Erneuerbare Energien:Kreis-Grüne fordern Aufhebung der Begrenzung von Solarfeldern

Erneuerbare Energien: Für mehr Solarfelder werben die Grünen bei einem Besuch einer großen Photovoltaik-Anlage in Türkenfeld.

Für mehr Solarfelder werben die Grünen bei einem Besuch einer großen Photovoltaik-Anlage in Türkenfeld.

(Foto: Lukas Barth)

Bisher dürfen Photovoltaik-Anlagen nur entlang von Bahnlinien und Autobahnen errichtet werden.

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Bis 2030 sollen bundesweit 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Die Energiewende kann nach Ansicht der Grünen aber nur dann gelingen, wenn neben Windrädern möglichst zügig auch weitere Freiflächen-Photovoltaikanlagen errichtet werden. Dafür stehen laut Jan Halbauer im Landkreis aber kaum Flächen zur Verfügung. Bei einem Treffen am Solarpark der Türkenfeld GmbH & Co.KG mit Hans Aigner, einem PV-Fachmann von Anbeginn, forderte der Vorsitzende des Kreisverbandes daher die "Öffnung der sogenannten Flächenkulisse". Damit ist gemeint, dass die nach den neuen EEG-Richtlinien geltende Begrenzung von PV-Anlagen auf Flächen entlang von Bahnlinien und Autobahnen aufgehoben werden muss, um auch außerhalb davon "am besten auf Gelände mit geringer Bodengüte" Solarfelder errichten zu können. "Wir sollten versuchen, dahingehend auf unsere Politiker einzuwirken", sagte Halbauer und fand die Zustimmung der gut 30 Interessierten.

"Mit der gut gemeinten Bestückung von Hausdächern, die man ohnehin nicht anordnen kann, kommen wir nicht weit", meinte ergänzend Türkenfelds Grünen-Sprecherin Sabeeka Gangjee-Well, die das Treffen organsiert hatte. "Den Solarpark in Türkenfeld haben wir ausgewählt, weil die Ortsgruppe besonders aktiv ist und die acht Hektar große Anlage vieles von dem widerspiegelt, was man sich als vorbildlich so vorstellt", sagte Halbauer. Laut Aigner wurde der Solarpark 2009 als Bürgeranlage errichtet und hat der Gemeinde mittlerweile circa eine Million Euro an Gewerbesteuer eingebracht. Auf Anfrage erläuterte der frühere Mitarbeiter von Ziel 21, dass der GmbH die Verwaltung obliege, während sich die die Kommanditgesellschaft um die Geldanlage der gleichberechtigten Mitglieder kümmere. Mit einer Spitzenleistung von 3,2 Megawatt erzeugt die Anlage jährlich 3,5 Millionen Kilowattstunden und liefert so auf umweltverträgliche Weise die Hälfte des im Ort verbrauchten Stroms. Da sich die Solartechnik weiterentwickelt habe, könnte man laut Aigner heute mit neueren Solarpaneelen sogar doppelt so viel Strom erzeugen.

Erneuerbare Energien: Im Glanz der erneuerbaren Energien: Türkenfelds große PV-Anlage, eingebettet zwischen Wiese und Wald.

Im Glanz der erneuerbaren Energien: Türkenfelds große PV-Anlage, eingebettet zwischen Wiese und Wald.

(Foto: Lukas Barth)

"Zu meinem besseren Verständnis, man bräuchte heute also nur die halbe Fläche für die gleiche Strommenge", meinte ein Besucherin und riet dazu, bei Gesprächen mit Politikern auch diese Tatsache in den Vordergrund zu stellen. Auch im Sinne von Natur- und Artenschutz nachahmenswert findet Aigner den Türkenfelder Solarpark, da das Gelände abwechselnd in Teilflächen von Schafen beweidet wird. "So ist über die gesamte Blütezeit der Gräser und Kräuter hinweg sichergestellt, dass Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Fliegen oder Schmetterlinge Nahrung finden". Auch Kleintiere könnten sich unter den Solarpaneelen gut entwickeln. Ergänzend erinnerte ein Teilnehmer, dass der Solarpark "eher zufällig auf Türkenfelds schlechtestem Ackerboden" errichtet wurde. "Damals kam nur Ackerboden in Betracht, den man in eine Wiese umwandeln musste", erinnerte Aigner. Diese Vorgabe sei mittlerweile zwar abgeschafft, dafür müsse man sich aktuell mit der Flächenbegrenzung herumärgern.

Für Gangjee-Well macht es "einfach keinen Sinn, dass im Bereich von 500 Metern entlang von Gleiskörpern und Autobahnen auf wertvollem Ackerland Solarparks genehmigt werden, auf Flächen mit geringer Bodengüte außerhalb aber nicht". In der Diskussion wurde auch deutlich, dass die Errichtung von Freiflächenanlagen auch am Mangel an Netzkapazitäten scheitern könne. Laut Aigner dürfte in Türkenfeld die Annahmefähigkeit von Strom zum Beispiel aus einem weiteren Solarpark oder eine Windkraftanlage "weitgehend erschöpft" sein. Sowohl das Bayernwerk als auch die Stadtwerke Fürstenfeldbruck als regionale Versorgen seien zwar bestrebt, ihre Netzkapazitäten zu erweiterten, doch dies nehme viel Zeit in Anspruch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: