Olchinger Umfahrungspläne:Grabenkämpfe am Straßenrand

Streitfall Olchinger Südwestumfahrung: Runge widerspricht Bocklet, Straßenbauamt widerspricht Runge.

Stefan Salger

Dieser Kampf hat viele Fronten. Und die ziehen sich mitten durch die Volksparteien: In CSU und SPD gibt es jeweils Befürworter und Gegner der Südwestumfahrung. Je nachdem, ob die Kommunalpolitiker nun in Olching oder in Eichenau oder Gröbenzell wohnen. Recht unversöhnlich stehen sich auch Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Runge und Vertreter des planenden Straßenbauamts gegenüber. Und irgendwo dazwischen steht der CSU-Wahlkreisabgeordnete Reinhold Bocklet-eine Stellungnahme von ihm sorgte am Rande der Demonstration der Umfahrungsgegner am Sonntag für fragende Gesichter.

Olching: Demonstration gegen geplante Ortsumfahrung

Die Debatte um die Südwestumgehung in Olching geht weiter - ein Kampf mit vielen Fronten.

(Foto: Johannes Simon)

Bocklet widerspricht darin dem Vorwurf Runges, er habe sich 2009 für eine Beschleunigung des Planfeststellungsverfahrens für die Ortsumfahrung, also auch für den südöstlichen Teilabschnitt, eingesetzt. Diesen aber halte er für "in jeder Hinsicht überflüssig". Der Landtags-Vizepräsident legt Wert darauf, dass Südwest- und Südostumfahrung getrennt zu betrachten sind. Auf einen schnellen Abschluss des Verfahrens habe er lediglich für den westlichen Abschnitt gedrängt. Ob er jenen auch befürwortet, lässt er in seiner Stellungnahme offen.

Runges Replik ließ nicht lange auf sich warten: Bocklet konterkariere mit seinem Versuch der "Schadensbegrenzung" die Argumentationslinie der Gemeinde Gröbenzell, die beide Umfahrungsäste als Teil eines Gesamtprojekts ansieht und gleichermaßen ablehnt. Solche Vorwürfe rufen wiederum das Straßenbauamt auf den Plan. Peter Weywadel vom staatlichen Bauamt Freising betont, dass die Beschränkung auf eine Südwestumfahrung unter Verzicht auf das östliches Anschlussstück zwar nicht optimal, gleichwohl aber machbar ist. Die Verbindung zwischen der Staatsstraße 2345 bei Esting und der Staatsstraße 2069 im Norden Eichenaus sei für sich schon "verkehrswirksam". Weywadel ist nicht gut zu sprechen auf Politiker wie Martin Runge: Wer einfach nur alle neuen Straßen verhindern wolle, der mache es sich zu leicht. Beispiel gefällig? "Wie ständen wir denn heute da, wenn wir vor vielen Jahren nicht die Bundesstraße 471 um Dachau herumgeführt hätten?"

Dabei bemüht sich Runge offenbar durchaus um eine recht objektive Darstellung. Ebenso wie Weywadel operiert er mit Zahlendes Verkehrsplaners Harald Kurzak. Diese freilich können unterschiedlich interpretiert werden. Runge räumt freimütig ein, dass eine Südwestumfahrung Olchings Fürstenfeldbrucker- und Roggensteinerstraße "beträchtlich" entlasten würde. In der Summe aber werde das Verkehrsaufkommen insgesamt deutlich steigen. Im Prognosejahr 2025 würde allein eine Westumfahrung Eichenau zusätzlich 1900 Autos täglich bescheren, hinzu kommen westlich von Olching zusätzlich 3600 Fahrzeuge. Diesen Zahlen stellt Runge die 3- bis 4000 Fahrten weniger auf Fürstenfeldbrucker und Roggensteiner Straße gegenüber. Bernd Heilmeier von den Freien Wählern Eichenau argumentiert ähnlich. Er fürchtet, dass durch Eichenau "und in der Folge dann auch Gröbenzell 15 bis 20 Prozent zusätzlicher Verkehr" rollt. Die Umfahrung ist nach Einschätzung Runges auch aus einem anderen Grund äußerst fragwürdig: Weil die reine Wegstrecke der beiden betroffenen Straßen in Olching viel kürzer ist als die Ortsdurchfahrten von Eichenau und künftig möglicherweise auch Gröbenzell. Ergo: Viel mehr Anliegerwürden neubelastet als-in Olching-entlastet.

Weywadel bestreitet die Zahlen nicht, wohl aber die Schlussfolgerungen. Es sei "ein gedanklicher Fehler", künftige Verkehrszahlen nach dem Bau der Umfahrung mit dem heutigen Stand ohne Umfahrung zu vergleichen. Denn im Ballungsraum München sei auch ohne Umfahrung von einem Verkehrswachstum um die zehn Prozent auszugehen.

Ob beziehungsweise wann eine Südwestumfahrung gebaut wird, darüber will Weywadel keine Prognose abgeben. Wegen der erforderlichen zweiten Tektur rechnet Oberbayerns Regierungsvizepräsident Ulrich Böger mit einem Planfeststellungsbeschluss erst im Mai 2011. Die Bagger würden aber auch dann noch nicht anrücken: Es fehlt an Haushaltsmitteln für den 3,6 Millionen Euro teuren, 1,9 Kilometer langen Bypass nebst sieben Meter hoher Brücke. Zudem könnten Gemeinden und Bürger den Weg durch die Instanzen beschreiten, was Jahre dauern dürfte. Mit Einzelpetitionen wollen die Umfahrungsgegner nicht nur Zeit gewinnen, sondern das gesamte Projekt zu Fall bringen. Formulare zum Download stellen auch die Gemeinden Eichenau und Gröbenzell auf ihrer Homepage zu Verfügung.

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