Olching:Ständig müde

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Ramona Jenss hat Fibromyalgie, eine Schmerzerkrankung

Von Ingrid Hügenell, Olching

Ständig diese Erschöpfung. Ramona Jenss ist immer müde. Dabei ist die Olchingerin erst Anfang 30, sie arbeitet als Friseurin. Ihr Arzt hat, eher ungewöhnlich, schnell den richtigen Verdacht: Die junge Frau könnte unter Fibromyalgie leiden. Die geheimnisvolle, relativ unbekannte Krankheit ist eine chronische Schmerzerkrankung. Sie verursacht Schmerzen meist in der Nähe der Muskeln und Gelenke. Dazu kommen Gedächtnisprobleme und Wortfindungsstörungen, Erschöpfung, häufig auch psychische Probleme wie Depressionen. Selbst bei Ärzten und Therapeuten ist die Krankheit noch vielfach unbekannt, sie wird immer wieder für eine psychische Erkrankung gehalten. Doch das ist sie nicht, wie der Fibromyalgie-Verein Bayern betont.

Ramona Jenss hat Glück, ihr Orthopäde erkennt die Krankheit und rät ihr dazu, ihre Arbeit aufzugeben. Die Diagnose wirft das Leben der jungen Frau durcheinander: "Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg", sagt sie. Sie trennt sich von ihrem Mann, der zu wenig Verständnis gehabt habe, sagt sie. Doch sie lernt, mit der Krankheit umzugehen, auch mithilfe der Selbsthilfegruppe Fibromyalgie Olching, die zum bayerischen Verein gehört. "Man findet sich damit ab. Es ist schließlich nichts Tödliches, man wird damit alt", sagt sie. Jenss, inzwischen 39, ist wieder verheiratet und freut sich auf ihr erstes Kind. Sie leitet die Selbsthilfegruppe zusammen mit Martina Schedl.

Zwei Prozent der Bevölkerung seien von Fibromyalgie betroffen, zu 80 Prozent Frauen, sagt Jenss. Weil man nicht genau weiß, was die Erkrankung auslöst, gibt es keine spezifischen Medikamente. Laut Deutscher Rheuma-Liga erhöhen Stress, psychische Belastungen, zu wenig Bewegung, Rauchen oder Übergewicht das Risiko zu erkranken. Eine rheumatische Erkrankung ist Fibromyalgie aber nicht, denn es gibt keine Entzündung im Körper, betont Claudia Dexl, Vorsitzende des Fibromyalgie-Vereins.

Die Selbsthilfegruppe unternimmt Fahrten zum Heilstollen in Bad Gastein, der durch Wärme, Feuchtigkeit und eine geringe Radon-Strahlung die Schmerzen lindere, sagt Jenss. Andere Aktivitäten sind Waldbaden, Feste und "Ratschstunden". Denn es tue gut, mit verständnisvollen Menschen zu reden, die nicht glaubten, man stelle sich nur an. "Man lernt, auf sich und seine Grenzen zu achten, öfter mal Nein zu sagen und im Haushalt auch mal was liegen zu lassen", erklärt Jenss.

Selbsthilfegruppe Fibromyalgie, Ramona Jenss, Telefon 0178/680 71 48, Martina Schedl, Telefon 08142/655 20 45

© SZ vom 12.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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