Oldtimertage:Liebhabern macht Regen nichts aus

Bei den Oldtimertagen in Fürstenfeld sind am Wochenende auffällig viele Jungtimer zu finden. Eine Rundgang zeigt, dass inzwischen auch Autos aus den Achtzigerjahren beliebte und teure Sammlerobjekte sein können

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Eine Ausfahrt mit einem Oldtimer ist eine Schönwetterangelegenheit. Deshalb sind am Sonntag bei den Oldtimertagen in Fürstenfeld die klassischen Veteranen aus der Anfangszeit des Automobilbaus bei den Autoparaden auf den Klosterwiesen kaum vertreten. An solchen Regentagen bevorzugen es Sammler und Fachbesucher, mit ihrem Jungtimer nach Fürstenfeldbruck zu fahren. Das sind Autos, die mindestens 15, aber noch keine 30 Jahre alt sind, ab diesem Zeitpunkt gibt es das H-Kennzeichen. Oder sie kommen gar nicht, was eine Erklärung für die vielen Lücken auf der Waaghäuserlwiese wäre. So stammen denn auffallend viele der präsentierten Autos aus den Siebziger- und Achtzigerjahren, wie beispielsweise ein Audi Quadro Baujahr 1986 oder ein VW Golf C Baujahr 1984. Es sind alte Bekannte von der Straße, die, wenn es sich um einen Ferrari handelt, einen sechsstelligen Eurobetrag wert sein können. Liebhaberobjekte müssen also nicht mehr unter die Klassifizierungen Ancestor (Baujahr bis 1904), Veteran (bis 1918), Vintage (bis 1930), Post Vintage (bis 1945) oder Post War (bis 1960) einordnen lassen.

Der Autosammler Martin Mangold aus Gröbenzell lässt sich von dem Dauernieselregen nicht von einem Sonntagsausflug in die Kreisstadt abhalten. Er parkt seinen weißen Rolls Royce Baujahr 1956 hinter der Stadthalle neben einem Citroën und fotografiert das repräsentative historische Gefährt mit Frau und Kind vor historischer Kulisse fürs Familienalbum. Der Gröbenzeller arbeitete bisher als Designer bei BMW. Nun will er seine Sammlerstücke verleihen und die Firma "Mangold Classics" gründen. Sein Rolls Royce mit roten Ledersitzen war ursprünglich ein Bentley und ist zur Freude des Besitzers "komplett alltagstauglich". Wovon auch der Sohn profitiert, den der Papa schon mal mit der weißen Limousine in den Kindergarten kutschiert. Mit einem solchen Auto wird das "Angeberpotenzial" schon im Kindergarten geweckt, ergänzt die Mutter scherzhaft.

Old- und inzwischen auch Jungtimer sind offenbar ein lukratives Geschäftsfeld. Auch wenn bei Nässe der Chrom weniger glänzt als an Sonnentagen und sich der Besucherantrag in Grenzen hält. Unverblümt spricht das einer der 180 Händler und Aussteller an, der einen der am besten gelegenen Plätze neben dem Eingang hat. Wer Rost im Tank beseitigen will, ist bei ihm richtig. Bastlern bietet er von 29,90 Euro an Hilfsmittel zur Beseitigung an, wer ihn damit beauftragen will, muss dafür mindestens 80 Euro hinblättern. Auch der "weltbeste Kleber" ist bei ihm zu haben. Weil nichts los ist, wartet er statt auf Kunden sehnsüchtig auf das Ende, um schnell abzubauen. Bei einem Rundgang wird eines schnell klar: Eigentlich sollte man nichts wegwerfen, was irgendwie mit einem alten Auto zu tun hat.

Auch wer sich einen Ferrari aus den Fünfzigerjahren nicht leisten kann, wird fündig. Das passende Ferrari-Lenkrad wird für 1000 Euro angeboten. Nur hat der Kunde, der mit dem Verkäufer verhandelt, schon eine solches Lenkrad. Einer, der überlegt, einen Oldtimer zu ersteigern, ist Eike Sommer, Pressesprecher des Veranstalters Magna Ingerdi Event GmbH. Er verrät aber nicht, bei welchem Modell er mitbieten will. Der Aufrufpreis für eine noch zu restaurierende Sahara-Ente von Citroën aus dem Jahr 1963 mit zwei Motoren, je 12,5 PS, liegt bei 62 000 Euro. Die Veranstalter hoffen, bis zum Abend 10 000 Tickets zu verkaufen. Im Vorjahr sollen es 4000 mehr gewesen sein.

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