Seit nunmehr 25 Jahren in Folge gedenkt der Landkreis Fürstenfeldbruck an jedem 5. September der beim Olympia-Attentat von 1972 ermordeten israelischen Geiseln und eines bayerischen Polizeibeamten. In diesem Jahr bietet Landrat Thomas Karmasin (CSU), der die Gedenkveranstaltungen initiierte, zwei Veranstaltungen an. Wie üblich am 5. September, dieses Mal der Donnerstag, können sich Interessierte von elf Uhr an am Mahnmal vor dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck versammeln und an der Veranstaltung unter freiem Himmel teilnehmen. Bereits am Dienstag, 3. September, werden in einer öffentlichen Veranstaltung im Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck der digitale Erinnerungsort vorgestellt und der 2019 entstandene Dokumentarfilm „After Munich“ gezeigt. Beginn ist um 18 Uhr.
Noch immer muss die jährliche Gedenkveranstaltung vor dem 1999 vor dem von dem Gröbenzeller Künstler Hannes L. Götz geschaffenen Mahnmal vor dem Fliegerhorst stattfinden, weil der öffentliche Zugang zum historischen Anschlagsort auf dem Bundeswehrgelände nicht möglich ist. Bislang waren nur einige Führungen im alten Tower, vor dem der Befreiungsversuch von neun israelischen Geiseln aus der Hand terroristischer Attentäter scheiterte, und die nicht öffentlichen Großveranstaltungen zum 40. und zum 50. Jahrestag des Anschlags innerhalb der Kasernenmauern möglich. Deshalb hat der Landkreis 2022 eine App und eine Homepage entwickeln lassen, mit deren Hilfe die Geschehnisse vom 5. September 1972 nachvollziehbar werden. So soll die in Fürstenfeldbruck gepflegte Erinnerungskultur mehr Menschen zugänglich werden.
Wer diesen digitalen Erinnerungsort noch nicht kennt, der hat am 3. September, von 18 Uhr an Gelegenheit, sich darüber im Brucker Lichtspielhaus bei einem eigens produzierten Einführungsvideo zu informieren. Anschließend soll die Dokumentation „After Munich“ im Kino gezeigt werden. Der 78 Minuten lange Film von Francine Zuckerman setzt sich mit dem Attentat, aber vor allem mit den Folgen auseinander – den Folgen für die Angehörigen, den Folgen für die israelische Politik gegenüber den Palästinensern und den Folgen für die Hintermänner des Anschlags. Der Eintritt zum Filmabend ist frei.
Wann die Gedenkveranstaltungen vor dem Tower stattfinden können, ist so lange nicht geklärt, solange die Bundeswehr und die bayerische Polizei das Gelände nutzen und als Sicherheitsbereich ausweisen. Der jüngst genannte Termin für den Abzug der Luftwaffe ist das Jahr 2030. Auf dem Rollfeld vor dem Tower wurden 1972 der Gewichtheber David Berger, der Ringer-Kampfrichter Yossef Gufreund, der Ringer Eliezer Halfin, der Fechttrainer André Spitzer, der Leichtathletiktrainer Amitzúr Shapira, der Trainer der Schützen, Kehat Schorr, der Ringer Mark Slavin und der Gewichtheber-Kampfrichter Yakov Springer von palästinensischen Terroristen der Gruppe „Schwarzer September“ ermordet. Zuvor hatten die Attentäter den Gewichtheber Josef Romano und den Gewichthebertrainer Moshe Weinberg in deren Unterkunft im olympischen Dorf in München getötet. Bei dem Versuch, die von München nach Fürstenfeldbruck gebrachten Geiseln zu befreien, wurde auch der Polizeibeamte Anton Fliegerbauer von den Terroristen tödlich getroffen. Fünf der acht Attentäter kamen bei dem Schusswechsel ums Leben.