Südwest-Umfahrung:Neues Begehren gegen die geplante Straße

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Für einen Kreisverkehr an dieser Stelle der Römer- und Fürstenfeldbrucker Straße ist bereits gerodet worden. Von dort aus soll die Umgehungsstraße Richtung Eichenau führen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Grünen hoffen auf genügend Zustimmung, um die Trasse zwischen Fürstenfeldbrucker- und Roggensteinerstraße doch noch stoppen zu können. Landtagsabgeordneter Martin Runge sieht damit auch Chancen für weitere rechtliche Schritte.

Von Ingrid Hügenell, Olching

"Hier entsteht die dümmste Straße Deutschlands" steht auf einem Schild, das vor Beginn der Veranstaltung am Montagabend zur geplanten Olchinger Südwest-Umfahrung durch den Saal getragen wird. An die hundert Leute sind gekommen, die hoffen, das "Irrsinns-Projekt", wie der Landtagsabgeordnete Martin Runge (Grüne) es nennt, doch noch stoppen zu können. Womöglich mit einem erneuten Bürgerbegehren. Das bringt der frühere Olchinger Grünen-Stadtrat Manfred Fratton am Montag ins Spiel. 2000 scheiterte ein Bürgerentscheid knapp am Quorum - zu wenige Olchinger hatten sich beteiligt.

Nun hat Fratton so viel Zuspruch für seine Idee erfahren, dass er am Dienstag schon mitteilt, man wolle es noch mal probieren. Für kommenden Dienstag ist ein Treffen angesetzt, bei dem die konkrete Umsetzung und auch schon der Text der Frage besprochen werden sollen. Etwa 2000 Olchinger müssen das Bürgerbegehren unterschreiben, damit es zum Bürgerentscheid kommt. Fratton rechnet damit, dass der Stadtrat dann auch ein Ratsbegehren lanciert, mit dem der Bau der Umfahrung unterstützt werden soll.

Martin Runge bezeichnet das Vorhaben als "Irrsins-Projekt"

Eigentlich ist die Südwest-Umfahrung längst genehmigt, nach langen Auseinandersetzungen auch vor Gericht besteht seit 2015 Baurecht. "Baurecht heißt, dass gebaut werden darf, und nicht, dass gebaut werden muss", sagt dazu Runge, der auch Kreisrat und Zweiter Bürgermeister von Gröbenzell ist. Er bezeichnet die Straße, die die Fürstenfeldbrucker und die Roggensteiner Straße verbinden soll, als "Irrsinns-Projekt" und kann sich dazu richtig in Rage reden. "Das Thema regt mich granatenmäßig auf", sagt er.

Dafür nennt er zahlreiche Gründe. Nach seiner Auffassung hätten Bau und Nutzung des Straßenstücks deutlich mehr Belastungen durch den Verkehr zur Folge als Entlastungen. Das betreffe vor allem Eichenau, aber auch Olching selbst. Die Südwest-Umfahrung werde eine "Rennstrecke", befürchtet Runge, mit entsprechender Lärmbelastung für die Olchinger. Zudem würden Natur und Landschaft massiv beeinträchtigt und Millionen Steuergeld ausgegeben. Runge sieht auch einen komplett neuen Sachverhalt, seit das Gebiet westlich des Starzelbachs vorläufig als Überschwemmungsgebiet gesichert wurde. Der Bach verläuft ziemlich genau dort, wo die Straße gebaut werden soll. Die Trasse liege nahezu komplett im Überschwemmungsgebiet, argumentiert Runge.

Er hofft durch notwendige neue Genehmigungsverfahren auf neue rechtliche Möglichkeiten, den Bau zu verhindern. Nicht zuletzt dürfte sich das Nutzen-Kosten-Verhältnis erneut massiv verschlechtern, wenn Ersatz für die Retentionsflächen am Starzelbach ausgewiesen werden müsse. Das schlechte Nutzen-Kosten-Verhältnis kritisierte vor wenigen Tagen auch Hubert Aiwanger, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler (FW) scharf. Ein Antrag der FW auf nochmalige Prüfung der Umfahrung lehnten CSU und SPD im Landtag ab. Aiwanger bezeichnete die Straße als "äußerst fragwürdiges Bauwerk".

Dass mit der Umfahrung die letzte Stelle Olching verbaut würde, an der die Stadt noch nicht von einer Straße eingesperrt ist, sondern man einfach in die Natur hinausfahren kann, ist für Fratton ein wichtiges Argument gegen den Bau. Auch bei der Veranstaltung am Montagabend, zu der die Bürgerinitiative Olchinger Ortsentwicklung (BIOO) und die Grünen eingeladen hatten, wurde dieses Argument mehrfach vorgebracht. Ein älterer Mann aus Neu-Esting sagte: "Es wäre schade, wenn man dieses Gebiet zerstört", zumal die Entlastung gering wäre. "Wir sind es unseren Nachkommen schuldig, die Natur zu erhalten." In dem Gebiet nisten beispielsweise die streng geschützten Kiebitze, auch verschiedene Fledermausarten kommen Runge zufolge dort vor.

Gegen den Bau der Straße wehren sich nicht nur Freie Wähler und Grüne in Olching, sondern auch die Gemeinden Eichenau und Gröbenzell. Aus beiden Kommunen sagten Bürger ihre Unterstützung für das Bürgerbegehren zu.

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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