Organspende:Wenn der Tod Leben rettet

Organspende: Florian Weis (im weißen Kittel) ist Transplantationsbeauftragter des Klinikums. Vor einem Jahr empfängt er die Teilnehmer einer Radtour, die für die Organspende werben.

Florian Weis (im weißen Kittel) ist Transplantationsbeauftragter des Klinikums. Vor einem Jahr empfängt er die Teilnehmer einer Radtour, die für die Organspende werben.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch im Landkreis warten viele Patienten jahrelang auf die rettende Transplantation von Niere oder Herz. Spender sind häufig Unfallopfer. An diesem Samstag ist Tag der Organspende.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Wenn der Frühling kommt, macht ein Spruch die Runde: Die Organspender sind wieder unterwegs, heißt es dann manchmal. Damit sind Motorradfahrer gemeint. Ihr Risiko, tödlich zu verunglücken, ist höher als das anderer Verkehrsteilnehmer. Der makaber anmutende Scherz hat einen ernsten Hintergrund: Viele schwerkranke Patienten können nur überleben, wenn ihnen eine Niere, eine Lunge oder ein Herz transplantiert werden. Die Schere zwischen Empfängern und Spendern aber öffnet sich.

Bundesweit sterben täglich drei Menschen, weil es kein passendes Organ gibt

Der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz zufolge sterben durchschnittlich drei Menschen pro Tag, weil für sie kein passendes Herz, keine Leber, Niere, Lunge oder Buchspeicheldrüse zur Verfügung steht. Auf eine Million Einwohner kommen in Deutschland nur etwa zehn Spender. Zum Vergleich: In Spanien sind es 38. Jeder Spendende habe im Durchschnitt drei schwerkranken Patienten eine neue Lebenschance geschenkt, heißt es. Laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) gab es 2022 mit 869 Menschen 64 Spender weniger als im Vorjahr. Auf der Warteliste standen 8500 Patienten, die meisten benötigen eine Niere. Mehr Menschen müssten sich also bereit erklären, nach ihrem Tod Organe zu spenden. Nicht einmal jeder fünfte Deutsche hat aber offenbar seine Entscheidung per Organspendeausweis dokumentiert.

Wenige kommen überhaupt als Spender infrage - nur im Fall des festgestellten Hirntods

Immer am ersten Samstag im Juni, dem Tag der Organspende, soll dieses oft verdrängte Thema stärker ins Bewusstsein gerufen werden. Das hält auch Florian Weis, ärztlicher Direktor und Transplantationsbeauftragter am Klinikum Fürstenfeldbruck, für wichtig. Leben könnten gerettet werden, würden sich mehr Menschen bereits zu Lebzeiten dazu bekennen, ihre Organe nach dem Tod zu spenden. Möglich ist dies nur im Fall irreparabler Hirnschäden und der Feststellung des Hirntods - wenige Verstorbene kommen also überhaupt für eine Organspende infrage.

Trauma-Patienten werden nach schweren Unfällen meist in großen Uni-Kliniken aufgenommen. Im Klinikum Fürstenfeldbruck werden lediglich ein bis zwei Patienten pro Jahr mit schwersten Verletzungen wie etwa irreparablen Hirnblutungen aufgenommen. Weis zufolge wird hier nur etwa alle zwei Jahre ein Organ entnommen - externe Spezialistenteams übernehmen das.

Das Verfahren ist genau festgelegt: Hat ein Mensch zum Beispiel durch Krankheit oder Unfall eine massive Hirnschädigung erlitten, müssen zwei qualifizierte Ärzte unabhängig voneinander den unumkehrbaren Ausfall aller Hirnfunktionen feststellen. Die Ärzte melden den möglichen Organspender bei der DSO. Hat die verstorbene Person nicht per Ausweis ausdrücklich den Willen zu einer Organspende bekundet, müssen die Angehörigen entscheiden - auch wenn Weis zufolge in einer solchen Situation Gespräche belastend sind.

Liegt eine Zustimmung vor, wird die Funktion der Organe aufrechterhalten. Die verstorbene Person wird eingehend untersucht, um Empfänger vor Infektionen zu schützen. Die Organvermittlungsstelle Eurotransplant ermittelt den geeigneten Patienten und transportiert das Organ möglichst schnell zum betroffenen Transplantationszentrum. Die Operationswunde wird wieder verschlossen, so dass Angehörige Abschied nehmen können.

Nieren lassen sich nach Einschätzung von Florian Weis gut verpflanzen, komplizierter ist es mit Herz oder Bauchspeicheldrüse. Nur wenige Erkrankungen wie Krebs im fortgeschrittenen Stadium schließen eine Organspende nach dem Tod aus. Und auch eine feste Altersgrenze gibt es nicht - zumal im Zuge des Konzepts "Old for old" Organe älterer Menschen an ältere Empfänger vermittelt werden können.

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