Olching:Schwindender Rückhalt

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Im Olchinger Kita-Streik werden Drohbriefe geschrieben

Von Julia Bergmann, Olching

Zuerst waren es noch einzelne Tage, und die Solidarität war überwältigend. Die Olchinger Erzieherinnen kündigten Mitte März ihren eintägigen Ausstand an. Erreichen wollten sie die Aufwertung ihres Berufs, eine stärkere Anerkennung der sozialen Arbeit, eine bessere Bezahlung und eine neue Regelung zur Eingruppierung. Und viele Eltern gaben sich ebenfalls kämpferisch. Man wolle die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen unterstützen. Man sehe wie hart sie arbeiten und wie wenig Lohn sie dafür bekämen.

Am 20. April ging der Ausstand in die zweite Runde, doch bei den einzelnen Streiktagen blieb es nicht. Im Kampf um eine angemessene Entlohnung rief Verdi im Mai zu einem unbefristeten Streik auf, was die Stadtverwaltung vor eine ganz besondere Herausforderung stellte. Mit Nachdruck arbeiteten die Mitarbeiter des Olchinger Sozialamts an der Einrichtung von Notgruppen. Auf der Homepage der Stadt wurden kurzfristig Informationen veröffentlicht, eine Hotline für Eltern wurde eingerichtet. Auch in Germering blieben mehrere Einrichtungen geschlossen. Vereinzelt rührten sich kritische Stimmen. Bei einer kleinen Demonstration vor dem Olchinger Rathaus fanden sich einige Tage nach dem dritten Streikaufruf eine Handvoll besorgter Eltern ein. Es sei schade, dass der Streik auf den Rücken der Eltern ausgetragen werde. Einer der Väter kritisierte die kurzfristige Informationspolitik der Stadt. Das sei schwierig, weil man sich ja schon im Vorfeld frei nehmen müsste, hieß es.

Für die Anliegen des Erziehungspersonals allerdings hatten die Eltern Verständnis. Das zeigte sich mehrere Wochen später auch bei einer großen Demonstration der Erzieherinnen, die durch die Olchinger Hauptstraße führte. Viele Eltern schlossen sich dem Zug an. Je länger der Ausstand dauerte, desto mehr kippte aber die Stimmung. Anfang Juni berichteten Erzieherinnen von Anfeindungen, davon, wie sie mittlerweile geschnitten werden - und viel schlimmer noch, von Drohbriefen, die ihre Kolleginnen in ihren privaten Briefkästen finden.

Einige Tage später, am 8. Juni, beendeten die Erzieherinnen ihren Streik wegen der angekündigten Schlichtung zwischen Verdi und den Arbeitgeberverbänden. Um die Erzieherinnen und ihre Anliegen wurde es ruhiger. Am Ende des Streiks stand Erleichterung -auf Seiten der Eltern, der Erzieherinnen und auch der Kinder.

© SZ vom 31.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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