Olching:Nachhaltigkeit als Muse

Olching kürt ersten Poetry-Slam-Gewinner

Von Maren Jensen, Olching

Worte haben Macht. Dies zeigte der erste Poetry Slam im Kulturzentrum Olching. Fünf Jungliteraten stellten dort selbst verfasste Werke der Rhetorikkunst vor. Nach einem knappen Rennen ging der 16-jährige Tim Niklas als Gewinner hervor. Der auch als Dichterschlacht bekannte Poetry Slam entpuppte sich dabei als wahrer Publikumsmagnet. Rund 60 Besucher drängten sich ins Kom. "Ich bin begeistert. Der Abend war der Wahnsinn", sagt Organisatorin Urte Langer, von der Olchinger Agenda 21.

Den Start machte Dominik Erhard. Der 21-jährige Germanistik-Student ist seit vier Jahren in der Szene aktiv. Im Jahr 2013 wurde er bayerischer Meister. "Das Schönste an diesem Wettbewerb ist, dass einem die Menschen fünf Minuten ihrer Zeit schenken. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich", sagt er. Das Thema Nachhaltigkeit diente dem jungen Dichter als Muse. In seinem Vortrag beschrieb er die unterschiedliche Charaktere. "Vielleicht hat der Rocker auch mal Angst. Vielleicht zeigt der Schweigefuchs auch mal Stärke", heißt es in seinem Vortrag. "Wir sollten offen sein für mehr Perspektivwechsel". Seine Mitstreiter sieht er nicht als Konkurrenten. "In Wirklichkeit sind wir eine kleine Familie. Wir haben alle das gleiche Ziel: Wir wollen mit Worten berühren!" Die Begeisterung für seinen wortgewandten Vortrag konnte man dem jubelndem Publikum entnehmen.

Als der 16-jährige Schüler Tim Niklas vor das Mikrofon tritt, erwartet niemand was danach folgt. Ein bisschen zappelig stellt er sich vor, die Aufregung ist ihm anzumerken. Ein leises Gemurmel setzt ein. Tim Niklas beginnt. Und plötzlich ist es still. Das Publikum ist sprachlos. Gefesselt hört es dem Nachwuchstalent zu und bricht nach der Vorstellung in tosenden Applaus aus. Mit Ironie und ein wenig schwarzem Humor spricht er aus der Sicht eines Atomkraftwerk-Befürworters. "Umwelt ist doch egal. Ich kaufe mir lieber eine Rolex", lautet etwa eine Zeile seines Textes. "Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bin schwer beeindruckt", sagt Zuschauerin Brigitte Breitenbach. Weitere Texte stellten der Buchautor Volker Keidel, Poetry Slam Legende Peter Knuhr, wie auch Spontanteilnehmerin Susanne Stephan vor. Ihre Texte spiegelten die Flüchtlingsproblematik und Nachhaltigkeit im Alltag wider. Die Moderation übernahm der Poetry Slammaster Jan Haas. Mit Witz und Charme führte er die Besucher durch den Abend.

Für den Überraschungseffekt sorgte Organisatorin Urte Langer, die früher selbst in der Slam-Szene aktiv war. Mit einem Eröffnungsgedicht bewies sie ihre Erfahrung. "Ich würde mich gerne unter einem Baum begraben, wenn es denn noch einen Baum gäbe" lautete einer ihrer Zeilen zum Thema. Final entschied das Publikum anhand der gemessenen Applausstärke den Gewinner. Schließlich entschied Erhard entschieden: "Ich bin mir sicher, dass der Applaus bei Tim Niklas lauter war." Somit gewann der 16-jährige Niklas seinen ersten Poetry Slam. "Ich kann es noch gar nicht glauben", sagt er. Als Geschenk erhielt er einen Fresskorb mit fair gehandelten Produkten. "Wer weiß: Vielleicht gibt es im nächsten Jahr wieder einen Poetry Slam", erzählt Langer.

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