Puch:Die Heilerin

Mit einer Lesung und einem Gottesdienst im byzantinischen Ritus ehren Gäste aus der Ukraine in Puch ihre "Ortsheilige" Edigna. Das Historienstück wird dort noch an zwei Wochenenden aufgeführt

Von Manfred Amann, Puch

Ein hochkarätiger Besuch aus der Ukraine hat am Sonntag die selige Edigna in Puch beehrt. Anlässlich der Edigna-Spiele waren etwa 40 ukrainische Gäste angereist, um die neue Aufführung der Laienschauspieler "Ex Voto Edigna - Was vom Baum blieb" von Marcus Everding zu sehen und mit den Puchern in der Pfarrkirche Sankt Sebastian einen Gottesdienst zu feiern. In einer Lesung aus einem Roman der ukrainischen Schriftstellerin Tetjana Pyschnjuk war zudem zu erfahren, wie das Wirken "ihrer Ortsheiligen" in der Ukraine gesehen wird.

Edigna-Tage

Edigna-Vereinsvorsitzende Edigna Kellermann erhält in der Kirche von Puch den Segen des ukrainischen Bischofs Petro Kryk.

(Foto: Günther Reger)

Neben der Verehrung der seligen Edigna sei dem Edigna-Verein Puch auch die Außenwirkung ihres legendären Lebens vor rund 900 Jahren ein Anliegen, sagte Edigna Kellermann. Das Gedenken und besonders die Spiele sollten eine Brücke bilden zwischen den Herkunftsländern von Edignas Eltern, Heinrich I., König von Frankreich, und Anna, Tochter des Fürsten Jaroslav von Kiew, wünscht sich die Vorsitzende. Seit 30 Jahren pflege der Verein die Partnerschaft mit der Ukraine und leiste so einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung und zur europäischen Integration. Man könne die Freundschaft mittlerweile als gelungenen Brückenschlag ansehen, befand Vorstandsmitglied Andreas Lohde. Der Exarch der Katholischen Ukrainer, Petro Kryk, zelebrierte den Festgottesdienst mit zwei weiteren Bischöfen im byzantinischen Ritus. Priesteranwärter aus dem Land, die sich in Eichstätt auf den Beruf vorbereiten, sangen dazu religiöse Lieder aus der Heimat. Unter den vielen Würdenträgern waren auch hohe Vertreter des ukrainischen Generalkonsulates in München. "Wir unterstützen die regelmäßigen gegenseitigen Besuche der Edigna-Verehrer, um die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland, speziell Bayern, und der Ukraine voranzubringen", sagte Konsul Oleksandr Prokopenko.

Edigna-Tage

Schriftstellerin Tetjana Pyschnjuk (links) und Übersetzerin Olena Novikova gestalten eine Lesung.

(Foto: Günther Reger)

Dass die selige Edigna auch in der Ukraine eine Vielzahl von Verehrern hat, lässt sich unter anderem daraus ableiten, dass ihr Leben und ihr Wirken in Puch auch in der Heimat ihrer Kindheit Eingang in die Literatur gefunden hat. Ein Beispiel dafür liefert das Buch "Das ungelöste Postskriptum" von Tejana Pyschnjuk, die als Mitglied des ukrainischen Schriftstellerbundes hohes Ansehen genießt. Unter der Überschrift "Rückkehr ins Morgen" schildert sie in dem historischen Roman einfühlsam, wie Edigna Heilkräuter und Beeren sammelt, Tinkturen und Salben herstellt und Menschen empfängt, um sie zu heilen. "Fast genauso, wie ich mir die Örtlichkeit in Puch mit der Linde vorstellte, als ich des Buch schrieb, ist es auch", verriet die Autorin, die ihre Lesung mit Übersetzungen von Lena Novikova vom Institut für Slavische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität gestaltete. Dabei wurde deutlich, dass sich Edigna stets auch Sorgen um ihre alte Heimat machte, die damals im Kampf zwischen Fürsten aufgerieben zu werden drohte. "Oh Himmel, solange meine Hände noch warm sind, dämpfe die Unruhe meiner Rus` (Heimatregion), schläfere böse Absichten ihrer Feinde ein. Oh Herrgott, lasse böse Beleidiger die majestätische Stadt Kyiv (Kiew) nie vernichten. Bewahre für ewig mein stolzes Volk. Gib ihm Kraft, den kalten Spießen der Lügen standzuhalten", lässt die Autorin Edigna in der Linde beten. Möglicherweise habe sie ja Schuldgefühle gehabt, dass die politische Lage in ihrer Heimat darin gründen könnte, dass sie sich der Staatsräson nicht habe beugen wollen und vor der Zwangsheirat geflohen sei, so die Schriftstellerin.

Edigna-Spiele,, Gemeinschaftshaus in Puch, noch bis zum 17. März, jeweils samstags und sonntags um 14 und 18.30 Uhr.

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