Es sei einfach praktisch, mal zwischendurch und ohne lange Reservierung vorbeikommen zu können. Es ist kurz nach 13 Uhr am Dienstag, Timo Seeberger aus Puchheim nutzt einen Termin in der Nähe für einen Abstecher ins Fürstenfeldbrucker Impfzentrum. Dort ist um die Zeit kaum was los, ohne lange Wartezeit kommt der 43-Jährige ziemlich schnell an die Reihe. Und weil sich das Impfen ohne vorherige Terminvereinbarung bewährt hat, wird das zum Wochenende als Testlauf begonnene Angebot über diesen Mittwoch hinaus vorerst unbefristet weitergeführt.
Das ist deshalb möglich, weil die Nachfrage bundesweit deutlich zurückgegangen ist und sich die Verantwortlichen Gedanken machen müssen, wie sie den Impfstoff an Mann und Frau und Kind bringen - um die Pandemie in den Griff zu bekommen und halbwegs zum Alltag zurückkehren zu können. Fernziel bleibt die Herdenimmunität, dafür aber müssten sich etwa 85 Prozent der Bevölkerung immunisieren lassen. Das Impfzentrum ist von seiner Kapazitätsgrenze von 950 Impfungen pro Tag mittlerweile aber weit entfernt. Der medizinische Leiter Matthias Skrzypczak beziffert die Zahl der Spritzen zurzeit auf täglich etwa 400. Knapp die Hälfte kommt mit festem Termin, der Rest eher spontan. Längere Schlagen bildeten sich nur kurzzeitig, denn personell sei man "ganz gut aufgestellt", sagt Skrzypczak am Dienstag. Das bestätigt Amelie Kayser, die diensthabende Schichtleiterin des Roten Kreuzes. Sie steht entspannt vor dem ehemaligen Aldi-Gebäude an der Industriestraße, durch das seit Dezember bereits mehr als 120 000 Menschen geschleust worden sind. Längst hat sich dort alles eingespielt. Größere medizinische Probleme mit der Verträglichkeit der Vakzine sind bis heute nicht bekannt geworden.
"Heute Früh war zeitweise viel los, aber das hat sich jetzt wieder beruhigt", sagt Kayser. Vor allem viele Jüngere seien gekommen, nachdem die älteren und als gefährdeter geltenden Generationen bereits weitgehend durchgeimpft sind. Vor allem Schüler ab zwölf Jahre stehen nun stärker im Fokus. Für sie sollen von Montag bis Donnerstag vermehrt Zeiten von 13 Uhr an reserviert werden, sagt Skrzypczak.
An diesem Mittwoch soll im Landratsamt ausgelotet werden, welche weiteren Möglichkeiten es geben könnte, näher an die Menschen zu kommen. Ob es wirklich sinnvoll ist, in Supermärkte oder Möbelläden zu gehen, da ist sich der 39 Jahre alte Arzt nicht so sicher. Schließlich hat das Impfzentrum auch schon regulär von Montag bis Sonntag von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Aber verstärkt Angebote beispielsweise an Wochenenden in ländlichen Gemeinden oder Bereichen mit sozialen Brennpunkten zu machen, das hält Skrzypczak durchaus für denkbar. Nachgedacht wird auf Landkreisebene offenbar auch über Möglichkeit, Religionsgruppen wie Muslime besser einzubinden. Eine Impf-Late-Night bis 24 Uhr beispielsweise am Freitag wäre ebenfalls ein plausibles Konzept.
Höchste Flexibilität ist bereits gegeben bei der Auswahl der Impfstoffe. Lediglich für Unter-18-Jährige ist Biontech/Pfizer vorgegeben. Alle anderen Impfwilligen haben freie Auswahl. Astra Zeneca hat zwar wegen seltener Krankheitsfälle ein gewisses Imageproblem. Dennoch lehnt etwa ein Drittel der Personen, das die Erstimpfung mit Astra Zeneca bereits erhalten hat, die mögliche "Kreuzimpfung" ab und entscheidet sich erneut für dieses Vakzin. Weil alle Impfstoffe mittlerweile mindestens für vier Wochen Lagerung freigegeben worden sind, hat das Impfzentrum genügend Vorrat. Recht begehrt scheint zurzeit Johnson & Johnson zu sein, weil damit eine einzige Spritze für den Impfschutz reicht.
Aktuell Vgl. Vortag
Infizierte gesamt: 9783: + 5
Genesene gesamt: 9583; --
Tote mit Coronabefund: 140; + 0
Gesamtzahl 1. Impfung: 113 877; +285
davon Impfzentrum: 65 416; + 171
davon Arztpraxen: 48 461; + 114
Gesamtzahl 2. Impfung: 90 032; + 607
davon Arztpraxen: 36 010; + 502
Impfquote Erstimpfung: 51,98%; 51,85%
Impfquote Zweitimpfung: 41,10% ; 40,82%
Sieben-Tage-Inzidenz RKI: 17,8; 17,3
Quellen: Landratsamt, BRK, Robert-Koch-Institut
Timo Seeberger, der an dem kleinen Bistro-Tisch am Eingang Ausweis und Impfpass vorlegt, will Biontech/Pfizer oder Moderna, aber eher nicht Astra Zeneca. Irgendwie habe er es lange versäumt, sich über das Impfportal zu registrieren und einen Termin zu reservieren. In seinem Umfeld habe man ihn dann aber mit sanftem Druck ermuntert, dies nachzuholen. Geht ja auch alles ganz schnell.
Einzige Voraussetzung für eine Corona-Schutzimpfung im Brucker Impfzentrum ist die vorherige Registrierung unter impfzentren.bayern oder unter der Hotline 08141/400 450 (für Kinder nur telefonisch). Nach erfolgter Registrierung müssen die über das Portal zur Verfügung gestellten Impfdokumente ausgefüllt und mitgebracht werden.