Süddeutsche Zeitung

Mitten in Alling:Kuhfladenskandal schwappt nach Alling

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In einem flammenden Plädoyer spricht sich der Landtagsabgeordnete Hans Friedl für den Erhalt der Weidehaltung aus. Recht hat er! Aber hätte der Landwirt in Pähl nicht einfach den Dreck wegmachen können?

Kolumne von Stefan Salger, Alling

Ganz Bayern blickt nach Pähl. Dort eskalierte jüngst der "Kuhfladenstreit": Einem Landwirt flatterte ein Bußgeldbescheid ins Haus, weil seine Tiere auf dem Heimweg von der Weide die Straße wieder mal mit Kuhfladen gepflastert hatten. Die Freien Wähler nehmen sich also der Sache an. Schließlich kann man sich damit für den Landtagswahlkampf warmlaufen - und die CSU für die Bürokratie geißeln. Der Abgeordnete und gelernte Landwirt Hans Friedl aus Alling meldet sich als Experte zu Wort, so wie zuvor Hubert Aiwanger - der FW-Chef und stellvertretende Ministerpräsident bewirtschaftet ebenfalls einen Bauernhof. Vor laufenden Kameras erstattet Aiwanger dem Landwirt aus eigener Tasche schon mal die 130 Euro für die Begleichung des Bußgelds.

Das Thema ist fast so schön wie das Läuten der Kirchenglocken von Sankt Bernhard in Fürstenfeldbruck, das vor ein paar Jahren hohe Wellen geschlagen hat. Oder wie Gustl, der krähende Hahn, der ein paar Straßen weiter gern lautstark den Morgen begrüßte. Bis sich 2016 Nachbarn beschwerten und Gustl ins schalldichte Hühnerhaus verbannt wurde. Dessen Klappe öffnete sich fortan erst, wenn der Tag bereits von selbst erwacht war.

In Pähl im Landkreis Weilheim-Schongau scheinen die Rollen klar verteilt. Hier der Landwirt, der seine Kühe unter weiß-blauem Himmel auf die Weide treibt und somit die reizvolle Kulturlandschaft rettet. Dort der zugezogene Preiß, der sich ziert, mit seinem Kinderwagen die fladenförmige Tradition zu durchpflügen. In einer Pressemitteilung wird Hans Friedl zitiert. Er verweist darauf, "dass die Weidehaltung das Landschaftsbild gerade in ländlich Gebieten maßgeblich bestimmt". Ihm als Landwirt sei es "ein besonderes Anliegen, dass die Weidehaltung erhalten bleibt. Denn sie bedeutet für die Rinder ein Höchstmaß an Tierwohl". 1:0 für Aiwanger und Friedl für ihr Bekenntnis zu Brauchtum, Kulturlandschaft und artgerechter Tierhaltung. Allerdings wäre diese Dreifaltigkeit vielleicht gar nicht bedroht gewesen, wenn der Landwirt einen anderen bayerischen Brauch beherzigt hätte: den Dreck wegzuräumen, den man hinterlassen hat.

Jedenfalls dürfte nun auch die Hoffnung vieler rechtschaffener Parksünder auf Aiwanger ruhen. Könnte der nicht mal vorbeischauen und den Strafzettel begleichen, der letztens unterm Scheibenwischer klemmte? Wär' doch auch ein Beitrag im Kampf gegen Bürokratie.

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