Politik:Gemütliches Beisammensein als Eigenwerbung

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Maisachs CSU nutzt ihr Bürgerfest, um die Partei von der besten Seite zu zeigen

Von Karl-Wilhelm Götte, Maisach

Leonhard Hainzinger ist beim CSU-Bürgerfest auf dem Maisacher Rathausplatz so etwas wie der Hüpfburg-Manager. "Die Großen müssen jetzt raus", ruft er nachdrücklich, "die Kleinen dürfen jetzt zehn Minuten lang rein." Die Kinder folgen brav. Schert ein Zehnjährige aus, nimmt ihn sich Hainzinger sofort zur Brust. Er trägt wie alle CSU-Mitglieder an diesem späten Samstagnachmittag ein blaues Hemd. "Gemeinsam die Zukunft gestalten - ich bin dabei", steht als CSU-Parole hinten drauf. Vorne ist zu lesen: "Maisach unsere Gemeinde und unsere Heimat."

Es wird alljährlich mit der CSU gefeiert. Die Biertische sind am frühen Abend noch nicht alle gefüllt. "Die Leute sind noch beim Baden, die kommen später", sagt Bürgermeister Hans Seidl (CSU). So kam es dann auch. "So etwa 550 Besucher sind gekommen", schätzt Seidl am Morgen danach. Es wären etwas weniger als sonst gewesen. "Wir hatten schon mehr als 700, aber einige konnten sich nach dem Baden wohl nicht mehr aufraffen", so der Bürgermeister. Seidl hat das Fest 1999 als damaliger Ortsvorsitzender der Partei eingeführt. "Damals ist noch niemand gekommen, aber über die Jahre hinweg hat sich das prima eingespielt", sagt der CSU-Politiker.

So ein Bürger-/Sommerfest ist nicht nur ein Fest für die eigenen 130 Mitglieder in Maisach mit seinen ziemlich verstreut liegenden sechs Ortsteilen, es ist natürlich auch eine Veranstaltung, um Sympathisanten und Bürger an die Partei zu binden. So setzt sich die amtierende Ortsvorsitzende Silvia Heitmair an diesem Abend an möglichst viele Tische, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Über Politik wird nicht viel geredet, aber auch, stehen doch die Landtagswahlen im Oktober an. So ist unübersehbar ein großes Transparent gespannt, dass Benjamin Miskowitsch zeigt. Der Mammendorfer ist der CSU-Landtagsdirektkandidat für Fürstenfeldbruck-Ost. Miskowitsch hatte der Maisacher CSU in Aussicht gestellt, dass er beim Bürgerfest vorbeikommt. Er kam dann doch nicht. "Er war terminlich verhindert", erklärte Hans Seidl. Wenn am diesem Abend über Politik diskutiert wurde, ging es natürlich auch um die Wahlaussichten. Seidl traut den Umfragen, die aktuell nur 38 Prozent für die CSU betragen, nicht so Recht. "Viele konservative Wähler halten sich bei den Umfragen zurück", meint er. "Knapp 40 Prozent sind wohl eine ehrliche Tendenz."

"Vielleicht ist man mit dem Flüchtlingsthema der AfD zu sehr hinterhergelaufen", sagt Leonhard Hainzinger, 66, der seine Hüpfburg am Abend "geschlossen" hat. Er ist seit 45 Jahren in der CSU und scheint die momentan negative Tendenz für seine Partei gelassen zu nehmen. Seidl kritisiert die umstrittenen Äußerungen der CSU-Parteispitze. "Die sind am guten Ton vorbei und deshalb nicht gut. Die Menschen wollen keine Kraftsprüche hören, sondern lösungsorientierte Ansätze." Doch politische Debatten waren an diesem Abend dann doch nur Nebensache. Die Besucher genossen das Beisammensein und ein DJ verbreitete mit seiner Schlagerauswahl von den Sechziger- bis zu den Neunzigerjahren beste Stimmung rund um das Rathaus.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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