Olching:Sprayen erwünscht

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Olchinger Jugendzentrum lässt Jugendliche eine Folie besprühen

Von fabiana braunstorfer, Olching

Ein beißender Geruch, verhüllte Gesichter und das typische Zischen der Dosen: Vor kurzem durften sich mehr als 20 Olchinger Kinder im Sprayen ausprobieren. Es entstanden binnen Minuten farbenfrohe Schriftzüge, abstrakte Formen und Zeichen. Das Jugendzentrum (Juz) der Stadt Olching hatte in Kooperation mit der Amperschule eine Folie gespannt und Spraydosen gesponsort.

"Wir waren auch in der Schule und haben die Aktion angekündigt, etwa mit einem QR-Code", sagt Steffi Beyer, Magisterpädagogin und Teil des Juz-Teams. Etwa 30 Spraydosen und eine spezielle Folie habe man im Baumarktshop bestellt. Diese Art große Frischhaltefolie hat man um zwei Pflöcke gespannt.

Die Jugendlichen könnten das Sprayen in der nächsten Runde dann richtig professionell mit Schablonen ausprobieren, sagt Beyer. Denn im Jugendzentrum plant man eine Kreativwerkstatt, bei der auch gesprayt werden soll. Aber wo, das ist noch unklar. "Im Discoraum sind ja auch Sprayer-Kunstwerke. Vielleicht aber auch die schwarze Wand, mit Kreide", überlegt Beyer. Da gerade erst renoviert worden sei, müsse man noch sehen, welche Wände besprüht werden dürfen. Das Juz wird laut Beyer die Veranstaltung gemeinsam mit den Kindern planen. "Wir möchten sie in Entscheidungsprozesse miteinbeziehen".

Darum möchte Andrea Schindler - ebenfalls im Juz-Team - den Spraytag als eine "Kreativwerkstatt" und nicht als einen "Workshop" bezeichnen. Es gehe nicht darum, den Kindern etwas zu erklären und ihnen vorzuschreiben, wie sie etwas machen sollen. Schindler hatte die Idee für die Aktion, weil sie privat auch viel kreativ mache. Sie selbst hat dann den größten Spaß im Juz, "wenn Jugendliche verstehen, dass sie viel mehr können als sie sich zutrauen".

Im Juz zocken die Jugendlichen gerade meistens Fifa oder tanzen in der Disco. Außerdem gibt es nun Beyers neues Projekt: gemeinsames Kochen. Da suche man Rezepte raus, gehe zusammen zum Supermarkt einkaufen und bereite danach das Essen zu. An der Aktion nehmen aber vornehmlich Mädchen teil - obwohl das Kochen auch für Jungs offen wäre.

Ins Juz kommen hauptsächlich Jugendliche im Alter von fünfzehn, sechzehn Jahren - aber die Sprayaktion lockt auch Jüngere: Maria und Alexandra passen füreinander auf die besprayten Folienabschnitte auf, wenn sie die Dosen tauschen möchten. Sie wollen verhindern, dass jemand darüber sprüht. Die zehnjährige Maria benutzt am liebsten die Farbe Dunkelblau. Alexandra, ebenfalls zehn Jahre alt, liebt die Kombination schwarzgraugelb.

Sie sind spontan vorbeigekommen und finden das Sprayen spaßig genug, um für die Kreativwerkstatt ins Juz zu kommen. Es sei schon etwas schwerer als normales Malen - besonders für die Fingermuskeln, die den Hebel betätigen müssen. Der zwölfjährige Maisam ist auch ganz zufällig zu der Sprayaktion gekommen. Er hat Schwarz und Weiß gesprüht, kennt sich sogar ein wenig aus, weil er es schon einmal probieren durfte. Er hat aber schon ein Stamm-Jugendzentrum: Das Jubs in Maisach.

Jetzt, bereits nach zwanzig Minuten, ist die große Folie doch schon reichlich und sehr bunt besprüht. Beyer bedauert natürlich, dass man das Kunstwerk nicht aufheben könne. Das erlaube das Material der Folie nicht.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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