Preisverleihung:Nachdenkliches zur Stadtmitte

Lyrik Puchheim

Ausgezeichnete Hobbydichter: Wolfgang Englmaier (von rechts), Vernon Uhlenbruck, Ilona Wibers und Marianne Lindner-Köhler mit Ramona Weiß.

(Foto: Ulrike Steigerwald)

Ein philosophisches Gedicht gewinnt beim Puchheimer Lyrikwettbewerb

Von Katharina Knaut, Puchheim

"Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst mit deinen Sorgen: Dann zeigt die Stadt, dir asphaltglatt, im Menschentrichter Millionen Gesichter." Mit diesen Zeilen aus Kurt Tucholskys Gedicht "Augen in der Großstadt" eröffnet Ramona Weiß, die Puchheimer Kulturreferentin, die Preisverleihung des zweiten Lyrik-Wettbewerbs der Stadt. Etwa 60 Menschen haben sich versammelt, um der Verkündung des Ergebnisses beizuwohnen.

Zunächst ist die Stimmung im Puc recht entspannt. Es ist später Nachmittag, die meisten haben gerade Kaffee getrunken, vor manchen steht schon das erste Bier. Erst als Weiß die Bühne betritt, werden die Blicke erwartungsvoll.

Insgesamt 15 Puchheimer haben sich an dem Wettbewerb beteiligt, der unter dem Motto "Im Herzen Puchheims - die neue Stadtmitte", stand. Die Worte von Kurt Tucholsky, mit denen Ramona Weiß die Veranstaltung eröffnet hatte, wirken dabei fast wie eine Musterlösung, ein Beispiel, wie man die Aufgabe elegant lösen könne. Denn das Beschreiben persönlicher Erlebnisse, Eindrücke und Wünsche für die neue Stadtmitte sollten die eingesendeten Gedicht zum Inhalt haben.

Dem 70-jährigen Vernon Uhlenbruck ist es nach Meinung der Jury am Besten gelungen, er geht als Sieger des Wettbewerbs hervor. Den zweiten Platz belegt Wolfgang Englmaier, der den ersten Wettbewerb vor zwei Jahren gewonnen hatte. Den dritten Rang gab es gleich zweimal: für Marianne Lindner-Köhler und Ilona Wiebers, die ehemalige Kulturreferentin. Man habe sich einfach nicht entscheiden können, so Weiß. "Wir haben zweieinhalb Stunden diskutiert, konnten uns aber nicht einigen. Deswegen haben wir zwei Drittplatzierte."

Insgesamt vier Gewinner, die im Sommer ihre Gedichte bei einer dafür organisierten Veranstaltung vortragen dürfen. Als kleine Kostprobe lesen Uhlenbruck und Englmaier ihre Gedichte aber bereits vorab bei der Preisverleihung. Während der Darbietung ist es sehr still im Saal, selbst die Kinder lauschen den lyrischen Worten der beiden Männer. Darbietungen, wie sie in Inhalt und Vortragsart nicht unterschiedlicher sein könnten. Englmaiers Gedicht ist gefühlvoll, in einer lebhaften Schilderung beschreibt er die Gründung der Stadtmitte, um am Ende einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Passend zum Inhalt artikuliert er mit kraftvoller Stimme und unterstreicht seine Worte mit Gesten. Uhlenbrucks Gedicht ist weniger gefühlvoll, sondern eher philosophisch und nachdenklich. Puchheim wird nicht namentlich genannt und erst bei genaueren Hinhören versteht man die Verbindung. Passend zum Inhalt ist auch sein Vortrag: seine Stimme ist ruhig, die Gesten weniger ausdrucksstark, der Ton nachdenklich.

Die Nachdenklichkeit und die Tiefgründigkeit hätten die Jury am Ende überzeugt, so Weiß. "Ich muss gestehen, am Anfang war ich skeptisch." Je öfter sie es aber gelesen habe, desto mehr Bedeutung habe sie in den Zeilen gesehen. "Es lässt sehr viel Raum für Interpretationen." Und die philosophische Richtung sei mal etwas anderes gewesen.

Das sei für seine Lyrik charakteristisch, meint Uhlenbruck. Seit 20 Jahren schreibt er Gedichte. Zu seinen Vorbildern zählt unter anderem Hermann Hesse. Die Natur ist dabei sein Lieblingsthema. "Die Gedichte sind aber mehr für den Hausgebrauch", erklärt er. Der Lyrik-Wettbewerb in Puchheim ist sein erster. Er habe eigentlich auch nicht geplant mitzumachen, erst ein paar Tage vor Einsendeschluss hat er durch Zufall davon erfahren. "Ich habe nicht damit gerechnet zu gewinnen." Es hat ihn aber sehr gefreut. "Es ist eine Bestätigung für das, was man tut." Beim nächsten Mal möchte er wieder teilnehmen. Außerdem überlegt Uhlenbruck, seine Gedichte, die er über die Jahre verfasst hat, zu veröffentlichen. Das sei bisher aber nur ein Gedankenspiel.

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