Platz für Livemusik:Wo die Musik spielt

Lesezeit: 3 min

Weil ihr die Auftrittsmöglichkeit für kleine Bands in Bruck fehlte, eröffnete Regina Mühlthaler vor einigen Monaten Jeaney's Live Music Pub. Auch eine offene Bühne für regionale Gruppen soll es dort bald regelmäßig geben

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Regina Mühlthaler ist Altpunkerin und Cineastin mit Akkordeon-Skills. Ihre Wurzeln liegen geografisch gesehen in Hattenhofen, musikalisch gesehen in der bayerischen Volksmusik. Eine heftige Mischung, die letztendlich aber doch von einem zeugt: einer großen Liebe zu Musik und Kultur. Logische Konsequenz daraus ist, dass die 50-Jährige seit einigen Monaten eine der wenigen Brucker Kneipen führt, in denen es Livemusik gibt: Jeaney's Live Music Pub.

Von außen betrachtet fast unbemerkt hat sich der Laden an der wenig verheißungsvollen Münchner Straße im vergangenen Jahr gewandelt. Schon vor sechs Jahren hat Mühlthaler den Laden als Spielothek von ihrem Lebensgefährten Michael Wilke übernommen. "Ich fand, es muss in Bruck wieder mehr für kleine Künstler gemacht werden", sagt sie. Auf die Idee mit der Livemusik hatte sie eine Gruppe junger Gäste gebracht. Die Spielothek allein reichte kaum, um über die Runden zu kommen, schon seit längerem wollte die Wirtin etwas Neues wagen und musikaffin war sie bereits in ihrer Kindheit. Gemeinsam mit ihrem Vater Sebastian Mühlthaler ist sie bis sie 14 Jahre alt war selbst aufgetreten. "Mit bayerischer Volksmusik", sagt sie und lacht. Weil sie selbst Bühnenerfahrung hat, wisse sie was dazu gehöre, sich vor einem Publikum zu präsentieren. "Ich habe Respekt vor jedem Künstler, der das macht", sagt sie. "Außerdem war es hier schon sehr abgelebt", erklärt sie und blickt auf die Wand, an der sich noch vor einem Jahr das unliebsame Wandgemälde einer nackten, auf einer Palme liegenden Schönheit befand. Nach der Renovierung im April ist es endlich verschwunden.

Wo sich die Sonnenanbeterin einst rekelte, hängen jetzt auf dunkelrot gestrichener Wand die Fotos der Bands, die bisher auf der kleinen Bühne im Pub aufgetreten sind. Etwa zur Eröffnung die niederländische Pop-Punk-Band "Coral Spring", die auf ihrem Weg zum slowenischen Punk-Rock-Holiday-Festival kurz entschlossen einen klangvollen Stopp in Fürstenfeldbruck eingelegt hat. Außerdem die Folk-Punk-Band "Kobberneggisch", die ihre Texte auf fränkisch singt oder der 21 Jahre alte Singer/Songwriter "Markus Kolm", der neben eigenen Songs, glaubt man Wilke und Mühlthaler, eine grandiose Hans-Söllner-Imitation im Repertoire hat.

Auf die Mischung verschiedener Musikstile legt Mühlthaler wert. "Wir sind offen für alles", sagt sie. Um die Akquise und das Booking kümmert sich ihr Lebensgefährte, der in der Akusik-Coverband "Maikay" spielt und als Musiker bereits entsprechende Kontakte hatte. Offenbar haben die Wirtin und ihr Lebensgefährte mit dem neuen Konzept einen Nerv getroffen. Denn bis April findet in Jeaney's Live Music Pub an fast jedem Wochenende mindestens ein Konzert statt. Livemusik-Bühnen gibt es im Landkreis nicht mehr viele. "Es gibt natürlich das Veranstaltungsforum", sagt Mühlthaler, aber dort spielen eben eher die bekannteren Bands. Und dass es nun eine Bühne gibt, auf der auch weniger berühmte Gruppen die Möglichkeit haben, vor Publikum aufzutreten, spreche sich natürlich unter den Künstlern herum. Obwohl das mit dem Publikum gerade zu beginn nicht immer einfach war. "Es gab auch schon eine Band, die vor drei Leuten spielen musste", sagt Mühlthaler. "Das ist einem dann natürlich auch als Wirtin unangenehm." Gerade wo doch der Eintritt bei jedem der Konzerte frei ist. "Das einzige, was wir machen, ist, dass wir am Ende der Auftritte einen Hut herumgeben, in dem jeder, der will, einen kleinen Obolus für den Künstler legen kann", sagt sie.

So schlecht besuchte Konzerte gebe es mittlerweile glücklicherweise selten. Mit der Renovierung sei auch neues Publikum gekommen, auch mehr junge Leute. Von Februar an will Mühlthaler außerdem regelmäßig eine offene Bühne für regionale Künstler anbieten und auch Comedians und Kabarettisten für Auftritte gewinnen.

Von der Spielothek hat sich Mühlthaler nicht ganz trennen wollen. Auch nach der Renovierung gibt es in noch einen großen Bereich mit Spielautomaten und einen separaten Raum, indem Dart gespielt werden kann. "Früher hatten wir vier Dartmannschaften", sagt sie. Heute sind noch zwei Spieler übrig. "Sie suchen noch nach Interessierten." Die Möglichkeit zu spielen, wollte sie ihren Stammgästen nicht nehmen. Dass die doch recht eigenwillige Kombination von Bühne und Spielothek funktionieren kann, davon ist Mühlthaler überzeugt. Immerhin sind Livemusik-Bereich und Automaten optisch voneinander getrennt. Im Musik-Bereich hängen lediglich zwei kleinere blinkende Quälgeister. Mühlthaler deutet auf einen schweren Vorhang. "Der wird zugezogen, dann sind die Automaten nicht mehr sichtbar. Es soll ja auch schön aussehen, wenn die Gäste kommen", sagt sie.

Jeaney's Music Pub, Münchner Straße 3, Fürstenfeldbruck, Programm unter www.jeaneys-musicpub.de

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: