Internationaler Weltfrauentag:Poesie und Musik für Gleichberechtigung

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Sina Bahr,   amtierende Poetry-Slam-Stadtmeisterin von München, bereichert das Kulturprogramm bei der Veranstaltung der SPD Eichenau. (Foto: SPD Eichenau)

Bewegende Texte über Mütter, Selbstwert und gesellschaftliche Erwartungen wechseln sich bei der „Mixed-Show“ der SPD Eichenau mit humorvoller Gesellschaftskritik ab.

Von Katarina Bergmann, Eichenau

Die Friesenhalle in Eichenau ist an diesem Sonntagabend voll besetzt, zusätzliche Stühle müssen noch herangeschafft werden. Der Anlass: eine „Mixed-Show“ der SPD Eichenau, die zum Internationalen Frauentag eine besondere Mischung aus Poetinnen und Singer-Songwriterinnen bietet. Die Texte und Lieder des Abends handeln von Herausforderungen alleinerziehender Mütter, gesellschaftlichem Druck und der Unsichtbarkeit von Frauen in Chefetagen. Mal poetisch, mal bissig und humorvoll werden Missstände benannt und Stereotype hinterfragt.

Eine Hommage an Mütter und das eigene Selbstbild

Sina Bahr ist amtierende Poetry-Slam-Stadtmeisterin von München. Sie eröffnet den Abend mit einem bewegenden Text über ihre alleinerziehende Mutter: „Dir ist so viel passiert im Leben, ich hätt’ schon längst aufgegeben“, sagt sie und macht damit die Bewunderung für ihre Mutter deutlich. Früher sei sie ihr manchmal peinlich gewesen, heute erkenne sie sich in ihr wieder – und ist stolz darauf.

In einem  weiteren Text reflektiert Bahr über ein Gespräch mit einer Freundin: Warum vergleichen sich Frauen ständig mit anderen und messen ihren Wert an der Wahrnehmung von Männern? Bahrs Fazit: „Der Mensch uns gegenüber singt die gleichen Klagelieder“, denn keiner sei frei vom ewigen Vergleichsdenken. Der Text wird zu einem Plädoyer für gegenseitiges Empowerment statt Konkurrenzdenken.

Gesungene Gesellschaftskritik

Katrin Freiburghaus bringt mit ihrem ersten Lied eine humorvolle, aber treffsichere Kritik an männlichen Privilegien auf die Bühne. Volker Wissing habe mal gesagt, dass es eine gute Idee sei, weniger Foodcontent auf Instagram zu posten, um CO₂ einzusparen, sagt sie vor ihrem Lied schmunzelnd. „Als Verkehrsministerin würden mir da ein oder zwei andere Dinge einfallen“, scherzt sie. Im Lied bleibt unter anderem auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nicht unverschont: „Markus hat den Feind erkannt: Es ist der Stern beim Gendern - das ist gut, denn so muss niemand etwas ändern“, singt Freiburghaus. In einem anderen Lied zeigt sie auch eine andere Seite: Da thematisiert sie die unsichtbare Last der Care-Arbeit, die viele Frauen täglich schulterten.

Von Tierfabeln und ungewollten Ratschlägen

Verena Richter ist kurzfristig für Singer-Songwriterin Anne Meinhardt eingesprungen. In ihren Kurzgeschichten treffen absurde Szenarien auf feinsinnigen Humor: Eine Maus wärmt einen Elefanten, während eine Gabel davon träumt, mit einem Pfannkuchen zu sprechen.

„Liebes Tagebuch“ - so beginnt der erste Text von Meike Harms. Sie liest aus Tagebuchseiten vor, darauf hält sie fest: „Ich habe Stress“, denn „die Welt macht komische Dinge“. Sie thematisiert, dass es in Chefetagen mehr „Christians“ als Frauen gebe – Frauen seien immerhin gleichauf mit den „Olivers“, vermerkt sie zynisch. In einem anderen Text plädoyiert sie für eine „Buchdruckmassage“: Es brauche mehr Poesie, um die Gegenwart zu bewältigen: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin, weil sie alle heute Abend in Eichenau sind“, sagt sie und das Publikum klatscht begeistert.

Als Moderatorin führt Mary Long charmant durch den Abend - in einem eigenen Text zählt sie außerdem all die Dinge auf, die Frauen angeblich tun sollten – vom Kühlschrankputzen bis zum Heckenstutzen – und kommt zu dem Schluss: „Ratschläge sind Schläge. Und die müssen nicht sein.“

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