Die Fraktion der Grünen im Olchinger Stadtrat schrumpft auf sechs Mitglieder. Michael Kircher hat seinen Austritt angekündigt und schließt sich der Fraktion „Für Olching (FO)“ an. „Die Fraktion ist mir nicht mehr grün genug“, bringt Kircher seine Entscheidung „auf den Punkt“, wie er sagt. Aus der Partei der Grünen tritt er nicht aus. „Er hat uns damit vor vollendete Tatsachen gestellt. Für uns kam sein Entschluss völlig überraschend“, kommentiert Ingrid Jaschke, Fraktionssprecherin der Grünen im Stadtrat, den Wechsel Kirchers.
Kircher ist 2020 in den Stadtrat gewählt worden. Zuvor war er sechs Jahre lang Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderung. Bei ihm hatte sich der Unmut über einige Fraktionsentscheidungen der Grünen offenbar schon länger angestaut. „Es war unter anderem das mehrheitliche Ja der Fraktion zum Vabali-Spa mit Hotel im Gewerbepark Geiselbullach“, zählt Kircher auf. Er nennt es ein „exklusives und nicht inklusives Projekt“, mit immensen Auswirkungen auf den Individualverkehr.
Er lehnt das geplante Spa ab
Allein 600 Parkplätze seien dort vorgesehen. „Das ist ein Projekt, das aus der Zeit gefallen ist“, kritisiert er heftig dieses Wellness-Bauvorhaben. „Das ist nichts Zukünftiges.“ Auch seine Ideen, wie sich künftig die Olchinger/Estinger Straße entwickeln könnte, verliefen im Sande. Genauso ging es ihm mit den Themen Hauptstraße und dem Radverkehr. „Es ging einfach nichts weiter“, kritisiert Kircher und wirkt spürbar enttäuscht.
Bei Jaschke stößt das auf Unverständnis: „Es gab im Vorfeld weder Auseinandersetzungen noch Streit, die Anlass für diese Entscheidung hätten geben können.“ Bis zur nächsten Kommunalwahl im März 2026 will Kircher Stefan Eibl von der FO unterstützen, der dann wohl auch der Bürgermeisterkandidat seiner Fraktion werden wird. „Eibl und Zachmann von der FO besetzen für mich mehr grüne Themen“, sagt Kircher. „Da fühle ich mich besser aufgehoben mit Olchinger Themen.“
Mit ihm besteht die FO nun aus fünf Mitgliedern im Stadtrat. Die Grünen, die nach der Wahl 2020 durch den Wechsel von Marina Freudenstein von der SPD Zuwachs bekommen hatten, stehen jetzt wieder bei sechs Stadträten, genauso wie die SPD. Die CSU-Fraktion besteht aus elf Mitgliedern.
Kircher will nicht mehr kandidieren
Die Grünen werden den Mandatsverlust bei der nächsten Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag zu spüren bekommen. Dann wird sich durch den Fraktionswechsel Kirchers die Besetzung von Stadtratsausschüssen und Referaten ändern. Dass jetzt ein weiteres Referat zu den 15 hinzukommt, wollten sie verhindern, doch der entsprechende Antrag der Grünen steht nicht auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. Dafür wird Maximilian Gigl (CSU), der als zweiter Bürgermeister Rathauschef Andreas Magg (SPD) am Donnerstagabend vertreten wird, einen Antrag mit der Forderung zur Schaffung eines zusätzlichen Referates beraten lassen. „Davon werden die Fraktionen von FO und CSU profitieren“, beschwert sich Jaschke und fügt süffisant hinzu: „Ein Schelm, der Böses dabei denkt.“
Michael Kircher, inzwischen 71 Jahre alt, bezeichnet sich als „amtsmüde“. Bei der nächsten Wahl wird er nicht mehr antreten. Er plant auch eine Ortsänderung. Kircher will in etwa zwei Jahren nach Wien umziehen.