Althegnenberg:Blühende Energielandschaften
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Grünen-Landespolitiker besuchen das Feld am Ortsrand, auf dem seit Mai 2020 Strom produziert und gleichzeitig Ackerbau betrieben wird.
Von Manfred Amann, Althegnenberg
Südlich der Bahnlinie, unweit des westlichen Ortsrands von Althegnenberg, wird auf einem Acker seit Mai 2020 Strom produziert und gleichzeitig Ackerbau betrieben. Diese Agri-Photovoltaikanlage war die erste in ganz Deutschland, ist mittlerweile von 1,1 Megawatt auf 1,8 erweitert worden und hat sich zu einem Vorzeigeprojekt gemausert, das zunehmend Nachahmer findet. Für die Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, ist diese "außergewöhnliche und einzigartige Anlage" nicht nur ein wegweisender Schritt hin zur Energiewende, sondern auch ein Beispiel, wie modernste Technik und Nahrungsmitteproduktion zusammen möglich sind. Bei einer Besichtigung am Freitagnachmittag mit Bio-Landwirt Martin Gastl, Vertretern der Baufirma und Entwicklern von Agri-PV-Projekten lobte das Politikerduo vor allem den Mut, innovative Projekte umzusetzen. "Wir nennen Menschen, die sich für die Energiewende was einfallen lassen, Ideen entwickeln und sie umsetzen, Anpacker", sagte Schulze. Sie zu besuchen, ihr Engagement zu würdigen, ihre Arbeit nach Möglichkeit zu unterstützen und vorbildliche, erfolgreiche Entwicklungen zu puschen, sei daher ein wichtiger Aspekt bürgernaher Politik. "Es wäre schön, wenn sich diese Anlage durchsetzen würde, denn wir brauchen beides: Strom von der Sonne und Nahrungsmittel", ergänzte Hartmann. Schulze wiederum klagte, dass Bayerns Ministerpräsident Söder noch an alten Zöpfen wie den Atomkraftwerken hänge, und forderte dazu auf, wie die Grünen auf Innovationen zu setzen, sie zu fördern, um beim Umbau der Energieversorgung voranzukommen. Jeder noch so kleine Beitrag sei wichtig. Die Agri-PV-Anlage bei Althegnenberg sei ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Energiewende. Wie der Landwirt erläuterte, hat er nacheinander Mais, Hafer und jetzt Kleegras eingesät. Über die Erträge könne er nicht klagen.
Initiiert hatte den "Solar-Acker" Thomas Rebitzer, der mit Studenten die Anlage entwickelte. Die Solarmodulreihen stehen in einem Abstand von 14 Metern auf einem Ständerwerk, das nur in den Boden gerammt wurde und daher wieder leicht zu entfernen ist. Im Gegensatz zur sonst üblichen Ost-West-Ausrichtung sind die PV-Module auf einem Nachführsystem nach Süden ausgerichtet und in 2,5 Meter Höhe auf einer drehbaren Welle mit einer Gesamthöhe von 4,4 Metern montiert. Durch das sogenannte Solar-Tracking folgen die Solarpaneele dem Lauf der Sonne. "Damit lassen sich deutlich höhere Stromerträge erreichen als auf herkömmlichen Solarparks", erklärte Rebitzer. Dass astronomisch gesteuerten Module, auch Nachführsystem genannt, auch in den Morgen- und Abendstunden Strom produzierten, sei ein großer Vorteil. Im Winter sei es ein weiterer Vorteil, dass man durch das Hochstellen der Paneele den Schnee abschütteln könne. Und nicht außer Acht lassen dürfe man, dass die Paneele bei großer Hitze Schatten für Pflanzen, Kleintiere und Insekten spenden.
Mit der Anlage können laut Rebitzer etwa 30 Prozent mehr Strom produziert werden. Die Investitionskosten für die Anlage sei aber auch um circa 30 Prozent höher. Durch den Mehrertrag zusammen mit den Einnahmen aus dem Ackerbau werde der höhere finanzielle Aufwand jedoch mehr als ausgeglichen. Abbezahlt sei die Anlage nach ungefähr zehn Jahren. Die Doppelnutzung biete eine hohe Flächeneffizienz, bringe Landwirten Mehreinnahmen und leiste mit sauberem Sonnenstrom einen Beitrag zur Energiewende und damit zum Klimaschutz, merkte Hartmann an, und Schulze sprach von einer "Win-win-win-Situation". Als "Beleg, dass sich Gutes durchsetzt" werten die beiden Politiker den Umstand, dass im Nachbarort Hattenhofen ein Landwirt den Bau einer weiteren Agri-PV-Anlage auf einer 6,4 Hektar großen Fläche beantragt hat. Vor einigen Tagen hat der Gemeinderat das Projekt befürwortet.