Olching:Stimmungsvoller Kurzsschluss

Fackelschwimmen Olching

Feuer, Wasser, Eis: Die abgehärteten Schwimmer der Wasserwacht tauchen den Olchinger See in ein flackerndes Licht.

(Foto: Günther Reger)

Natürlich sollen vor allem Fackeln und Feuerschalen am Samstagabend fürs besinnliche Ambiente sorgen. Dass dann die elektrischen Lichterketten mit einem dumpfen Schlag erlöschen, war nicht geplant - verhilft der Show am See aber letztlich sogar zu einem eindrucksvolleren Finale

Von Katharina Knaut, Olching

Einsam steht er auf der ansonsten glatten Oberfläche des dunklen Sees: der kleine Tannenbaum. An ihm hängen weder Christbaumkugeln noch Lametta, ihn schmückt lediglich eine noch dunkle Lichterkette. Außer ihm sind auf dem Wasser nur eine Schwimminsel und ein paar Enten auszumachen, ansonsten wirkt die Oberfläche unberührt.

Währen den See eine Stimmung der stillen Einsamkeit umgibt, tummelt sich zumindest an einer Seite des Ufers das Leben. Das Haus der Wasserwacht Olching ist von bunten Lichterketten und Feuerschalen hell erleuchtet. Gut hundert Menschen drängen sich am Rand des Wassers, in der Hand eine Tasse Glühwein oder Punsch, und blicken gespannt auf den See. Sie alle warten auf den Beginn des 39. Fackelschwimmens der Wasserwacht Olching - wie jedes Jahr am dritten Adventswochenende. Ein Licht nach dem anderen erleuchtet die Wasseroberfläche an zwei Seiten des Sees, bis sich zwei Reihen von Lichtpunkten, gleich einer schwimmenden Kette, langsam aufeinander zubewegen. Auf Höhe der kleinen Tanne treffen sie schließlich zusammen, ziehen aneinander vorbei und bilden einen großen Kreis Mittelpunkt ist der nach wie vor unbeleuchtete Christbaum. Das aufgeregte Tuscheln am Ufer schwillt an, dann ist es soweit: der Lichterkreis erlischt, dafür ist der Christbaum auf einmal hell erleuchtet. Ein dumpfes Geräusch, dann geht auch dieses Licht wieder aus, der See ist wieder dunkel, ebenso das Ufer. Auch dort leuchtet keine Lichterkette mehr, lediglich die Feuerschalen spenden noch ein wenig Licht.

Sehr effektvoll, allerdings nicht geplant. "Keine Sorge, das ist nur ein Kurzschluss!", ruft einer der Organisatoren der Wasserwacht. Ein technisches Problem, das der Show jedoch nicht schadet, im Gegenteil: Dadurch wirkt das Finale noch eindrucksvoller. Das dunkle Wasser beginnt zu sprudeln und vom nahe gelegenen Steg steigen Feuerwerkskörper in die Luft: Der Neptun, der jedes Jahr Geschenke an die Kinder verteilt, ist vom Grund des Sees erwacht. In voller Taucherausrüstung und mit einem Netz aus Seetang um den Körper steigt er aus dem Wasser. Lauter Applaus ertönt vom Ufer, auch die Lichter gehen wieder an. Während die Kinder aufgeregt den Neptun umringen, um ihre Tüten mit Süßigkeiten entgegenzunehmen, ziehen sich die Fackelschwimmer zu den Feuerschalen zurück. Rund 30 Teilnehmer haben dieses Jahr mitgemacht. Es sei eine durchgemischte Gruppe, meint Martin Müller, stellvertretender Vorsitzender. Dabei sind ältere ebenso wie junge Schwimmer, verstärkt durch einige Mitglieder der Wasserwacht Fürstenfeldbruck. Trotz Neoprenanzügen sei das Schwimmen bei null Grad Außen- und vier Grad Wassertemperatur ziemlich kalt, meint Müller, der schon oft mitgeschwommen ist. Mitglieder müssen mindestens 16 Jahre alt sein, um sich beteiligen zu düfen. Und sie müssen sich mit einem Training vorbereitet haben. "Das Wasser dringt durch die Anzüge und wärmt sich dann durch die Körpertemperatur. Nach fünf Minuten geht das dann schon," so Müller. Manche scheinen von dem kalten Wasser gar nicht genug bekommen zu können. Keine zehn Minuten, nachdem sie aus dem See gestiegen sind, springen einige Schwimmer schon wieder hinein - in Badehose und Bikini. "Das muss jedes Jahr sein", meint Jonas Becker, Jugendleiter der Wasserwacht. Ebenfalls Tradition hat das anschließende Beisammensein von Besuchern und Mitgliedern der Wasserwacht an den Feuerschalen mit Glühwein, Punsch, Suppe und Weihnachtsmusik. Aufgrund der Kälte zerstreut sich die Gemeinschaft jedoch allmählich, am See kehrt wieder Ruhe ein. Den kleinen Baum scheint die Nacht verschluckt zu haben.

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