Pandemiebekämpfung in Germering:Zahnärzte wollen nicht impfen

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Peter Klotz stellt als Bezirksvorsitzender des Berufsverbands fest, dass in den Praxen die Voraussetzungen fehlen. Das Personal sei nicht geschult, juristische und logistische Fragen müssten geklärt werden

Von Peter Bierl, Germering

Die Zahnärzte im Landkreis könnten Corona-Schutzimpfungen prinzipiell vornehmen, es fehlten aber die Voraussetzungen, warnt Peter Klotz, Freier Obmann der Zahnärzte und Vorsitzender der Zahnärztlichen Bezirksverbands (ZBV) Oberbayern. Er reagiert damit auf Vorlagen für den Bundestag, denen zufolge neben Ärzten befristet auch Apotheker, Tier- und Zahnärzte über Zwölfjährige immunisieren sollen. Voraussetzung sollen eine ärztliche Schulung und geeignete Räumlichkeiten oder die Einbindung in mobile Impfteams sein. Geklärt werden müssten Klotz zufolge auch Fragen der Logistik und Lagerung, der Haftpflicht und des Rechtsschutzes, außerdem fehle es an Impfdosen. "Ich hoffe, dass niemand sich dafür hergibt, bevor diese Fragen geklärt sind", sagte Klotz der SZ.

Seinen Angaben zufolge praktizieren etwa 130 Zahnärzte im Landkreis. "Grundsätzlich ist es möglich, dass Zahnärzte impfen, wie Apotheker auch", sagte Klotz. Allerdings besteht vor dem ersten Piks vom Zahnarzt einiger Klärungsbedarf. Zunächst sollten sich die Zahnärzte mit den Hausärzten abstimmen, damit man sich nicht gegenseitig Konkurrenz macht. "Derzeit haben schon die Hausärzte zu wenige Impfdosen, wenn wir Zahnärzte als weitere Anbieter auftreten, wäre das skurril", rügt der ZBV-Vertreter. Klotz, der für die FDP im Stadtrat sitzt, kritisiert die Bundesregierung, insbesondere Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). "Die wollen die Verantwortung dafür wegschieben, dass zu wenig Impfstoff ankommt."

Klotz weist darauf hin, dass die Zahnärzte weder fachlich noch logistisch für diesen Einsatz geschult seien. Impfungen seien beim Hausarzt am besten aufgehoben, der seine Patienten am besten kenne. Was sollten Zahnärzte tun, wenn ein Patient kollabiert, seien sie darauf vorbereitet und fachlich ausreichend qualifiziert? Ein weiterer Aspekt sei die Lagerung der Impfstoffe. Manche wie Biontech müssen kühl gelagert und dann zeitnah verbraucht werden. Die Patienten müssen sorgfältig koordiniert einbestellt werden, damit kein Impfstoff unnötig entsorgt werden muss. Das Personal müsse in der Bestellung, Lagerung und Vorbereitung der Impfstoffe geschult werden. Zu fragen sei außerdem, ob die Praxen für einen starken Zulauf ausgestattet sind, damit sie sich nicht zu neuen Coronahotspots entwickeln.

Als nächstes Problem nennt Klotz die Haftpflicht und den Rechtsschutz. Versichert seien bei ihm und seinen Kollegen nur die zahnärztlichen, nicht aber die ärztlichen Tätigkeiten, wie etwa das Impfen. Auch die Abrechnung für diese Dienstleistung werde derzeit über die kassenärztliche und nicht über die zahnärztliche Vereinigung abgewickelt. Mitarbeiterinnen müssten erst intern oder extern geschult werden, um abzurechnen.

Der Germeringer Zahnarzt verweist auch auf Stellungnahmen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Die BZÄK hatte am Freitag alle Patienten aufgerufen, von Anmeldeversuchen in den Zahnarztpraxen abzusehen. Die technische und die juristische Vorbereitung sowie die Logistik zur Verteilung des Impfstoffes sei noch nicht abschließend geklärt. Der Bundestag müsse außerdem erst entsprechende Gesetze ändern. Zudem brauche es spezielles Equipment, etwa Software-Tools, um Beratungsunterlagen oder QR-Codes für Impfzertifikate zu erstellen. "Es geht um den Rahmen für das Impfen, der fehlt", kommentiert Klotz.

© SZ vom 07.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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