Premiere:Bis niemand übrig ist

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Allinger Theaterverein zeigt berühmtes Agatha-Christie-Stück

Von Manfred Amann, Alling

Will man es schaurig haben oder obskur, aber nicht vollkommen schrecklich, ist Agatha Christie die richtige Krimiautorin. Ihr meist verkaufter Roman "Und dann gab's keines mehr" hat Millionen von Menschen gefesselt. Bei der Bühnenaufführung der vertrackten Todesserie, in der ein Hausgast nach dem anderen auf mysteriöse Weise umkommt, bleibt kaum ein Zuschauer unberührt. In dem Stück, das der Kultur- und Theaterverein Alling (KTV) nun aufführt, bleibt bis zum Schluss rätselhaft, wer für die Todesfälle verantwortlich ist. Zwei Stunden lang bieten die Laienschauspieler des KTV unter der Regie vom Helene Wutz-Weiler und Christof Schachtl in höchster Konzentration Spannung.

Bei der Premiere am Samstag im voll besetzten Bürgersaal gab es lang anhaltenden Applaus und beim Ausklang im Theater-Bistro von Simone Stenzer und ihrem Team viel Lob für jeden Darsteller. "Wir wurden gefragt, ob wir uns das schon Tausende Male gespielte Stück, das fast jeder kennt, wirklich antun wollen", sagte die Regisseurin. "Und wir haben uns ran gewagt". So erlebten die Zuschauer ein ebenso anspruchsvolles wie aufregendes und sehr unterhaltsames Theater, bei dem alle Schauspieler glänzten. Den meisten Applaus bekamen Christof Schachtl als Richter Sir Wargrave und seine Tochter Magdalena, die als Vera Claythorne alle Gemütslagen von mitfühlend und traurig bis ängstlich und hysterisch vorzüglich durchlebte.

Mr Rogers (Hans-Peter Contro) und seine Frau Ethel (Anja Leenertz) sind als Diener verdächtig, und die prinzipientreue Emily Brent (Sonja Beyer) stößt mit ihren Anschauungen alle vor den Kopf. Der zittrige Ex-General Mackenzie (Peter Fömpe) steigert sich in Angstverwirrung und der Nervenarzt Armstrong (Horst Zanner) droht die Nerven zu verlieren. In einem stilgerecht eingerichteten Wohnzimmer eines Ferienhauses auf einer Insel vor Südengland, das Herbert Weiler mit architektonischem Talent und Präzision auf die Bühne zauberte, stecken auf Stäben zehn kleine Tonköpfchen. Immer wenn jemand auf unerklärliche Weise zu Tode gekommen ist, verschwindet ein Kopf - ganz so wie in dem Kinderlied "Zehn kleine Kriegerlein" (früher Negerlein), das Agatha Christie als ursprünglichen Titel für das Bühnenstück wählte und das Wolfgang Höll immer wieder auf dem Klavier anklingen lässt.

Nachdem die zehn geladenen Gäste mit dem Schiff auf der Insel angekommen sind, sieht es erst nach einem interessanten Wochenende aus. Jeder bemüht sich, in möglichst positivem Licht zu erscheinen. Doch als aus dem Lautsprecher eine unbekannte Stimme verkündet, dass jeder einzelne für seine Verbrechen die gerechte Strafe bekommen soll, wechselt die Stimmung unversehens. Eingeladen hat ein Mister Owen, den keiner kennt, der anscheinend auch nicht anwesend ist, und der schnell zum gespenstischen Nobody wird. Anthony Marston, vortrefflich gespielt von Uwe Wieland, ein Lebemann, der mit seiner rücksichtslosen Fahrweise prahlt, ist das erste Opfer. Es folgt ein Schreckensmoment auf den anderen. Dazwischen gibt es kurze, heitere Szenen, die durch das unbekümmerte Auftreten von Philip Lombard amüsieren, den Matthias Handel fantastisch interpretiert. Horst Kessler als korrupter Polizist William Blore bringt durch sein zuweilen aggressives und undurchsichtiges Taktieren bei der Suche nach dem Mörder Abwechslung in die triste Situation, die von Todesangst geprägt ist. Die Frage, wer ist der oder die nächste, lässt die Gäste beichten und jeder verdächtigt jeden, bis noch einer, oder eine, übrig bleibt.

Weitere Aufführungen am Dienstag, 30. April, sowie am Freitag und Samstag, 3. und 4. Mai, 20 Uhr, Einlass 19 Uhr.

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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