Erneuerbare EnergienSchäfer wehrt sich gegen Solaranlage

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Zwischen dem Hof von Schafzüchter Anton Maier und der S-Bahnstrecke in Emmering ist eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage geplant.
Zwischen dem Hof von Schafzüchter Anton Maier und der S-Bahnstrecke in Emmering ist eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage geplant. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck wollen eine große Photovoltaik-Anlage auf einer Wiese errichten. Die Pläne sind jedoch einem Tierhalter nicht recht, der direkt daneben seinen Hof hat.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Auf einem Acker am Bahndamm zwischen Emmering und Fürstenfeldbruck planen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck eine große Photovoltaikanlage. Auf etwa 7,8 Hektar sollen die Module jährlich acht Gigawattstunden Strom produzieren – genug, um etwa 2500 Haushalte zu versorgen. Allerdings liegt die Anlage direkt neben dem Aussiedlerhof von Anton Maier, der Einspruch angemeldet hat. Der Bund Naturschutz fürchtet, dass dem Wild von der Emmeringer Leite der Weg versperrt wird, und mahnt, dass genug Platz für den viergleisigen Ausbau der Bahn bleiben muss. Die Stadtwerke signalisieren Kompromissbereitschaft.

Maier, der sich selbst als alten Brucker bezeichnet, lebt seit 40 Jahren auf dem Hof. Sein Sohn solle das Anwesen einmal übernehmen. Er klagt, dass die Anlage an einer Stelle nur vier Meter entfernt von seinem Anwesen installiert werden soll. Er hat etwa 100 Schafe, die allerdings anderswo auf seinen eigenen Wiesen grasen. Maier ärgert auch, dass die Stadtwerke ihn erst im August direkt angesprochen haben. Zwei Mitarbeiter seien auf seinen Hof gefahren, er habe gedacht, es ginge um Stromlieferungen, stattdessen habe man ihn mit den Plänen konfrontiert.

Die Stadtwerke seien bereit, die Freiflächen-Photovoltaik um etwa 20 Meter vom Hof abzurücken, dazwischen könne eine Streuobstwiese angelegt werden, sagt Matthias Beuter, Abteilungsleiter für Energiedienstleistungen, der SZ. Man sei bereits mit Maier im Gespräch. Dass das kommunale Unternehmen den Nachbarn nicht früher angesprochen habe, erklärt Beuter damit, dass die Stadtwerke noch mitten in der Planung seien. Er widerspricht der Darstellung Maiers, man habe ihn überrascht. Die Stadtwerke hätten Anfang August mit ihm telefonisch einen Gesprächstermin vereinbart, deswegen seien die beiden Mitarbeiter bei ihm auf dem Hof erschienen.

Die Besonderheit des Projekts ist, dass es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben handelt, es muss von den Behörden nicht genehmigt werden, es braucht auch keine Stellungnahmen von Umweltverbänden. Einzige Bedingung ist, dass die Anlage nicht mehr als 200 Meter von den Bahngleisen entfernt sein darf. Mit dieser Vorzugsbehandlung hat die Ampelkoalition versucht, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz (BN), Eugenie Scherb, findet diese Regelung falsch, weil die Mitsprache der Bürger ausgehebelt wird. „Das verhindert, dass alle Aspekte diskutiert und Fehler vermieden werden“, sagt sie.

Die geplanten PV-Anlagen sollen laut Plan direkt an der Grundstücksgrenze entstehen.
Die geplanten PV-Anlagen sollen laut Plan direkt an der Grundstücksgrenze entstehen. (Foto: Stadtwerke Fürstenfeldbruck)
Inzwischen sind die Stadtwerke laut Abteilungsleiter Matthias Beuter aber bereit, damit 20 Meter vom Hof abzurücken.
Inzwischen sind die Stadtwerke laut Abteilungsleiter Matthias Beuter aber bereit, damit 20 Meter vom Hof abzurücken. (Foto: Niels P. Jørgensen)

So fürchten die Umweltschützer, dass die Trasse für einen viergleisigen Ausbau der S4 verbaut wird. Das wiederum weisen die Stadtwerke zurück. Man halte einen Abstand von 35 Metern ein, sagt Beuter. Und trotz Privilegierung würden die Stadtwerke das Projekt mit der Stadt Fürstenfeldbruck sowie dem Landratsamt absprechen.

Man habe auch eine artenschutzrechtliche Untersuchung in Auftrag gegeben, betont der Abteilungsleiter. Er weist darauf hin, dass Studien zufolge die Lebensbedingungen für seltene Tiere und Pflanzen auf dem Gelände solcher Anlagen besser seien, weil sie dort ungestört sind. Außerdem werde keine Fläche versiegelt und es kämen weder Dünger noch Pestizide zum Einsatz. Bislang diene die Fläche als Acker, aktuell werde Weizen angebaut.

Anton Maier hat etwa 100 Schafe, die aber anderswo auf seinen eigenen Wiesen grasen.
Anton Maier hat etwa 100 Schafe, die aber anderswo auf seinen eigenen Wiesen grasen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Scherb weist darauf hin, dass die Debatte über Vor- und Nachteile von Photovoltaikanlagen für Flora und Fauna nicht entschieden sei. Ihren Beobachtungen zufolge leben Wiesenbrüter, etwa Lerchen, auf dem Areal. Mittendrin liege ein Tümpel, der Tieren als Tränke diene. Weil die Anlage direkt an der Emmeringer Leite liegen würde, einem bewaldeten Hügelzug, finde dort ständig Wildwechsel statt. „Ideal ist der Standort auf jeden Fall nicht“, sagt die BN-Kreisvorsitzende. Sie erwartet, dass die Stadtwerke ausreichend breite Korridore lassen.

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Beuter erklärt, dass man einen großen Korridor einplane, der entlang eines Bächleins zu dem Tümpel führen soll. Außerdem hätten die Zäune einen Abstand von mindestens 20 Zentimeter zum Boden, sodass kleinere Tiere unten durchschlüpfen können. Die Anlage werde zudem eingegrünt.

Die Hügel der Emmeringer Leite werden Schatten auf die Solarzellen werfen, besonders im Winterhalbjahr werde der nördliche Bereich verschattet sein, sagt Beuter. Allerdings falle dieser Effekt nicht sonderlich ins Gewicht, weil zwischen Dezember und Februar nur etwa 2,5 Prozent des gesamten Stroms produziert werde.

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