Pferdepensionen:Viel Moos für Heu und Stroh

Der nasse Sommer und seine Folgen: Futter und Einstreu für Pferde werde teurer. Jetzt müssen Pferdebesitzer mehr Miete für die Boxen zahlen.

Petra Fröschl, Barbara Mooser und Jasmin Off

Einst war Heu ein Rohstoff, der billig und reichlich zu haben war. Heute ist das Gegenteil der Fall, da die Ernte wegen des schlechten Wetters viel später beginnt als sonst und die Qualität des Futters schlechter ist. Eine Rolle spielt offenbar auch, dass immer mehr Landwirte auf Energiepflanzen für Biogasanlagen setzen und der Strohpreis an den Düngewert gekoppelt ist. Leidtragende sind Pferdebesitzer in München und der Region: Viele Ställe müssen wegen der stark gestiegenen Heupreise bereits die Mieten für die Pferdeboxen erhöhen.

Ein "Riesenproblem" sind die gestiegenen Heu- und Strohpreise etwa für Thomas Schießl. Er betreibt den Pferdepark Lohfeldhof in Puchheim-Ort mit mehr als hundert Tieren. "Der Strohpreis ist in den letzten Jahren stark gestiegen, weil er an den Düngewert gekoppelt ist", sagt er. "Die Menge, die wir brauchen, hat sich aber nicht verändert." Zwar produziert der Landwirt in der Regel 40 Prozent des Strohs und 80 Prozent des Heus, das er benötigt, selbst. "Seit einigen Jahren haben wir durch den Klimawandel aber immer mehr Probleme, diese Mengen auch zu bekommen." Auch die diesjährige Ernte sei "bescheiden", weil es bislang kaum vier Sonnentage am Stück gab, die das Heu zum Trocknen braucht. Erst gut die Hälfte hat Schießl bislang eingebracht, beim Stroh noch weniger. Allein der gestiegene Strohpreis verursacht bei Schießl Mehrkosten von 25 bis 30 Euro pro Monat und Großpferd. Von einer Erhöhung der Boxenmieten hat er bislang abgesehen. "Aber wir kommen nicht drumrum, sonst geraten wir in eine existenzielle Schieflage."

Mehr Anbauflächen für Energiepflanzen

Josef Führer, der Chef der Reitsportanlage Stefansberg, hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Da er 80 Prozent seines Heus selbst produziert, Stroh aber fast komplett zukauft, bekommt er vor allem den gestiegenen Strohpreis zu spüren. "Vor fünf Jahren habe ich einen Hektar Stroh vom Feldweg für 50 Euro bekommen, heute zahle ich 150 Euro dafür", berichtet er. Das liege auch daran, dass viele Bauern Stroh lieber in den Boden ackern, als es zu verkaufen. Für Führer schlägt das stark zu Buche, denn für seine 70 Pferde braucht er im Jahr 180 000 Kilo Heu und 192 000 Kilo Stroh. Hinzu kommen Preissteigerungen beim Diesel und den Versicherungen. "Wir müssten schon längst höhere Boxenmieten verlangen, aber das geht nicht, weil wir erst letztes Jahr erhöht haben", meint er.

Das Bayerische Landwirtschaftsministerium räumt auf Nachfrage ein, dass die Preise für Heu und Hafer in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Bei einer Standardration für ein Tier ergebe sich eine Kostensteigerung von 1,12 Euro pro Tier und Tag auf insgesamt 1,82 Euro, hieß es. Ursache für das Problem ist mutmaßlich auch, dass der Anbau von Energiepflanzen wie Mais für die Landwirte momentan wesentlich lukrativer ist als Grünland. Diesen Zusammenhang kann das Ministerium bisher jedoch nicht bestätigen. Die gestiegenen Preise für Futtermittel ergäben sich vielmehr aufgrund der schlechten Witterung, so ein Pressesprecher.

In diesem Jahr ist die Ernte außerdem durch die andauernde Nässe so schlecht wie selten. Dieter Rügemer vom Bayerischen Reit- und Fahrverband hat bereits versucht, die Politiker im Freistaat für das Problem zu sensibilisieren. Er sei überhaupt nicht gegen die Biogasanlagen, sagt er. Aber wenn dieser Zweig staatlich gefördert werde und Großunternehmen auf Kosten anderer damit viel Geld verdienten, sei das doch fraglich.

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