Tatjana und Marcel Mukof kommen an diesem zweiten Weihnachtsfeiertag zur Booster-Impfung ins Alten- und Pflegeheim Curanum. Die Geschwister sind Anfang 20 und sehr froh darüber, dass sie ihren dritten Piks noch in der Weihnachtszeit bekommen. Vor genau einem Jahr hat in der Germeringer Einrichtung die Impfkampagne für ganz Bayern begonnen. Damals freilich richtete sich das Angebot an die Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheims - es waren schließlich die ersten Impfdosen überhaupt im Freistaat nach nicht einmal einem Jahr der Pandemie. Und öffentlichkeitswirksam begleitet worden war die Aktion von der damaligen bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml, Landrat Thomas Karmasin und dem Landtagsabgeordnetem Benjamin Miskowitsch.
365 Tage später sind es nun vor allen Dingen Menschen, die sich die Auffrischungsimpfung gegen die Omikron-Variante des Coronavirus holen wollen. Viele haben, wie die Geschwister Mukof, bereits einen späteren Termin in den Impfzentren vereinbart und freuen sich jetzt, dass sie nun doch schneller drankommen. So auch der Sohn des Ehepaares Meichelböck, das vor dem Eingang zum Seniorenheim wartet. Die Eheleute wurden schon von ihrem Hausarzt zum dritten Mal geimpft, wie sie erzählen. Jetzt sind sie erleichtert, dass es auch für ihren Sohn ein Angebot noch in diesem Jahr gibt "Er sollte erst Ende Januar geimpft werden", über die Impfzentrum Bayern sei das vor einigen Wochen der erste freie Termin für den jungen Mann gewesen, berichtet die Frau. Dann kamen die vielen Impfaktionen außerhalb der Impfzentren, so dass sie den ursprünglichen Termin stornierte - und damit riskierte, dass der nächste angebotene noch später sein würde. Aber die Meichelböcks hatten Glück: Sie bekamen stattdessen einen Termin im Impfzentrum Anfang Januar.
Und schließlich erfuhren sie von der Aktion am zweiten Weihnachtsfeiertag im Seniorenheim. Ideal, findet die Frau, da man über die Feiertage ohnehin Zeit habe. Ihr Mann begrüßt das Angebot des Landratsamtes, "dass auch die Jungen sich mal impfen lassen können".
"Aus dem Grund sind wir noch mal hergekommen, weil es hier vor einem Jahr angefangen hat", erläutert Matthias Skrzypczak. Gegenüber dem Auftakt zur bayernweiten Impfkampagne 2020 hat sich die Situation allerdings stark verändert, wie der ärztliche Leiter des Impfzentrums analysiert. Waren es vor einem Jahr die sogenannten vulnerablen Gruppen, also Alte und Kranke, die als erste mit dem Vakzin geschützt werden sollten, haben die inzwischen praktisch alle ihre Drittimpfung erhalten. 99 Prozent der Bewohner und des Pflegepersonals im Curanum sind nach Einschätzung des Arztes bereits immunisiert. Es gebe aber auch noch Einrichtungen, in der Regel abhängig vom tätigen Arzt, wo die inzwischen dringend empfohlene Booster-Impfung noch nicht gemacht wurde, betont er.
An diesem Vormittag haben sich nach Skrzypczaks Beobachtung auch viele junge Menschen den Immunschutz geholt, die meisten zum dritten Mal. "Insgesamt sehen wir zwischen zehn und 20 Prozent Erstimpfungen, auch im Impfzentrum", resümiert der Mediziner. Deren Motive seien sehr verschieden, manche würden nach einem erläuternden Gespräch den Sinn einer Immunisierung für sich und die Allgemeinheit erkennen. Andere kämen ganz offensichtlich und mit mehr oder weniger Widerwillen, "weil sie sich dem Druck von außen beugen". Wichtig scheint ihm diese Erfahrung, die er dezidiert unterstreicht: "Es sind nicht alle radikale Impfgegner, die jetzt kommen."
Skrzypczak verweist auf die Aktion von Landratsamt und ortsansässigen Ärzten zum Thema Corona-Impfung. Ob die sieben drei- bis zehnminütigen Videos (www.lra-ffb.de) auch den ein oder anderen im Curanum zum Impfen bewogen haben, ist nicht verbrieft. Am Ende jedenfalls sind in Germering fast 100 weitere Dosen verabreicht worden - zehn weniger als vor einem Jahr.