Olching:Stimmungsvoll

Ausstellung KOM

Brigitte Christners Fotoserie "Vorstadtschicksal" erzählt die Geschichte eines historischen Gebäudes, das verfällt und durch einen Zweckbau ersetzt wird.

(Foto: Günther Reger)

Ausstellung mit Fotografien und Drucken im Kom

Von Florian J. Haamann, Olching

Mit ihren Fotografien will Brigitte Christner die verschiedenen Facetten des Städtischen festhalten, kleine Geschichten erzählen und kuriose Beobachtungen festhalten. Dafür verlässt sie gerne die glänzenden Hauptstraßen im Zentrum und spaziert auf Abwegen durch Seitenstraßen und Hinterhöfe. Um ihren Bildern die passende Stimmung zu verleihen, fotografiert sie nicht digital, sondern analog mit ihrer alten Leica-Kamera. Und um die richtige Stimmung geht es auch in den Lithografien und Radierungen von Marion Huber. Deshalb ergänzen sich die Werke der beiden Künstlerinnen, die nun gemeinsam in der Olchinger Kulturwerkstatt am Mühlbach ausstellen, trefflich.

Christners Fotografien bewegen sich zwischen Dokumentation und Erzählung, oft mit einem Hauch Sozialkritik. Etwa in der Fotoserie "Vorstadtschicksal". Das erste Bild zeigt ein in die Jahre gekommenes Haus, das eigentlich dringend einer aufwendigen Sanierung bedürfte - aber behutsam, um seine Schönheit zu erhalten. Doch stattdessen sieht man auf dem zweiten Foto einen Haufen Bauschutt. Das dritte Bild zeigt ein Baugerüst, unter dem ein modernes, ästhetisch und architektonisch anspruchsloses Wohnhaus entsteht. Die Aussage der Bilder, die Christner an mehreren Orten aufgenommen und dann zusammengestellt hat, ist klar: Das Schöne und Alte muss dem Neuen, Hässlichen, dafür aber Günstigeren weichen. Einen Blick hinter die schöne Fassade zeigt das Trio "Kreuzstraße 21 c". Vom gepflegten Anblick von der Straße aus nimmt die Künstlerin den Betrachter mit in den Hinterhof. Am Klingelschild stehen nur noch wenige Namen, einige Papieraufkleber beginnen sich abzulösen. Im Hof sind bröckelnder Putz und Wildwuchs zu sehen. Als kleinen Akt der Rebellion hat jemand den Spruch "Sei Pippi, nicht Annika" an die Wand gesprüht.

Eine ganz andere Stimmung vermitteln da die Bilder von Marion Huber. Sie zeigt unter anderem idyllische Postkartenmotive italienischer Häuserfronten. In warmen Farben hält sie die malerischen Fassaden fest. Ein anderes Bild zeigt den Blick über die Amstel in Amsterdam, im Vordergrund ein Fahrrad, im Hintergrund eine für die Stadt typische Häuserzeile. Aber Huber beschränkt sich nicht auf die Darstellung. In "Sammelsurium" zeigt sie eine Auswahl ihrer Lieblingsmotive, die alle auch einzeln in der Ausstellung zu sehen sind: Ein Stuhl, ein Fliegenschwarm, ein Schaf, ein Füller und ein kleiner Kuchen.

Hubers Bilder sind, wie auch die Fotografien von Christner, sowohl wegen der gezeigten Motive als auch wegen des großen technischen Geschicks in der Umsetzung bei den Lithografien wie auch bei den Radierungen, durchaus einen Besuch wert.

Ausstellung "Entwickelt und gedruckt" mit Werken von Brigitte Christner und Marion Huber im Kom. Vernissage am Freitag, 27. Januar, von 19.30 Uhr an. Danach zu sehen am Samstag und Sonntag, 28. und 29. Januar, jeweils von 10 bis 18 Uhr.

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