Pläne der Stadt:Kinder protestieren gegen Trafostation

Das Häuschen soll am Rand des Schulhofs errichtet werden. Gespräche von Vertretern der Brucker Philipp-Weiß-Schule mit dem Oberbürgermeister bleiben ergebnislos. Erich Raff warnt vor höheren Kosten und Verzögerungen beim Wohnungsbau

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Protest ist unüberhörbar: Schulleitung, Lehrer, Elternvertreter und auch Kinder wollen die Pläne der Stadt nicht widerspruchslos hinnehmen, ein Trafohäuschen auf eine Ecke des Schulhofs zu verlegen. Ein Gespräch am Mittwochabend mit der Stadtspitze wurde nach etwa zwei Stunden aber ergebnislos beendet. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) will die Entscheidung nicht zurücknehmen. Er führt Kosten- und Zeitgründe ins Feld und hält den Standort für unproblematisch.

Pläne der Stadt: Am Donnerstag demonstrieren Grundschüler in einer Pause erneut gegen die Versetzung der Trafostation auf das Schulgelände - mit selbst gebastelten Plakaten.

Am Donnerstag demonstrieren Grundschüler in einer Pause erneut gegen die Versetzung der Trafostation auf das Schulgelände - mit selbst gebastelten Plakaten.

(Foto: Philipp-Weiß-Schule)

In ausführlichen Briefen hatten sich Rektorin Isabel Martins und Konrektorin Martina Kolbs sowie der Elternbeirat vehement dagegen ausgesprochen, die Trafostation an der Ecke Philipp-Weiß/Julie-Mayr-Straße, die abgerissen werden soll, auf der anderen Seite der Julie-Mayr-Straße neu zu errichten. Denn auf dem Grundstück, auf dem die Station bislang stand, soll möglicherweise bereits im kommenden Jahr mit dem Bau eines Mehrfamilienhauses im geförderten Wohnungsbau begonnen werden - in einem Gemeinschaftsprojekt der Stadt mit einem privaten Bauherrn.

Pläne der Stadt: Die Trafostation, die versetzt werden soll.

Die Trafostation, die versetzt werden soll.

(Foto: Günther Reger)

Geförderten Wohnungsbau begrüßt auch die Schulfamilie. Das Trafohäuschen will sie aber auf keinen Fall auf dem Schulgelände. Als Standortalternative wird der etwas weiter entfernte Volksfestplatz vorgeschlagen. Das würde nach Überzeugung der Schulleitung nicht nur den Pausenhof nebst Grünfläche in voller Dimension erhalten, sondern auch weiter die optimale Feuerwehrzufahrt freihalten.

Rektorin Isabel Martins ärgert sich, dass bereits ein Baum gefällt wurde, dass die Schule erst im Mai über die Pläne informiert worden sei und sie auch auf die dann abgegebene abschlägige Stellungnahme lange keine Antwort erhalten habe. Sie weiß viele Kollegen und Eltern hinter sich, wenn sie sagt: "Sorgen und Ängste der Schulfamilie werden von der Stadt nicht ernst genommen." Auch die Kinder könnten berechtigterweise ein Mitspracherecht einfordern. Den dritten Tag in Folge demonstrierten denn auch viele Schüler am Donnerstag in der Pause auf dem Schulgelände gegen die Versetzung des Trafohäuschens. Sie hielten Plakate hoch mit Aufschriften wie "Wir wollen kein Stromhäuschen" oder "Wir wollen unseren Baum zurück". Für Martins sind diese Willensbekundungen auch von Grundschülern "gelebte Demokratie" unter der Rubrik "Mitdenken, mitreden, mitgestalten". Nach Absprache mit der Schulleitung sei eine solche völlig freiwillige schulhausinterne Demonstration in der Pause und auf dem Schulhof zulässig. Martins beruft sich auf Artikel 131 der Bayerischen Verfassung, in dem es heißt: "Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Die Schüler sind im Geiste der Demokratie (...) zu erziehen." Die Kinder verfassten auch Briefe an den OB, in dem sie darum baten, das Trafohäuschen anderswo zu bauen.

Pläne der Stadt: In der Schule hängen auch Bilder und Collagen, die sich mit dem Thema beschäftigen.

In der Schule hängen auch Bilder und Collagen, die sich mit dem Thema beschäftigen.

(Foto: Philipp-Weiß-Schule)

Ob der Protest etwas bewirken wird, ist offen. Das Gespräch mit Raff und zwei leitenden Mitarbeitern, an dem die beiden Rektorinnen sowie drei Lehrer und zwei Elternbeiräte teilnahmen,während etwa 20 weitere Eltern und Lehrer vor dem Rathaus warteten, brachte keinen Durchbruch. Oberbürgermeister Erich Raff sieht keinen Anlass, die Entscheidung rückgängig zu machen. Das Gespräch mit der Schulfamilie sei auch aus seiner Sicht unbefriedigend verlaufen, bestätigte er am Donnerstag. Die Ängste und Einwendungen freilich hält er nicht für stichhaltig. Von dem Trafohaus werde keine Gefahr ausgehen, und die benötigten 30 Quadratmeter würden angesichts einer Pausenhoffläche von 4500 Quadratmetern nicht ins Gewicht fallen. Raff ließ durchblicken, die Stadt könne Geld für eine Gestaltung der Station zur Verfügung stellen. Als abwegig bezeichnete er ein Gerücht, dem zufolge die Stadt vor Jahren signalisiert haben soll, möglicherweise ersatzlos auf das Trafohäuschen verzichten zu können. Die Mehrkosten für den von der Schulfamilie vorgeschlagenen, etwa 35 Meter weiter entfernten Alternativstandort am Rande des Volksfestplatzes schätzt Raff auf 200 000 Euro. Zudem könne es passieren, dass die Station dort dann in ein paar Jahren erneut Planungen im Weg stehe.

Am Dienstag soll den Politikern im Stadtrat eine Stellungnahme vorgelegt werden, eine Abstimmung ist aber nicht vorgesehen. Dies sei für eine Entscheidung der "laufenden Verwaltung" nicht erforderlich, sagte Raff am Donnerstag.

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