Personalmangel:Leere am Beckenrand

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Bäder im Landkreis tun sich schwer damit, genügend Schwimmmeister zu finden. Die Arbeit ist nicht besonders gut bezahlt, aber sehr verantwortungsvoll

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Jüngst ist das Fürstenfeldbrucker Hallenbad der "Amperoase" geschlossen geblieben - wegen "krankheitsbedingter Personalausfälle". Vier Jahre hat es gedauert, bis man in Maisach einen dritten Schwimmmeister gefunden hat. Seit dieser Saison arbeiten in dem Bad an der Maisach drei Fachangestellten für Bädertechnik, unterstützt von zwei Rettungsschwimmern. In der "Amperoase" wird das Team im September erstmals seit einigen Jahren wieder komplett sein. Derweil sucht das Landratsamt für die Freizeitanlage in Mammendorf immer noch einen Fachangestellten für Bäderbetriebe. Die schwierige Personalsuche belegt den Fachkräftemangel auch in diesem Bereich.

"Es ist nicht so wie bei anderen Stellenausschreibungen, dass man 20, 30 Bewerber hat", schildert Peter Eberlein, Amtsleiter im Maisacher Rathaus, die schwierige Personalsuche. In der Vergangenheit beaufsichtigten grundsätzlich nur zwei Fachangestellte für Bäderbetriebe, unterstützt von mehreren Rettungsschwimmern, den Betrieb im Freibad Maisach. Laut Gesetz muss ein ausgebildeter Schwimmmeister im Bad anwesend sein, erst dann dürfen ihn Rettungsschwimmer unterstützen. Doch wie Eberlein erläutert, ist der Kreis der Rettungsschwimmer in den vergangenen Jahren so stark geschrumpft, dass man sich im Rathaus entschlossen hatte, einen dritten Fachangestellten für Bädertechnik fest anzustellen. Nach vier Jahren ist die Suche jetzt beendet. Der Grund? "Wir haben einfach Glück gehabt", bekennt der Amtsleiter. Und äußert eine Vermutung, weshalb das Jobprofil nicht gerade attraktiv ist: "Schwimmmeister haben in der Hochsaison 16 Wochen lang eine Sechs-Tage-Woche" mit zehn oder sogar 12 Stunden Arbeit pro Tag, und das in der schönsten Zeit des Jahres. Sie sind fest angestellt, arbeiten von April bis Oktober, haben aber im Winter monatelang frei. So können sie im Sommer nicht mit der Familie Urlaub machen. Zudem ist die verantwortungsvolle Aufgabe nicht besonders gut bezahlt.

Letzter Schliff am Morgen: Michael Heck, Schwimmmeister und Chef des Maisacher Freibades, bei den Tagesvorbereitungen. Hier kontrolliert er gerade die Rutsche auf Unebenheiten und andere Defekte. (Foto: Günther Reger)

Michael Heck, Schwimmmeister und Leiter des Freibads Maisach, findet die freie Zeit im Winter cool. Er hat keine Kinder und kann dann gut verreisen. Über die Suche nach einem dritten Kollegen sagt er: "Es war katastrophal." Zunächst habe sich gar niemand gemeldet. So mussten er und der zweite Schwimmmeister im vorigen Sommer den Bäderbetrieb am Laufen halten - zwei Monate lang, ohne freien Tag, unterstützt von den geringfügig beschäftigten Rettungsschwimmern. Laut Heck gab es Bemühungen, einen Auszubildenden zu finden - eben um neues Personal zu gewinnen. Ohne Erfolg. "Es bewirbt sich keiner. Im Freibad will das keiner machen", sagt Heck.

"Wir waren in den letzten Jahren ständig auf der Suche. Wir können den Fachkräftemangel bestätigen", erklärt Ingmar Jäschke von den Brucker Stadtwerken. Wenn, wie an Pfingsten, vier von insgesamt 32 Mitarbeitern (inklusive Verwaltungs-, Teilzeit- und Reinigungskräften) der Amperoase erkranken, muss der Betrieb eingeschränkt werden und, wie geschehen, beispielsweise das Hallenbad geschlossen bleiben. Denn "Priorität Eins ist die Sicherheit", betont Jäschke. Zum September werden nach längerer Suche endlich wieder alle Stellen der Amperoase besetzt sein mit Fachangestellten und Meistern für Bädertechnik sowie Rettungsschwimmern, manche im Team mit Zusatzqualifikation für das Eisstadion. Neben Tariflohn, den alle Betriebe im Landkreis zahlen, überzeugten den künftigen Kollegen vielleicht die Sondervergütungen wie 30 Urlaubstage und der günstigere Mitgliedsbeitrag im Fitnessstudio.

Neue Mitarbeiter für die Freizeitanlage Mammendorf will der Landkreis mit günstigen Wohnungen locken. Wie der Referatsleiter für Schulen, Sport und Kultur, Günter Sigl, berichtet, ist in dem Freibad mit See und Campingplatz eine Stelle vakant. Im Vorjahr gab es drei Bewerber, mindestens einer sagte mangels Wohnung ab. Im Landratsamt reagierte man. Nun wird eine große Wohnung in zwei kleinere umgebaut, die man potenziellen neuen Kollegen anbieten will. "Mangelnder Wohnraum sei ein häufiges Hindernis bei der Personalgewinnung, nicht nur von Schwimmmeistern.

"Das ist bundesweit ein ganz großes Thema, der Fachkräftemangel in unserer Branche", sagt Gerd Felder. Er ist Chef von Frei-, Hallenbad und Eisstadion in Germering und hat "alle Planstellen besetzt". Die sechs Fachkräfte und zwei festangestellten Rettungsschwimmer arbeiten in zwei Schichten ohne Überstunden im Sommer und monatelange Freizeit im Winter. Das scheint für viele attraktiver zu sein.

© SZ vom 15.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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