Pandemie in Fürstenfeldbruck:Systemrelevante Ausnahme

Pandemie in Fürstenfeldbruck: Fahrradhändler wie Monica und Johann Trinkl in Maisach sind für Notfälle weiterhin da.

Fahrradhändler wie Monica und Johann Trinkl in Maisach sind für Notfälle weiterhin da.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der verschärfte Lockdown trifft Fahrradhändler im Landkreis nicht ganz so hart. Sie dürfen ihre Geschäfte mit Einschränkungen offen halten und wenigstens Reparaturen erledigen sowie Ersatzteile verkaufen

Von Amelie Sittenauer, Fürstenfeldbruck

Eine Kaufberatung vor Ort gibt es nicht, für Reparaturen und Ersatzteile stehen Monica und Johann Trinkl in ihrem Fahrradgeschäft in Maisach jedoch weiterhin bereit. Denn eine Fahrradwerkstatt ist systemrelevant. Sie stellt, wie eine Tankstelle oder eine Autowerkstatt, die individuelle Mobilität der Bevölkerung sicher. Und das insbesondere in diesem Corona-Jahr, in dem das Fahrradfahren als infektionssichere Fortbewegungsmöglichkeit eine Renaissance erlebte. Die Fahrradgeschäfte im Landkreis dürfen deshalb, anders als die meisten Einzelhändler, auch während des aktuellen Shutdowns unter Einschränkungen öffnen.

"Bei uns läuft es wieder wie im März oder April. Zur Zeit machen wir also vor allem die Notfälle. Die größeren Reparaturen sind erst einmal auf nächstes Jahr verschoben", erklärt Monica Trinkl. Aber auch, wenn es nur um ein Ersatzteil geht, freut sie sich, wenn die Leute anrufen und es kurz bei ihr abholen, anstatt es im Internet zu bestellen.

Auch Alexander Altmann von Radl Altmann in Olching blickt gelassen auf die derzeitige Situation. Das Weihnachtsgeschäft falle zwar weg, aber das halte sich beim Fahrradhandel in Grenzen. Die Reparaturtermine in diesem Jahr seien hingegen schon ausgebucht, und die Ware, die gebraucht werde, um mobil zu sein, dürfe auch weiterhin verkauft werden. Die Monate seit Beginn der Corona-Pandemie seien sehr gut gelaufen. "Jeder Fahrradhändler, der dann ein schlechtes Jahr hatte, hat es einfach nicht drauf", so Altmann.

Auch bei E-Bike Hereth in Eichenau ist man zufrieden. "Der Shutdown ist für uns glücklich gefallen. Im Sommer, als die meisten Fahrräder gekauft wurden, lief es sehr gut", meint Monika Hereth. Zwar habe das auch sehr viel Arbeit bedeutet, aber sie hätten das ganze positiv annehmen dürfen. Bis Mitte Dezember wurde nun noch repariert und ausgeliefert. Über Weihnachten macht das auf E-Bikes spezialisierte Fahrradgeschäft nun Betriebsurlaub.

Bei Hart am Rad in Germering wird nur im Notbetrieb gearbeitet. Die Werkstatt ist geöffnet, aber "in den Laden lassen wir niemanden mehr rein", so Simon Mayer. Die Abwicklung vor und nach der Reparatur findet im Freien statt. Das Weihnachtsgeschäft, bei dem häufig kleinere Produkte und Gutscheine verkauft werden, falle da zwar weg - jammern will Mayer aber nicht. "Wir gehören zu den Glücklichen der ganzen Pandemie, uns geht es gut."

Nur bei der Verfügbarkeit, hört man von den Fahrradhändlern, könnte es langfristig Probleme geben. Die Corona-Pandemie trifft den Fahrradhandel nämlich nicht nur durch Verkaufsbeschränkungen, sondern auch bei Produktion und Lieferung. Die verstärkte Nachfrage und das gleichzeitig verringerte Angebot führten bereits zu Engpässen. Vor allem für kleine Fahrradläden, die von der Beratung im Laden und der anschließenden individuellen Bestellung des passenden Fahrrads für den Kunden leben, hat das negative Auswirkungen. "Es kam schon einmal vor, dass wir Kunden sagen mussten, dass ihr Rad gar nicht mehr verfügbar ist. Das ist natürlich ein blödes Gefühl", erzählt Mayer.

"Viele Hersteller können derzeit wegen Corona nicht liefern, die globalen Lieferketten sind unterbrochen", weiß auch Trinkl. "Da müssen sich jetzt alle überlegen, wie wir einen vernünftigen Einsatz von Ersatzteilen gewährleisten können." Damit die vielen Drahteseltreter auch im nächsten Jahr infektions- und verkehrssicher unterwegs sind.

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