Olching:Protest gegen neues Kinderhaus

Die schnelle Planung der Stadt Olching löst bei den Nachbarn Unmut aus. Das Hauptärgernis ist zusätzlicher Verkehr.

Von Karl-Wilhelm Götte

Die große Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen schon von Herbst dieses Jahres an hat nicht nur die Olchinger Stadträte überrascht, sondern auch die Anwohner des nun rasch geplanten Kinderhauses an der Wendelsteinstraße. Ihren Vorwürfen zufolge hat die Stadt nie mit ihnen das Gespräch gesucht. Entsprechend verärgert sind sie nun.

"Alles ist schon beschlossene Sache", empörte sich Albert Hafeneder nach der Sitzung des Finanzausschusses am Dienstagabend und kommentierte die zuvor im Saal gehörte Ankündigung der Stadt verächtlich: "Jetzt sollen wir einen Info-Flyer bekommen." Hafeneder, seine Frau und drei weitere Anwohnern zeigten kein Verständnis für die überstürzte Bauaktion der Stadt. Olching muss bis September bis zu 170 zusätzliche Plätze bereitstellen. Das Kinderhaus soll in Fertigbauweise in wenigen Monaten erstellt werden - hinter dem Rewe-Supermarkt. 1,85 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt.

Der Finanzausschuss billigte das Expressvorhaben zwar einstimmig. Aber es gibt noch keine Baugenehmigung, weil der staatliche Zuschuss noch aussteht. Hafeneder und die anderen Anliegern hatten die Diskussion im Finanzausschuss teils kopfschüttelnd verfolgt. Hafeneder wohnt an der nahen Breslauer Straße. Niemand vom Stadtrat habe vorher mit den Anwohnern gesprochen. Auch bei Markus Huber, der mit Hafeneder in einem Haus wohnt, schaffte das großen Unmut. "Wir haben doch schon mit den Kindergärten Liedermaus und Spielwiese zwei Kindereinrichtungen in der Nähe", kritisierte Huber mit Blick auf die Kita-Dichte im Wohngebiet. "Das ist ein Schnellschuss der Stadt."

Huber bezweifelte die Kompetenz des Stadtrates und attackierte die Mandatsträger heftig: "Das Gremium kann die Stadt nicht führen." Ähnlich sah das Michael Lehner, der mit seiner Familie dort wohnt. "Die Informationspolitik der Stadt ist eine Katastrophe", sagte er. Die Anwohner möchten aber nicht, dass sie als Kritiker in eine kinderfeindliche Ecke gestellt werden. "Das Kindergeschrei ist nicht das Problem", sagte Lehner, der selbst Vater ist. Aber die Stadt habe sich nicht um Standort-Alternativen bemüht. Hundert Meter entfernt sei ein wenig genutzter Kinderspielplatz, das Grundstück ist seiner Meinung nach besser geeignet.

Huber befürchtet vor allem den Verkehr zur neuen Kita. Er erinnere sich noch gut daran, sagte er, dass vor einigen Jahren über ein Schützenheim am jetzigen Kinderhausstandort diskutiert, das Projekt aber verworfen worden sei, weil die Zuwegung nicht möglich war. Als Ewald Zachmann (Freie Wähler) während der Ausschusssitzung die Frage nach der Anwohnerbeteiligung ("Die schauen bisher auf eine idyllische Wiese und plötzlich rollt der Bagger an") stellte, machte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) deutlich, dass der dort gültige Bebauungsplan eine Verwendung des städtischen Grundstücks für ein Kinderhaus vorsehe.

Sozialamtsleiter Wolfgang Haas hatte erläutert, dass von November 2012 bis April 2013 die Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen überdurchschnittlich gestiegen ist. "Zwei von drei Kleinkindern besuchen vom Herbst an eine Krippe", erklärte Haas. Insgesamt werden 2013/2014 etwa 280 Kinder in Krippengruppen betreut. Zu den bisher anerkannten 854 Kindergartenplätzen kommen mit dem Neubau weitere 69 hinzu. Das zweigeschossige Kinderhaus soll zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen sowie einer Hortgruppe - insgesamt 124 Kindern - Platz bieten.

Obwohl die Baufirma innerhalb von zehn Wochen liefern und bauen könnte, wird das Haus nicht zum 1. September fertig. Zusätzlich zum ausstehenden staatlichen Zuschuss ist die Stadt mit gut einer Million Euro an den Baukosten beteiligt. "Die Finanzen laufen besser als gedacht", sagte Kämmerin Astrid Peschke. Somit könnte man das Projekt ohne zusätzlichen Kredit finanzieren. Die jährlichen Personal- und Betriebskosten werden auf 350 000 Euro beziffert. Das konnte den Unmut der Anwohner nicht bremsen. Hafeneder glaubt, die Ursache zu kennen: "Wir müssen für den Zuzug im Schwaigfeld büßen."

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