Olching:Vom Bauwagen zum Clubhaus

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Sattes Grün: Einweihungsfeier des Golfclubs Olching. (Foto: Georg Böhm)

Vor 40 Jahren hat der Golfclub Olching sein Zuhause gefunden. Der Platz gefiel dem Gründungspräsidenten Georg Böhm, als er dort zum Skilanglaufen war.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Es ist nicht untertrieben zu sagen: Der Golfclub Olching hat Georg Böhm alles zu verdanken. Der Verein begeht in diesem Jahr das 40-jährige Bestehen des Clubhauses. Der heute 76-jährige Ehrenpräsident des Vereins hatte sich vor 44 Jahren in den Kopf gesetzt in Olching einen Golfplatz zu bauen, als der Amperort "nicht unbedingt der Nabel der Golfwelt gewesen ist", wie er heute rückblickend erzählt. Böhm ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Was einst auf dem Fußballplatz in Geiselbullach als Provisorium begann, ist 2023 eine attraktive und bayernweit sehr geschätzte 18-Bahnen-Anlage an der hinteren Feursstraße. Zudem gehört der GCO mit seinem renommierten Trainerteam seit vielen Jahren zum erlauchten Kreis der "Leading Golf Clubs Germany".

Auch dieser Status geht letztlich auf Georg Böhm zurück. Er hatte Architektur und Jura studiert und im Ausland "mit Golf angefangen", wie er heute erzählt. Drei Jahre war er auch in Japan gewesen. Wieder zurück ging ihm die Golfplatzidee nicht mehr aus dem Kopf. Zumal er damals im Münchner Golfclub nicht Mitglied werden konnte, weil ihm zwei Bürgen dafür fehlten. "Dann bin ich in Dachau gelandet", so Böhm. Dort konnte er drei Mitspieler für seine Idee gewinnen, in Olching einen Golfclub zu gründen. Für die Vereinsgründung, die Voraussetzung war, um überhaupt das Golfplatzvorhaben realisieren zu können, benötigte er jedoch sieben Gründungsmitglieder.

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Die kamen 1980 zusammen. "Darunter waren auch Nichtgolfer", erinnert sich Böhm. "GC Olching e.V." prangte dann auch auf einem Bauwagen am Fußballplatz in Geiselbullach - ein Foto zeigt das. Dort eröffnete der Club die erste Driving Range, also einen Abschlagsübungsplatz. Daneben stand ein Zelt für überdachte Abschläge. Um Golf in Olching populär zu machen, holte Böhm immer wieder Prominente auf den Abschlagplatz. So auch Armin Hary, den 100-Meter-Olympiasieger von 1960 in Rom.

Domizil nach dem Bauwagen: Clubhaus in Olching. (Foto: Georg Böhm)

Parallel konnte der Verein die Gemeinde Olching überzeugen, auf dem freien Gelände zwischen Olching und Geiselbullach einen Golfplatz samt Clubhaus zu errichten. "Im Winter hatte ich dort eine Skilanglaufrunde gedreht", berichtet Georg Böhm, "und wusste, dass das Areal super passt." Die Finanzierung der Golfanlage war dann das nächste große Problem. "Alle Gründer mussten schon mal 100 000 Mark als Bürgen aufbringen", so Böhm - damals ein großer Batzen Geld. Insgesamt haben der Platz 1,5 Millionen und das Clubhaus drei Millionen Mark gekostet.

Dabei profitierte der Verein von guten Kontakten zu örtlichen Firmen, die "Superpreise gemacht haben", erklärte der Ehrenpräsident rückblickend. Darunter vor allem auch das Tiefbauunternehmen Hagn, das die Erdarbeiten und die Anlegung von kleinen Seen, also den Wasserhindernissen auf dem Golfplatz, verwirklichte. Ebenso die Erdhügel und Sandbunker. Die Aktion Weihnachtsbäume mit Wurzelstock auf dem Gelände einzupflanzen, war wohl auch ein Renner gewesen.

Musiker zu Gast: Howard Carpendale (links) und Peter Kraus. (Foto: Georg Böhm)
Vom Fach: Bernhard Langer beim Besuch in Olching. (Foto: Georg Böhm)

Schon damals lebte der Club von Mitgliedern aus dem Einzugsbereich Münchens. Dort gab es nur den Münchner Golfclub mit seiner Anlage in Thalkirchen. Viele Münchner, besonders aus dem Westen der Landeshauptstadt, sind bis heute eher in Olching als dort an der Isar. Als das Clubhaus - ein reiner Holzbau - 1983 fertig und 1984 eingeweiht wurde, holte Böhm wieder Prominenz nach Olching. Es gibt Zeitungsausschnitte mit dem Augsburger Bernhard Langer, Deutschlands Vorzeigegolfer zu dieser Zeit, und mit Hobbygolfer Franz Beckenbauer. Schlagerstars, wie Howard Carpendale und Peter Kraus, ließen sich ebenfalls sehen. 1985 übertrag das Bayerische Fernsehen live die Ladies German Open, ein großes internationales Frauenturnier.

Clubverantwortliche: Ehrenpräsident Georg Böhm (links) mit Präsidentin Martina Drechsler und deren Stellvertreter Kai-Otto Landwehr. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Damals waren wir vom Altersschnitt her der jüngste Golfclub in Deutschland", sagt Böhm heute. Heute sind die meisten Golfspieler im Rentenalter. Auch in Olching bewegt sich der Altersschnitt an die 60 Jahre heran. Der Club will weiterhin sein sportliches Image pflegen. Die Damen- und die Herrenmannschaft spielen in der zweiten Bundesliga und der Nachwuchs kann auf bayerischer Ebene ganz gut mithalten. Billiganbieter des Golfsports machen traditionellen Clubs Konkurrenz. Auch der GCO reagiert deshalb mit diversen Preismodellen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Doch um den Betrieb der kostspieligen Anlage zu finanzieren, sind die etwa 520 ordentlichen Mitglieder, die alle um die 2000 Euro jährlichen Beitrag zahlen, ganz entscheidend. Dazu kommen etwa 400 außerordentliche Mitglieder, darunter 120 Kinder mit wenig Beitrag.

Interessant ist, dass nur 201 Mitglieder in Olching leben. Deshalb ist Zielsetzung von GCO-Vizepräsident Kai-Otto Landwehr verständlich: "Wir wollen als Golfclub aktiver Teil der Stadt sein." Eine interne Befriedung des Clubs scheint ebenfalls nötig. Hatte doch die Wiederwahl der Vereinspräsidentin Martina Drechsler im November 2022 mit nur einer einzigen Stimme Mehrheit für Aufsehen und Aufregung gesorgt.

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