Patroziniumskonzert:Vielfalt wunderbarer Klangmöglichkeiten

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Musikalischer Reichtum beim Patroziniumskonzert in der Klosterkirche mit dem Vokalensemble Sankt Peter und dem Ensemble Soluzione. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Aufführung von Claudio Monteverdis "Marienvesper" in Fürstenfeld

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Die "Marienvesper" (im Original "Vespro della Beata Vergine") von Claudio Monteverdi, veröffentlicht im Jahr 1610, ist im Konzert nicht nur ein Fest der Klänge, sondern auch eines für die Augen: So wundersam fremd die Musik ist, so differenziert und ungewöhnlich ist auch das Instrumentarium, das die Sänger unterstützt. Das Meisterwerk Monteverdis war am Festtag Mariä Himmelfahrt, dem Patrozinium der Klosterkirche Fürstenfeld, mit dem Vokalensemble der Stadtpfarrkirche Sankt Peter in München und dem Ensemble Soluzione auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Sebastian Adelhardt zu erleben. Sänger und Instrumentalisten hatten sich vor dem Kreuzaltar aufgestellt.

Die historischen Zusammenhänge dieses Werks werfen viele Fragen auf, doch sind seine künstlerische Qualität und die theologische Tiefe unstrittig. Beeindruckend ist insbesondere, wie es Monteverdi gelang, alle Einflüsse seiner Zeit quasi zu emulgieren: Als erster bedeutender Schöpfer der neuen Gattung Oper hatte Monteverdi Neuland betreten, das sich auch in seinen zahlreichen Madrigalen oder im generalbassbegleiteten Sologesang zeigt. Das Instrumentarium beinhaltete nicht nur die bekannten Streichinstrumente in historischer Bauart, sondern auch Zinke in verschiedenen Größen und einem näselnd-durchdringenden Klang sowie einen Dulcian (aus der Familie der Fagotte), Posaunen und einen Chitarrone. Die Vielfalt der Instrumente war für einen fesselnden Klangeindruck verantwortlich.

Der Eingangssatz "Domine ad adiuvandum" strahlte in festlicher Klangfläche in den ganzen Kirchenraum, was auch damit zu tun hatte, dass die gleichen Töne wie im Psalmgesang mehrfach wiederholt wurden. Der sechsstimmige, homophone Chorsatz wurde durch die Deklamation des Textes nicht zerteilt, so dass die Spannung nie durchbrochen wurde. Hier wie auch an späterer Stelle belebte der häufige Wechsel zwischen geradem und ungeradem Takt den Verlauf, weil er wie selbstverständlich vollzogen wurde.

Die räumliche Perspektive kam im "Nisi Dominus" sehr klangvoll zum Tragen: Zwei fünfstimmige Vokalchöre sangen gemeinsam und wechselten sich alternierend ab. Dadurch entstand ein besonders festlicher Klangeindruck, der durch die Aufteilung der Instrumente und die zwei links und rechts postierten Orgelpositive für den Generalbass unterstützt wurde. Die Impulse von beiden Chören verbanden sich wunderbar mit dem federnden Impetus des Klangs. Der folgende Teil "Audi coelum" griff die Echowirkung zwischen zwei solistischen Tenorstimmen als kompositorisches Gestaltungsmittel auf: Die Abstimmung zwischen dem Tenor und dem entfernt stehenden Quintus war dabei so gut, dass auch die Verzierungen absolut identisch gerieten.

Die "Sonata sopra Sancta Maria Ora pro nobis" war in erster Linie von den Instrumenten bestimmt: In der Gegenüberstellung der Streicher und Bläser ergab sich nicht nur ein klanglicher Kontrast. Vielmehr bestimmte auch eine Art Wettstreit zwischen den beiden Violinen den Verlauf. Der Cantus firmus, der sich in langen Notenwerten über die Instrumente legte, wirkte insofern wie ein ruhender Gegenpol. Das "Magnificat" als letztes Stück der Marienvesper hatte eine ähnliche Wirkung wie das Finale eines Feuerwerks: Der Zuhörer konnte den unterschiedlichen Besetzungen, Klangcharakteren und Ausdrucksgehalten kaum folgen, die hier unmittelbar aneinandergereiht waren. Jedenfalls erstand musikalisch dadurch ein Reichtum, wie man ihn sonst eher aus Werken der bildenden Kunst aus der Zeit um 1600 kennt. Großen Beifall gab es am Ende für eine überragende musikalische Aufführung, die in den Besuchern noch lange nachklingen wird. Dafür sorgte auch das prächtige Eingangsstück, das als Zugabe noch einmal wiederholt wurde.

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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