Preiswürdiges Umweltengagement:Drei grüne Engel

Bernhard Kösler wird vom Umweltministerium für den "Garten der Begegnung" ausgezeichnet; Xaver Vöst und Marian Conrad für ihre Pfandbecher

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Einen Garten zu schaffen, der viele interessiert und der ein Ort der Begegnung ist, war Bernhard Köslers Ziel, als er 2003 in Germering in der Alfons-Baumann-Straße ein kleines botanisches Areal anlegte. Der 82-Jährige ist dafür nun vom bayerischen Umweltministerium mit dem Grünen Engel ausgezeichnet worden. Das Ministerium lobt das "hervorragendem Engagement", mit dem Kösler den Garten "mit sozialer Ausrichtung und barrierefreier Gestaltung" als "gesellschaftlichen und generationsübergreifenden Treffpunkt" bis 2017 geleitet habe. Ehrenamtlich habe er Führungen und Vortrage organisiert. Initiator des Projekts war der Behindertenbeirat der Stadt Germering, gemeinsam mit der BG Immobiliengruppe, der Curanum AG und dem Verein "Würde im Alter".

Preiswürdiges Umweltengagement: Der Germeringer Bernhard Kösler ist für seinen "Garten der Begegnung" geehrt worden.

Der Germeringer Bernhard Kösler ist für seinen "Garten der Begegnung" geehrt worden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Zentrum des Gartens steht die Weltkugel eines Brunnens, der momentan saniert wird. Kreisförmig darum gruppieren sich die Beete, die Kösler in Themenbereiche eingeteilt hat: Arznei- und Heilpflanzen, Aromapflanzen, Giftpflanzen, Hexen- und Teufelskräuter, Brauchtums- und Gewürzpflanzen. Es gibt einen Duftrasen, dessen Betreten Kösler empfiehlt, am besten barfuß, außerdem, für die Teezubereitung, Melissen- und Minzbeete. Gezeigt werden auch Gemüse, Getreide und Energiepflanzen. Die einzelnen Gruppen sind mit farbigen Punkten auf den Schildern gekennzeichnet, die die Pflanzennamen tragen und die wichtigsten Wirkungen erklären. Giftpflanzen wie die Tollkirsche oder die Maiglöckchen haben einen violetten Punkt, Teufels- und Hexenkräuter wie der Teufelsabbiss oder der Natternkopf tragen einen violetten, Arznei- und Heilpflanzen wie Sanddorn und Johanniskraut sind pink gekennzeichnet.

Preiswürdiges Umweltengagement: Im "Garten der Begegnung" wachsen unter anderem Kohlrabis.

Im "Garten der Begegnung" wachsen unter anderem Kohlrabis.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Dabei ist Kösler kein ausgebildeter Gärtner oder Landschaftsarchitekt, sondern Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik. Die Kenntnisse für den Garten eignete er sich in der Rente bei Vorlesungen an Münchner Universität in Biologie, Botanik, Medizin und Pharmazie an. Noch immer erzählt er kenntnisreich von den Pflanzen und ihren Heilwirkungen, so wie er es viele Jahre bei Führungen für Schulklassen, Kindergartengruppen, alte Menschen und solche mit Behinderung getan hat. 2017 hat er die Gartenleitung kommissarisch an Klauspeter Siegl abgegeben. Aber zuhause fühlt er sich dort immer noch.

Der Garten ist, so klischeebeladen das Bild auch ist, tatsächlich einer für alle Sinne: Man kann sich an der Schönheit der Blüten erfreuen, den Duft der Pflanzen aufnehmen, ihren Geschmack probieren, sofern sie nicht giftig sind, und die Pflanzen des Duftrasens an den Fußsohlen spüren. Man kann zudem auch die verschiedenen Texturen fühlen, etwa die flauschigen Blätter des Wollziests. "Die fühlen sich an wie ein Hasenohr", sagt Kösler. "Die Kinder nehmen gern ein Blatt davon mit nach Hause." Und weil viele blühende, einheimische Pflanzen dort wachsen, hört man auch Bienen und Hummeln herumsummen.

Preiswürdiges Umweltengagement: Das kleine botanische Projekt "Garten der Begegnung" von Bernhard Kösel erfreut sich seit 2003 großer Beliebtheit.

Das kleine botanische Projekt "Garten der Begegnung" von Bernhard Kösel erfreut sich seit 2003 großer Beliebtheit.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

So können dort auch Sehbehinderte und Blinde oder andere Menschen mit Behinderungen den Garten erleben, auch für sie wurden Führungen angeboten. Kösler betont, dass der Duftrasen auch mit dem Rollstuhl befahren werden kann. Der Garten kann jederzeit besucht werden, Führungen werden momentan aber nicht angeboten. Daniela Palme, die die Gartenleitung übernehmen wird, will sie aber wieder anbieten, auch ein Ferienprogramm soll wieder stattfinden. Dazu muss sich die 48-Jährige, die aus der Jugendarbeit kommt, aber erst in die "Gartensachen einarbeiten", wie sie selbst sagt.

Preiswürdiges Umweltengagement: Die Gymnasiasten Marian Conrad und Xaver Vöst sind für ihre Pfandbecher ausgezeichnet worden.

Die Gymnasiasten Marian Conrad und Xaver Vöst sind für ihre Pfandbecher ausgezeichnet worden.

(Foto: Privat)

Ein "Grüner Junior Engel" ging an Xaver Vöst und Marian Conrad. Die beiden 17-jährigen Gymnasiasten haben vor zwei Jahren an ihrer Schule, dem Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck, ein Pfandsystem für Kaffeebecher eingeführt und damit die Einmal-Becher an ihrer Schule abgeschafft. Mehr als 2600 Kaffeebecher aus dem nachwachsenden Rohstoff Bambus pro Jahr hatten die Gymnasiasten bis dahin verbraucht im Schnitt. "Einen nachahmenswerten Beitrag zur Ressourceneinsparung und Müllvermeidung", nennt das bayerische Umweltministerium das in der Laudatio.

Conrad und Vöst waren in ihrer Klasse die beiden Energie-Beauftragten, die es in jeder Klasse des Gymnasiums gibt. Sie sind dafür zuständig, Energieverschwendung einzudämmen. Auf das Pfandsystem am Gymnasium sei die Stadt Fürstenfeldbruck aufmerksam geworden und habe die Idee aufgegriffen, berichtet Vöst. Daraus entstand der Brucker Becher, der inzwischen in mehr als 20 Geschäften und in anderen Schulen akzeptiert wird. Wer Kaffee unterwegs trinken will, kann ihn in einem der Cafés oder Bäckereien kaufen, für den Becher zwei Euro Pfand bezahlen, und ihn bei einem anderen Laden wieder abgeben. Dann bekommt er das Pfand zurück.

"So ein Preis ist ein Zeichen der Wertschätzung", sagt Vöst. "Es ist schön, wenn man eine Anerkennung für seinen Einsatz bekommt." Der sei auch dringend nötig, findet der junge Mann, dem der Klimawandel große Sorgen bereitet: "Es brennt lichterloh." Man müsse einfach anfangen, etwas zu tun, "und es hat funktioniert". An den Freitag-Demonstrationen für das Klima hat er sich bisher aber nicht beteiligt. Denn er habe viel zu tun, und die Demos seien für ihn negativ behaftet, weil doch einige Schüler sich nur beteiligten, weil sie nicht in den Unterricht wollten. "Die Initiative ist aber okay. Nur durch den Regelbruch schafft man Aufmerksamkeit", sagt er.

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