiter belasten, erklärte Sebastian Goldner, der technischer Leiter der Firma. Während der Fräsarbeiten könne sich das Spezialfahrzeug mit einem Kilometer pro Stunde bewegen, auf der Fahrt vom und ins Depot sei eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 100 möglich. Noch im Juli solle das Gerät ausgeliefert werden. Der nächste Schritt sei die Zulassung des damit ausgerüsteten Zuges durch die Behörden.

Aiwanger hatte die Firma Proton Motor bereits vor zwei Jahren besucht und damals symbolisch den roten Knopf für die Produktion von Brennstoffzellen gedrückt. Am Mittwoch zeigte er sich begeistert. Die neue Anwendung belege, dass Wasserstofftechnologie nicht nur graue Theorie sei, wie Kritiker monierten, sondern anwendungsreif und auch Kunden finde, die dafür zahlten. Der Minister sieht bereits Personenzüge, Autos, Lastwagen und Schiffe mit Brennstoffzellen fahren und in der Zukunft Flugzeuge damit abheben. Aiwanger schwärmte vom "grünen Wasserstoff aus regenerativen Quellen", den man aus vielen Ländern in Form von Methanol, Ammoniak oder Wasserstoff importieren werde, statt sich wie bei Öl und Gas von wenigen abhängig zu machen. Proton-Motor-Geschäftsführer Manfred Limbrunner erklärte, dass mit zwei Antriebssystemen plus einer Batterie für die Anfahrt tatsächlich ein Personenzug bewegt werden könne. Auch bei der Fräsmaschine sei eine Batterie notwendig, weswegen von einem Hybridsystem die Rede ist. Dabei handele es sich um die erste Schienenfräsmaschine dieser Art weltweit, wie Goldner betonte.

Limbrunner berichtete, dass das Unternehmen in Puchheim expandiere, man habe 20 bis 30 neue Mitarbeiter eingestellt und benötige mehr Platz. Gleichwohl bewegten sich die Stückzahlen immer noch in einer Größenordnung, in der die Aufträge "händisch" erledigt werden können. Der Einstieg in die Großserienproduktion mit einem größeren Partner ist noch nicht gelungen. Und die Konkurrenz schläft nicht. Der Geschäftsführer berichtete, dass er gerade einen Kunden verloren habe, weil eine chinesische Firma Brennstoffzellen zu einem Zehntel des Preises angeboten habe. "Solche strategischen Preise können wir uns nicht leisten."

Aiwanger verwies auf die Unterstützung aus dem Forschungsprogramm des Freistaates sowie das Wasserstoff-Bündnis Bayern, in dem man rund 200 Partner aus Industrie und Kommunen zusammengebracht habe, um die Technologie zu fördern. Der FW-Politiker riet der Führung von Proton Motor zudem, sich an Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) zu wenden, der für die Seenschifffahrt zuständig ist. "Der soll die bayerische Hochseeflotte mit Brennstoffzellen-Antrieben ausrüsten."

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