Olching:Turmhohe Pläne

Gemeinde stellt Konzept für Bebauung der Paulusgrube vor

Von Katharina Knaut, Olching

Es wird als das Olchinger Zukunftsprojekt bezeichnet: Seit 2011 befasst sich die Stadt mit dem Umbau des Areals "Paulusgrube", wie das Gebiet um den Bahnhof genannt wird. Mittlerweile wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, der unter anderem das Bahnhofsgebäude gehört, ein detailliertes Konzept erstellt, wie die Paulusgrube aussehen könnte. Der nächste Schritt besteht in der Aufstellung eines Bebauungsplans, der im Januar im Stadtrat beraten wird. Die Stadt veranstaltete daher am Dienstag in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (Kom) eine Informationsabend, um den aktuellen Planungsstand vorzustellen. Wie sehr das Thema die Olchinger beschäftigt, zeigte die Besucherzahl: Beinahe alle Plätze im Saal waren besetzt.

Wesentliche Elemente des Konzepts sind zwei große Türme im Zentrum des Areals. Einer davon ist nahe den Gleisen geplant. Die Deutsche Bahn will dort unter anderem Mitarbeiterwohnungen einrichten. Im Erdgeschoss soll zudem eine Empfangshalle mit Ticketschaltern und einem Kiosk entstehen. Für das zweite Gebäude sieht die Stadt Gewerbe wie beispielsweise einen Supermarkt vor, darüber hinaus ist auch die Einrichtung eines Bürgerbüros denkbar. Hinter den beiden Türmen sollen Wohngebäude gebaut werden. Für Parkmöglichkeiten sorgen Tiefgaragen. Eine soll unter der Hauptstraße entstehen, eine weitere unter den Türmen. Dort sind Parkplätze für die Kunden der Geschäfte und die Nutzer der S-Bahn vorgesehen. Auch für die Wohnanlage ist eine Tiefgarage geplant. Außerdem würde die Verkehrsführung verändert: Busse würden von der Bahnhofstraße aus um den Komplex herum zu den Haltestellen an der Rückseite geführt . Von dort aus könnten sie zwischen den beiden Türmen hindurqueren, wieder in die Bahnhofstraße einfädeln und zurück auf die Hauptstraße fahren.

Auch ein Verkehrsgutachten wurde erstellt. Hauptprofiteur der Veränderungen sei die Wolfstraße, erklärte Bürgermeister Andreas Magg (SPD). In anderen Bereichen wie der Jahnstraße werde dagegen eine leichte Zunahme des Verkehrs zu erwarten sein. "Die Belastung wollen wir so gering wie möglich halten", betonte Magg. Dennoch stießen die verkehrlichen Maßnahmen bei den Olchingern auf Kritik. Vor allem Anwohner fürchteten, dass die aus ihrer Sicht ohnehin angespannte Situation weiter verschärft wird. Die Planung gehe auf Kosten der angrenzenden Schiller-, Jahn- und Wolfstraße, monierte Hubert Widmann, der in der Bahnhofstraße ein Geschäft führt. Das Ergebnis des Verkehrsgutachten zweifelte er an. "Die Zahlen sind nicht realistisch." Magg und Eva Heller von der Ingenieursgesellschaft, die das Gutachten erstellte, widersprachen. Der Bürgermeister versprach aber, das Dokument zu veröffentlichen.

Ein weiterer Kritikpunkt war die Frage der Finanzierung. So will die Stadt nicht ausschließen, einen Investor mit einzubeziehen. Einige Bürger äußerten die Sorge, dass die Stadt damit wertvolle Grundstücke, die für das Projekt aufgekauft hat wurden, wieder aus der Hand gibt. "Bleibt da überhaupt noch etwas über?" fragte Ingrid Kärtner. Seit 55 Jahren lebe sie in der Stadt und habe in der Zeit bereits einige Planungen miterlebt. "So ein Gebiet gibt es nicht mehr in Olching." Gebe die Stadt das Areal aus der Hand, können in 50 Jahren keine Veränderungen mehr durchgeführt werden, kritisierte auch Stefan Eibl, Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler.

Ob und wie sich tatsächlich ein Investor beteiligen soll, sei noch nicht beschlossen worden, so Magg. Eine Schätzung habe aber ergeben, dass das Projekt mindestens 100 Millionen Euro koste. Die Stadt könne das nicht stemmen. Sie könne die Planung aber vertraglich festlegen, sodass ein Investor sich daran orientieren müsse. Magg will das Vorhaben bald angehen: "Ich will nicht, dass in 50 Jahren immer noch über die Paulusgrube diskutiert wird."

Zunächst soll nun der Bebauungsplan aufgestellt werden, den der Stadtrat im Januar beraten will. Wird er genehmigt, findet eine Bürgerbeteiligung statt, in der Olchinger Kritikpunkte und Anmerkungen vorbringen können. Diese werden wiederum vom Stadtrat beraten und eingearbeitet. Wenn alles gut gehe, könne in zwei Jahren mit der Umsetzung begonnen werden, sagt Bauamtsleiter Markus Brunnhuber. Der Umbau soll in Etappen erfolgen. Wie lange das dauern wird, noch dazu im laufenden Betrieb, darüber will er noch keine Prognose treffen.

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