Olching:Polizistensohn spielt Sheriff

Müll aus dem Auto geworfen: Ein 30-Jähriger will Jugendliche bei Mc Donald`s mit Ausweiskontrolle zur Räson bringen. Der Amtsrichter brummt dem selbstherrlichen Ordnungswächter dafür 800 Euro Geldstrafe auf.

Von Ariane Lindenbach, Olching

Engagierter Bürger mit Zivilcourage oder Wichtigmacher mit gesteigertem Geltungsdrang? Diese Frage wollten die Beteiligten eines Prozesses wegen Amtsanmaßung klären, lag doch in der Antwort ein Hinweis darauf, inwiefern sich der 30 Jahre alte Olchinger tatsächlich strafbar gemacht hatte. Ihm wurde vorgeworfen, sich gegenüber Jugendlichen als Polizist ausgegeben und deren Papiere verlangt zu haben.

Das Fazit des Vorsitzenden Richters am Amtsgericht Fürstenfeldbruck nach rund einer Stunde Verhandlung war eindeutig: "Offenbar sind Sie der Meinung, dass Sie hier der Sherriff sind." Da der Olchinger aber keine Vorstrafen hat und keiner der drei Jugendlichen als Zeugen erschienen war, wurde das Verfahren schließlich gegen die Zahlung von 800 Euro eingestellt.

Die Motoren heulten auf

Der Olchinger hatte sich an einem Abend im Oktober vorigen Jahres mit einem ehemaligen Kollegen in dem neu eröffneten McDonald's getroffen. Er stand mit dem anderen vor der Tür, als zwei Wagen vorfuhren und Schnauze an Schnauze anhielten. In einem Fahrzeug saß ein junger Mann, im anderen ein Pärchen. Es wurde Müll aus den Fenstern geschmissen, die Motoren heulten auf. Der Anklage zufolge war das für den 30-Jährigen Veranlassung genug, um die drei jungen Leute anzusprechen und nach ihren Papieren zu fragen. Das alleine ist freilich nicht strafbar.

Doch wie der Staatsanwalt dem Olchinger im Gerichtssaal vorhielt, soll dieser eine Marke der Gewerkschaft der Polizei, die er in einem Brustbeutel um seinen Hals hängen hatte, in Verbindung mit der Frage nach den Papieren vorgezeigt und so den Eindruck erweckt haben, er sei Polizist. Kleines Detail am Rande: der Vater des Angeklagten ist wirklich Polizist; er saß in Zivil und mit Dienstwaffe im Gerichtssaal.

Die drei Belastungszeugen erschienen nicht

Im Grunde drehte sich bei dem Prozess alles um die Frage, ob der 30-Jährige nundiese Marke vorgezeigt hatte oder nicht. Da keiner der drei damals beteiligten jungen Leute der Einladung zur Zeugenvernehmung gefolgt war - einer fehlte wegen der Abiturprüfung, ein anderer ohne Entschuldigung - blieb der Olchinger bei seiner Einlassung. Er habe nichts vorgezeigt, beharrte er. Da die Zeugen fehlten, verlas Richter Martin Ramsauer deren Aussage, die die Polizei damals zu Protokoll genommen hatte. "Er holte das Emblem hervor, das am Hals hing", zitierte er aus den Akten. Der Zeuge beschrieb die Marke als "ein bayerisches Wappen mit Polizeistern". Deshalb sei er der Aufforderung des Mannes nachgekommen, schließlich habe er ihn für einen Polizeibeamten gehalten. Ramsauer fand aber auch entlastendes: "Übereinstimmend sagen sie alle, dass er nicht gesagt hat, dass er Polizist ist."

"Nachdem er nicht vorbestraft ist", die Zeugen für eine Aussage mit womöglich weiteren, belastenden Details fehlten und der Vorfall damals keine weiteren Folgen gehabt hatte, regte der Vorsitzende eine Verfahrenseinstellung gegen Geldauflage an. "Der führt sich auf wie ein Rotz am Ärmel und ich muss es jetzt zahlen", reagierte der 30-Jährige zunächst völlig ungehalten auf den Vorschlag. Nach einer kurzen Beratung mit seinem Anwalt und seinem Vater willigte er aber ein. Das Geld kommt dem Bayerischen Roten Kreuz zugute.

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