Olching:Übergangslösung mit verstecktem Charme

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Die Graßlfinger Schüler werden nun in einem Provisorium aus 180 Einzelcontainern unterrichtet. So lange, bis der 20 Millionen teure Umbau des Altgebäudes abgeschlossen ist

Von Julia Bergmann, Olching

Gleich hinter dem Trümmerhaufen, der vor dem Abriss einmal Teil der Grundschule Graßlfing war, tummeln sich Horden aufgeregter Buben und Mädchen an ihrem ersten Schultag nach den großen Ferien. Inmitten der Schülermassen ragen 180 stahlgrauen Containermodule in den strahlend blauen Himmel über Olching. In den von außen so schmucklos wirkenden Kästen sollen die insgesamt 350 Schüler in den kommenden beiden Jahren unterrichtet werden, bis der Um- und Erweiterungsbau des Gebäudes an der Schulstraße abgeschlossen sein wird. Ein Teil der Containeranlage war bereits im vergangenen Schuljahr im Betrieb, ein zweiter wurde am Dienstagmorgen offiziell von der Stadt an die Schulleiterin Cathrin Theis übergeben.

Die Schüler werden zwei Jahre lang in dem Containerkomplex unterrichtet. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Es ist nicht selbstverständlich, diese Art von Containern zu bekommen", lobt Theis gleich, nachdem ihr der dritte Bürgermeister Fritz Bozenhardt (SPD) einen enormen goldenen Schlüssel in die Hand gedrückt hat. Denn die riesigen Kästen, die nun auf dem Pausenhof der Schule stehen, wirken nur von außen reizlos. "Wenn man hineingeht, vergisst man, dass man sich in Containern befindet", sagt Bauamtsmitarbeiterin Petra Göbel, die das Projekt betreut hat. Tatsächlich gibt es im Inneren des Provisoriums großzügige Räume, ein geräumiges Lehrerzimmer und eine Klimaanlage. Bei den hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen und Monate sei man deswegen auch schon vor dem offiziellen Umzug äußerst gerne in die Containeranlage ausgewichen, verrät Theis.

Die Klassenzimmer im Inneren des provisorischen Schulgebäudes wirken geräumig und freundlich. Sogar die Schallschutzplatten an den Decken sehen aus wie Dekoration. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Göbel öffnet die Türen der Anlage und gibt den Blick frei auf zitronengelbe Spinde in den Fluren und kunterbunte Schülergemälde an den Wänden. Die Decken sind zwar mit Schallschutzplatten verkleidet, wer das aber nicht weiß, hält die mit Waldaufdruck versehen Quadrate eher für ein unkonventionell angebrachtes Dekoobjekt. Und trotzdem gibt es beim unterrichten in den Containern auch Nachteile, da ist Theis ganz offen.

Die Schallschutzplatten schlucken zwar einen Teil der Geräusche. "Aber wenn Sie nicht wollen, dass der Nachbar jedes Wort mithört, müssen Sie sich trotzdem anstrengen", sagt sie. Auch während des Umzugs seien hin und wieder kleinere Probleme aufgetaucht. Aber mit der Hilfe der Stadtverwaltung und des städtischen Bauhofs seien diese schnell ausgeräumt gewesen. "Dafür, dass die komplette Schule umgezogen ist, glaube ich, dass es trotzdem ganz gut gelaufen ist", sagt Theis. Auch mit der Unterstützung ihrer Kollegen, dazu gehört insbesondere auch Hausmeister Peter Vager, habe man den Einzug in die erweiterte Anlage gut über die Bühne gebracht. Und außerdem: "Wenn Sie wissen, was da bald hinkommt, sind sie zu vielem bereit", sagt Theis. Auf dem Schulgeländesoll immerhin innerhalb der kommenden beiden Jahre ein 20 Millionen Euro teurer Schulbau entstehen, der den Ansprüchen modernster pädagogischer Konzepte genügt. Damit verbunden ist eine Umstellung auf die offene Ganztagsschule und ein Schülerzuwachs von derzeit 350 auf 400.

Die Schlüsselübergabe durch den dritten Bürgermeister Fitz Botzenhardt an Schulleiterin Cathrin Theis. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahrs habe sich außerdem noch ein größeres Problem lösen lassen. Eine der bisher hauptsächlich von Schülern genutzten Buslinien sei vom Landratsamt gestrichen worden, erklärt Maximilian Gigl (CSU), Schulreferent im Stadtrat. Mit der Folge, dass viele Schüler auf andere Busse ausweichen mussten und aufgrund des Fahrplans schon 30 Minuten vor Schulbeginn da waren. Ein Sicherheitsrisiko, wie Theis erklärt. Gerade jetzt, wo es keine eigene Aula und Aufenthaltsflächen gibt. Darüber müsse man sich nun aber nicht mehr sorgen.

Während sich die Schulleiterin, Elternbeiratsvorsitzende und Stadtvertreter noch über die Anlage unterhalten, scharen sich immer mehr Buben und Mädchen in kleinen Gruppen um das neue Schulgebäude, feiern ihr Wiedersehen nach sechs Wochen Ferien, lachen und plappern wild durcheinander. Wie die Schüler das Provisorium finden? "Ganz gut", meint Elternbeiratsmitglied Christian Glöckner. "Die Schüler sind diejenigen, die damit am wenigsten Probleme haben.". Was nicht heißen solle, dass es von Seiten der Eltern welche gebe, beteuert er. Auch sie wüssten, dass die Container eine Übergangslösung sind. Das was kommt, soll etwas bisher einzigartiges in Olching werden. "Und die Vorfreude ist groß", sagt die Schulleiterin.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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