Olympische Spiele:Ganz Germering leidet mit Lena Dürr

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Vorbei die Chance auf eine olympische Medaille: Lena Dürr nach Platz vier im Slalom. (Foto: Luca Bruno/AP)

Die 30-jährige Skirennläuferin führt im Slalom und fährt dann an einer Medaille vorbei. Sie könne trotzdem megastolz sein, sagt ihre Schwester.

Von Heike A. Batzer, Germering

Glückwünsche zum Olympiasieg oder wenigstens zu einer Medaille, ja, darüber hätte sich Lena Dürr sicherlich gefreut. Stattdessen steht sie ein wenig abseits, wischt sich ein paar Tränen aus den Augen, setzt die Skibrille wieder auf und senkt den Kopf, der sich unter einem goldenen Helm befindet. Es tut gerade richtig weh: Führende war sie gewesen nach Durchgang eins beim olympischen Slalom, Vierte am Ende. Statt Jubel wird ihr nun Mitgefühl zuteil. "Sie tut uns unglaublich leid", sagt Werner Schnell, lange Jahre Funktionär in der Fußballabteilung des SV Germering und mittlerweile in der Geschäftsstelle tätig: "Das ist extrem bitter." In der Skiabteilung des SVG hat Lena Dürr einst das Skifahren gelernt, sie ist die mittlere von drei Schwestern. Vater Peter Dürr, in den Achtzigern selbst Olympiateilnehmer, ist mit der Familie ständig zum Skifahren in die Berge gefahren. Es war absehbar, dass ein Wettkampfsport daraus wird. Nach bisweilen durchwachsenen Jahren war die 30-Jährige zuletzt so richtig gut in Form.

Werner Schnell ist "zufällig aufgewacht", wie er sagt, und hat am sehr frühen Mittwochmorgen gegen drei Uhr das Fernsehgerät angeschaltet. Und nachdem Dürr nach dem ersten Durchgang geführt hatte - wenn auch knapp mit nur drei Hundertstelsekunden Vorsprung -, wurden Hoffnungen geweckt. Ganz kurz habe er sich zu diesem Zeitpunkt bei dem Gedanken ertappt, was man als Verein denn alles auf die Beine stellen müsse, falls sie tatsächlich Olympiasiegerin würde, erzählt Schnell. "Was für ein Lauf! Die Startnummer 1 und der goldene Helm zeigen, was das Ziel ist", schreibt SVG-Vizepräsident Josef Doll gleich auf die Internetseite des Vereins. Doch nach zwei Durchgängen fehlten der Athletin, die in diesem Jahr schon drei dritte Plätze im alpinen Weltcup eingefahren hat, sieben Hundertstelsekunden zur Bronzemedaille und 19 Hundertstel zum Olympiasieg. "Das war schon schade", sagt Doll: "Aber das ist die Krux des Sports." Sieg und Niederlage liegen oft hauchdünn beieinander. Keine der drei Läuferinnen, die nach Durchgang eins auf den Plätzen eins, zwei und drei lagen, holte schließlich eine Medaille.

"Ein vierter Platz bei Olympia ist alles andere als schlecht", sagt der Oberbürgermeister

Germerings Oberbürgermeister Andres Haas, der Lena Dürr schon als berühmte Tochter der Stadt geehrt hat und mit der Familie befreundet ist, hat ihr einen Brief zukommen lassen mit der Botschaft, dass "ein vierter Platz bei Olympia alles andere als schlecht ist", wie er erzählt. Die Stadt Germering, sagt er, sei auch ohne Podestplatz stolz auf sie. So viele Germeringer hätten mitgefiebert mit ihr. Und wie er sie so traurig am Bildschirm stehen sah, da hätte er sie am liebsten in den Arm genommen, "und wir hätten gemeinsam auf die Hundertstel geschimpft".

Auch Lena Dürrs ältere Schwester Katharina, die ebenfalls einige Jahre im alpinen Weltcup Rennen gefahren war, hatte sich die Nacht um die Ohren gehauen, was ihr freilich nicht wirklich schwer falle, wie sie sagt, weil sie als Mutter zweier kleiner Kinder auch nachts dann und wann gefragt ist. Täglich telefoniert sie mit ihrer Schwester in Peking, gleich auch nach dem olympischen Slalom gab es Telefonkontakt. Und man muss nicht unbedingt eine verlorene Medaille sehen. "Sie kann megastolz sein", sagt deshalb Katharina Stanglmeier: "Auf das, was sie erreicht hat in dieser Saison."

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