Pferde- und Hufgesundheitstag in Landsberied:Der Schmied des Erfolges

Malching: Hufschmied Paul Hellmeier / Pferdehof Walleshauser

Einmal pro Woche beschlägt Hufschmied Paul Hellmeier die Pferde am Islandpferdehof Walleshauser in Malching. Dazu reist er mit seiner mobilen Schmiede an, die in seinem Auto installiert ist.

(Foto: Johannes Simon)

Paul Hellmeier ist ein erfahrener Trabrennfahrer und gefragter Spezialist im Beschlagen von Sportpferden. Da er Champions betreut, reiste er zu den wichtigsten Rennen in der Welt. An diesem Samstag gibt er in seinem Heimatort sein Wissen an Interessierte weiter

Von Viktoria Lack, Landsberied

Ein erfolgreicher Sprinter braucht gutes Schuhwerk, sonst wird das nichts mit dem Wettkampf. Da gilt nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Pferd: Die richtigen Hufeisen sind die halbe Miete. Wie der menschliche Sportler braucht ein Pferd, je nach Disziplin, eine bestimmte Art von Hufbeschlag - und dafür braucht es einen Spezialisten. Einer dieser Spezialisten ist Paul Hellmeier aus Landsberied. Seit mehr als 30 Jahren ist Hellmeier selbstständiger Hufschmied. Sein Handwerk hat ihn weit über die Landkreis- und Bundesgrenzen hinaus gebracht: Weltmeisterschaft in New York, Wettbewerbe in ganz Europa und Einsätze in Kapstadt - Hellmeiers "Hall of Fame" lässt die Herzen der Pferdesportfans höher schlagen.

Die Liebe zum Tier wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater und Bruder waren im Trabrennsport aktiv, und auch Hellmeier selbst begann seine Pferdesportkarriere als Amateur-Trabrennfahrer. Mit über 100 Siegen war er sehr erfolgreich, doch sein Vater verlangte, dass er eine Handwerksausbildung abschließt, bevor er sich dem Sport widmet. Aus der Ausbildung wurde die Leidenschaft zum Beruf: Hellmeier machte sich 1984 selbständig. Von 1981 an war er zehn Jahre lang Rennbahnschmied an der Rennbahn in Pfaffenhofen und fuhr gleichzeitig noch selbst Rennen: "Ich bin morgens schon mit drei Taschen los, habe erst Pferde beschlagen und war danach für ein Rennen gebucht."

Auf Dauer waren beide Verpflichtungen zu viel, weshalb sich Hellmeier auf die Schmiedkunst konzentrierte. Die führte ihn 1992 zu einem der Höhepunkte seiner Karriere: die dreijährige Betreuung des Trabrennpferdes "Sea Cove". Noch heute beschreibt der Schmied "Sea Cove" als das außergewöhnlichste und erfolgreichste Pferde, das ihm je anvertraut wurde. Während seiner Betreuung wurde das Pferd mehrfacher Europameister und gewann 1994 sogar den "Prix d'Amerique", eines der bedeutendsten Trabrennen der Welt. "Das war eine ganz andere Welt", erzählt Hellmeier, der für die Betreuung des Champions von einem Tag zum anderen die "Türen in München zugesperrt" habe, um nach Hamburg zu gehen. Von dort reiste er um die ganze Welt, denn vor jedem Rennen war ein neuer Beschlag nötig. "Das ist wie bei uns, wenn man sich vor dem 100 Meterlauf seine Turnschuhe anzieht", erklärt der 55-Jährige. "Der Erfolg hängt mit vom Schmied ab. Wenn ich dem Pferd einen halben Zentimeter zu viel abhacke, ist es nicht mehr im Rennen sondern steht in der Box."

Als er nach drei Jahren in den Landkreis zurückkehrte, hatte Hellmeier vor, nach vier Wochen eine Stelle in Italien anzunehmen - doch seine Kunden ließen ihn nicht mehr los. "Das hat sich sehr schnell rumgesprochen, und sie waren alle wieder da", erzählt er. Sein ganzes Leben lang habe er nie Werbung machen müssen, das sei alles Mundpropaganda gewesen.

Hellmeier ist gut beschäftigt: Neben festen Tagen auf der Galopprennbahn in Riem, an der Reitakademie München und auf dem Islandpferdehof Walleshauser in Malching fliegt Hellmeier regelmäßig nach Budapest, wo er das Springpferd "Chacco Boy" von Mariann Hugyecz betreut. Wegen Hufproblemen konnte der Wallach zwei Jahre lang an keinem Tunier teilnehmen - bis er von einem Tierarzt an Paul Hellmeier überwiesen wurde. Schon drei Monate nach dem ersten Beschlag durch Hellmeier startete "Chacco Boy" bei der Europameisterschaft 2015 und qualifizierte sich sogar als erstes ungarisches Pferd nach 25 Jahren für den Weltcup. Hellmeier kümmert sich noch immer um die Hufe des Ungarn. "Springreiten, Dressur, Traber, Galopprennen - ich habe in allen Bereichen immer Top-Pferde betreut", erzählt er stolz.

Die Kunst des Hufschmieds ist ein Quereinsteigerberuf. Es bedarf nur einer abgeschlossenen Ausbildung, um das Handwerk zu erlernen. Außerdem gibt es viele Schmiede, die sich ganz ohne Ausbildung diese Berufsbezeichnung angeeignet haben und mit dem Amboss im Kofferraum unterwegs sind. Die beschlagen dann zwar billig, aber dafür nicht immer richtig, weiß Hellmeier: "Ein guter Schmied spart einen Haufen Tierarztkosten." Mit seiner langjährigen Erfahrung im Beruf gibt er Fortbildungen und organisiert Workshops - auch in seiner stationären Schmiede in Landsberied. So auch dieses Wochenende bei den "Landsberieder Pferde- und Hufgesundheitstagen". Auf zwei Tage verteilt lädt Hellmeier Hufschmiede, Tierärzte und Pferdeinteressierte zu sich ein und bietet ein umfangreiches Spektrum an Vorträgen rund um den Huf: von Klebeschuhen als Alternative zum Stahleisen bis hin zu einem Praxisworkshop. Die Referenten sind - neben Hellmeier selbst - in der Branche anerkannte Hufschmiede und Tierärzte.

Landsberieder Pferde- und Hufgesundheitstag, 30. September, Schlossbergstraße 2. Beginn: 9 Uhr, Weitere Informationen: www.hufschmied-paul-hellmeier.de.

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