Badevergnügen und Coronavirus:Die Lücken zwischen den Handtüchern

Badevergnügen und Coronavirus: Auf der Liegewiese am Olchinger See wird von den Badegästen der Abstand gewahrt.

Auf der Liegewiese am Olchinger See wird von den Badegästen der Abstand gewahrt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch wenn die Stadt in Corona-Zeiten den Sicherheitsdienst am Olchinger See aufgestockt hat, ein Rundgang mit der Security zeigt, dass sich die Badegäste schon bisher gut an die Infektionsschutz-Vorschriften halten und es nur wenige Beanstandungen gibt

Von Katharina Knaut, Olching

Die Sonne brennt vom makellosen Himmel. Über dem Olchinger See liegt die träge Stimmung der Mittagshitze. Mehrere Kinder spielen im türkisblauen Wasser. Die meisten Erwachsenen haben sich auf ihren bunten Handtüchern ausgebreitet, die an diesem Tag den Großteil der Wiesenflächen um den See bedecken. Eckart Lutzeier geht den Weg zwischen den Liegenden entlang. Er ist ein großer Mann mit breiten Schultern und von kräftiger Statur. Trotz seiner lässigen Kleidung aus dunklen Shorts und dem weißen Shirt strahlt er Autorität aus. Auf seiner Hose prangt das Logo seiner Firma: PSD Security Service. Aufmerksam wandert sein Blick über die Menschen auf den Wiesen, bis er eine junge Frau und einen Jungen entdeckt. Ein kleiner Hund liegt neben ihnen im Gras. Lutzeier tritt auf sie zu. "Entschuldigen Sie bitte, aber der Hund darf leider nicht hierbleiben. Von April bis Ende September sind Hunde hier nicht erlaubt." Kurze Zeit später kommt die Mutter hinzu. Ihr erklärt Lutzeier die Situation und sie verspricht, das Tier nach Hause zu bringen.

Entscheidend sei, den richtigen Ton zu treffen, erklärt Lutzeier im Weitergehen. "Freundlich, aber bestimmt. So müssen wir die Leute ansprechen." Etwa zwei Wochen ist es her, seit der zweite Bürgermeister Maximilian Gigl (CSU) im Ferienausschuss bekannt gab, per dringlicher Anordnung das Budget für den Sicherheitsdienst am Olchinger See aufgestockt zu haben. "In Zeiten von Corona ist es nicht möglich, mit dem vorhandenen Budget zurechtzukommen", erklärte Gigl. Die Besucherzahlen am See seien höher und es gebe mehr Richtlinien, die beachtet werden müssten. Aus diesen Gründen sei eine "vermehrte und engmaschigere Bestreifung" nötig.

Badevergnügen und Coronavirus: Eckart Lutzeier, Chef einer Sicherheitsdienstfirma, und seine Männer sind dafür engagiert worden, am Olchinger See die Einhaltung der Corona-Regeln und natürlich anderer Vorschriften zu kontrollieren.

Eckart Lutzeier, Chef einer Sicherheitsdienstfirma, und seine Männer sind dafür engagiert worden, am Olchinger See die Einhaltung der Corona-Regeln und natürlich anderer Vorschriften zu kontrollieren.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit die Infektionsschutzregelungen in Kraft traten, haben Lutzeier und seine Mitarbeiter die Zahl der Streifzüge am Olchinger See erhöht. Seit zwei Jahren ist der Inhaber der Security Firma aus Fürstenfeldbruck für Olching tätig. Wann ein Rundgang am See nötig ist, entscheidet Lutzeier im eigenen Ermessen. In der Regel kommen er und einer seiner Mitarbeiter nachmittags und abends, wenn die Temperaturen hoch und die Leute in Badestimmung sind. Der Sicherheitsdienst achte dann darauf, dass die Hausordnung eingehalten werde, so Lutzeier. Auf mehreren Schildern stehen die Regeln geschrieben, am Eingang und entlang der Wege. Das Hundeverbot ist darauf zu finden ebenso das Fahrradfahrverbot. Dazwischen hängen die weiß-blauen Coronaschilder, die auf die Infektionsschutzregeln hinweisen: Abstand halten, keine Hände schütteln, in die Armbeuge niesen. Die Hinweistafeln können die Stimmung am See jedoch nicht trüben. Badegäste, jung wie alt, sind sie sich einig: Das Thema Corona spielt am Olchinger See kaum noch eine Rolle.

Badevergnügen und Coronavirus: Auf mehreren Schildern stehen die Regeln geschrieben, am Eingang und entlang der Wege.

Auf mehreren Schildern stehen die Regeln geschrieben, am Eingang und entlang der Wege.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Dabei seien die Leute in Bezug auf die Regelungen sehr diszipliniert, betont Lutzeier. Inzwischen hat er die Hälfte des Sees umrundet. Während er den Weg entlanggeht, wandert sein Blick über die Liegewiesen. Obwohl viele Menschen das warme Wetter an diesem Tag nutzen, bleiben zwischen den Handtüchern deutliche Lücken. Auf die Einhaltung der Abstandsregeln habe er noch nie hinweisen müssen, sagt Lutzeier. Nur dass Grillen und offene Feuer, auch an den ausgewiesenen Feuerstellen, aufgrund der Pandemie nicht erlaubt sind, wissen einige nicht. Am häufigsten müsse er allerdings Radfahrer ermahnen, die trotz Verbot nicht von ihren Gefährten absteigen. Auch der zurückgelassene Müll sei ein Problem. "Aber das ist an allen Seen so." Er als Sicherheitsdienst sei dafür verantwortlich, sich um diese kleineren Regelverstöße zu kümmern. Die Polizei greift nur dann ein, wenn der Dienst die Beamten anfordert. Beispielsweise, wenn Maßnahmen notwendig werden, die der Sicherheitsdienst nicht durchsetzen darf, wie die Aufnahme von Personalien. "Diese Fälle kommen aber nur selten vor", sagt Winfried Naßl, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Olching. Wichtig sei, dass der Dienst vor Ort das richtige Fingerspitzengefühl beweist, darin sind sich Naßl und Lutzeier einig.

Bisher habe er die Beamten nur einmal rufen müssen, sagt Lutzeier. Grund war eine Dame, die ihren Hund nicht wegbringen wollte. Erst die Polizeibeamten konnten sie nach längerer Diskussion dazu bewegen. Solche Fälle, das betont Lutzeier, seien die Ausnahme. "Die meisten Leute zeigen sich verständnisvoll und einsichtig." Einige sind auch dankbar. "Seit es den Dienst gibt, ist es deutlich ruhiger geworden", erklärt ein Mann. Er sei oft am See und in letzter Zeit sehe er vor allem auch viele Jugendliche, die ihre Zeit dort verbringen. Nicht selten begleitet von lauter Musik. "Wenn die Sicherheitsleute durchgehen, ist Ruhe." Die Anerkennung für seinen Beruf und der respektvolle Umgang miteinander, das ist Lutzeier besonders wichtig. Inzwischen steht er wieder vor dem Restaurant am See, wo er den Rundgang begonnen hat. Eine Frau geht vorüber und lächelt ihm zu. Es ist die Mutter des Jungen, der seinen Hund mit an den See gebracht hatte. Mit dem Tier auf dem Arm geht sie in Richtung Parkplatz. Lutzeier nickt zufrieden. "Das ist der Effekt, den wir haben wollen. Das ist auch wichtig für die Stadt Olching."

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