Die „Omas for Future“ sind am Samstagmorgen in Germering unterwegs. „Promenade für erneuerbare Energien“ nennen sie ihren Spaziergang. Sie promenieren auf und ab in der Unteren Bahnhofstraße – also in der Innenstadt, wenn man so will. „Leute, ihr dürft mutig sein, reiht euch in die Demo ein“, animieren sie die Passanten eher leise, als sie am Marktplatz vor der Stadtbibliothek vorbeikommen. Dort ist gerade Wochenmarkt, die Menschen warten in einer Schlange vor dem Metzgereiwagen. Einige schauen rüber zu den älteren Demonstranten, aber sie wirken irgendwie teilnahmslos.
Etwa 20 Omas und einige Opas aus Germering und auch aus München sind gekommen und haben Schilder dabei, um für den Klimaschutz zu werben. Das mangelnde Interesse der Mitmenschen stört sie nicht weiter. Johanna Carey trägt einen Umhängekarton mit der Aufschrift „Koa Gas am Ammersee“. Dort sollen in Reichling und an anderen Orten in der Nähe von Dießen Versuchsbohrungen stattfinden. „Ich glaube an die Wirksamkeit von Demos“, sagt Carey und klingt überzeugt. Karin Berner stimmt zu. Sie kommt aus Lüchow-Danneberg, wo seit über 40 Jahren die Abfälle aus den Atomkraftwerken gelagert werden und hat schon dort dagegen demonstriert, ist also so etwas wie eine alte Kämpferin. „Ich habe sechs Enkelkinder“, sagt sie. „Wenn wir nichts tun, haben die düstere Zukunftsaussichten.“

Umweltschutz:"Die Enkel sind ein Ansporn. Ich schaue sie mit Besorgnis an."
Zwei "Omas for Future" aus Germering erklären, warum sie sich für Klimaschutz engagieren und ob man Großmutter sein muss, um in der Gruppe mitzumachen.
Die Demonstranten haben sich in Kleingruppen aufgeteilt. Das nasskalte Wetter macht ihnen nichts aus, geht es doch um die Klimarettung. Da und dort gibt ein Gespräch mit Passanten, die Info-Flyer mitnehmen. „Jeder kann etwas bewegen“, sagt Angela Kraus. „Die Leute ins Denken bringen“, das müsse das Ziel sein. Etwas frustriert sind die „Omas for Future“, dass die Grünen gerade keine aktivere Rolle in Hinblick auf den Klimaschutz spielen. „Wir brauchen die Grünen“, sagt Elfriede Liebetruth, „besser wäre es, wenn sie ohne die FDP regieren würden.“ Friedrich Lange ergänzt: „In der Regierung können die Grünen nicht alles durchsetzen.“ Als langjähriges Mitglied der Germeringer Grünen nimmt er seine Partei in Schutz.
Lange trägt ein Plakat mit Aufschrift „Keine Gasbohrungen in Bayern“. Er ist zusammen mit der Grünen-Ortsvorsitzenden Lisa Pazzini gekommen. Sie ist mit jüngeren Vorstandsmitgliedern bei der Promenade dabei. Die dritte Germeringer Bürgermeisterin Sophie Schuhmacher von den Grünen ist als Vertreterin der jungen Generation zur Unterstützung der Omas und Opas gekommen. Sie würde sich wieder mehr Bewegung aus den Schulen von „Fridays for Future“ wünschen. Da scheine alles etwas eingeschlafen zu sein.
So setzen sich jetzt die älteren Menschen an die Spitze der Klimaschutzbewegung. „Es betrifft ja auch die ganze Gesellschaft“, erklärt Schuhmacher. Da sind die anderen schon wieder weitergezogen – die Untere Bahnhofstraße nach Norden. „Klimademonstranten grüßen die Passanten“, rufen sie unaufhörlich oder: „Kohle, Erdöl und auch Gas killen unser Klima.“ Auf dem Marktplatz gehen die Kunden ihren Einkäufen nach. Was bleibt? Ein auf den Bürgersteig gemaltes drei Meter langes gelbes X an der Ecke Landsberger Straße/Untere Bahnhofstraße mit der Parole oben und unten „Koa Gas“. Das große gelbe X ist das Symbol der Anti-Gasbewegung am Ammersee.