Olching/Tuchola:Die Augen der Wälder

Tuchola, Partnerstadt von Olching

Im Juli verwandelt sich der Marktplatz von Tuchola bei den "Tagen der Tucheler Heide" zwei Wochen lang in ein Mekka für Kunst und Kultur.

(Foto: privat)

Die Seenlandschaft um Olchings Partnerstadt Tuchola ist eine Attraktion für Besucher

Von Julia Bergmann, Olching/Tuchola

Inmitten der dichten und satten Wälder der Tucheler Heide tun sich tiefblaue Oasen der Entspannung und Zerstreuung auf. "Die Augen der Wälder", nennen die Polen die über 20 glasklaren Seen in dem Gebiet im Norden Polens, die zum Verweilen, zum Segeln, Paddeln und Rudern einladen. Wenn Renata Basta über die sehenswerten Orte ihrer Heimat spricht, gerät sie ins Schwärmen. Die 66-jährige ehemalige Politikerin war unter anderem 43 Jahre lang die Direktorin des Kulturzentrums in Tuchola, der Partnerstadt von Olching. In den vergangenen zehn Jahren wurden die Angebote für Touristen und die Infrastruktur im gesamten Landkreis Tuchola ausgebaut. Über 500 Kilometer Radstrecke und Wanderwege, die an den malerischsten Orten Tucholas vorbeiführen sind mittlerweile entstanden. "Entlang der Flüße Brda und Wda, der beiden schönsten Wasserstraßen Polens wurden zum Beispiel auch Amphitheater errichtet", sagt sie. Während der lauen Sommermonate sind sie Anlaufstellen für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen.

Die gesamte Tucheler Heide, einer der größten zusammenhängenden Waldkomplexe Mitteleuropas, einschließlich des dort gelegenen Nationalparks Bory Tucholskie, der den Kern eines 2010 von der Unesco anerkannten Biosphärenreservats bildet, sei ein wunderbarer Ort für Touristen. "Dort findet jeder etwas, das ihm Spaß macht", so Basta. Die Bergflüsse mit ihrer charakteristischen rasanten Strömung laden zu Flussfahrten ein. Paddelboote, Kajaks, Fahrräder und Segelbote könne man sich an vielen Stellen ausleihen. Auch Tennisplätze gibt es vor Ort und momentan wird auch ein Golfplatz gebaut. Die Restaurants in der Gegend halten allesamt ein sehr hohes Niveau und bieten abwechslungsreiche gute Küche. Die Besucher kommen also auch kulinarisch auf ihre Kosten, ist sich Basta sicher.

"Eine Attraktion der Tucheler Heide ist auch das Aquädukt über dem Brahekanal", erklärt sie. Mit 75 Metern ist es das längste in ganz Polen. Es wurde 1848 nach antikem römischen Vorbild erschaffen und ist eine beliebte Anlaufstelle für Urlauber aus dem Ausland.

Renata Bastas Lieblingsort aber ist der Didaktische Wanderweg in der Försterei Woziwoda. Dort genießt sie die Ruhe in der Natur. "Besonders schön ist, dass entlang des Weges viele Tafeln mit wissenswerten Informationen über die Region aufgestellt wurden und man so viel über die Umgebung erfahren kann", findet sie. Etwa über die außergewöhnliche Pflanzen- und Tierwelt der Heide, wo es rund 140 verschiedenen Vogelarten gibt. Oder über dem Wdecki-Park, in dem sich einer der größten und ältesten Eibenbestände der Welt befindet, der unter Naturschutz steht.

Ende Juli aber ist Renata Bastas Lieblingsort ein anderer. Dann nämlich finden auf dem Tucheler Markt in der Innenstadt zwei Wochen lang die "Tage der Tucheler Heide" statt. Auf dem Marktplatz wird eine große Bühne aufgebaut, bekannte polnische Bands und Sänger kommen in die Stadt und geben Konzerte. "Jede Schule, jeder Verein und jede Institution will die Gelegenheit nutzen und sich präsentieren", erzählt Basta. Und sogar Privatpersonen veranstalten kleine Ausstellungen im Park. "Das können zum Beispiel Sammler sein, die Tierpräparate ausstellen oder Kunsthandwerker, denen man bei der Arbeit zusehen kann", erklärt Basta. Unter anderem könne man zusehen, wie die traditionelle polnische Blumenstickerei entsteht, die festgelegten Mustern und Farben folgt.

Die Stickereien aus der Region um die Tucheler Heide seien etwas ganz besonderes. Satt der ansonsten kunterbunten Ornamente werden hier überwiegend Gold- und Naturtöne für die Stickereien verwendet. "Eine wunderschöne Sache", findet Basta. Besonders gut gefalle ihr an den "Tagen der Tucheler Heide" aber, dass in jedem Jahr Jugendgruppen aus allen Teilen der Welt, wie Mexiko, Indien und Norwegen zu Besuch kommen. Aus ihren Heimatländern bringen sie ein Stück der eigenen Kultur mit nach Polen: Es wird gesungen und es werden traditionelle folkloristische Tänze in ihrer jeweiligen Landestracht gezeigt. Dann verwandelt sich Tuchola jedes Mal in einen Ort, an dem Kulturen zusammen finden.

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