Olching:Mit Windmühlenflügeln gegen die Tomatenfabrik

Ein Gemüsebauer aus Schwabhausen will in Olching auf 220000 Quadratmetern Tomaten abauen. Doch der Stadtrat hat etwas gegen die als Tomatenfabrik titulierten Gewächshäuser nahe der Müllverbrennungsanlage. Jetzt setzen die Politiker auf größere Argumente.

Karl-Wilhelm Götte

Tomaten oder Windenergie? Diese Debatte wurde im Olchinger Stadtrat noch einmal kontrovers geführt. Letztlich entschied sich eine Mehrheit mit 16:11-Stimmen gegen die Tomatengewächshäuser und für eine Veränderungssperre im Bereich Josef-Kistler-Weg in der Nähe der Müllverbrennungsanlage (GfA). Mit der gleichzeitigen Änderung des dortigen Bebauungsplanes weist der Stadtrat das Areal vorrangig als Olchinger Standort für die Errichtung von Windenergieanlagen aus. Die Veränderungssperre soll eine andere Nutzung des Geländes verhindern.

Ob sich in der Nähe der Müllverbrennungsanlage im Stadtteil Geiselbullach zukünftig auch Windräder drehen werden, steht noch nicht fest. Der bislang ausgewiesene Standort ist das Ergebnis einer Grobuntersuchung des vom Brucker Landratsamt beauftragten Planungsbüros. Erst 2013 stehen die Windkraftstandorte im Landkreis endgültig fest. "Die Stadt muss ihre Planungshoheit ausüben", machte Bürgermeister Andreas Magg (SPD) seinen Standpunkt deutlich. Magg ist ein erklärter Gegner der "Tomatenfabrik". Der Schwabhausener Landwirt Franz Pastari war im Sommer 2011 mit seiner Bauvoranfrage im Olchinger Stadtrat gescheitert, Tomatengewächshäuser auf einer Fläche von 22 Hektar zu errichten, die mit der Abwärme der Müllverbrennungsanlage beheizt werden sollten. Begründet hatte der Stadtrat damals seine Ablehnung auch damit, dass im Bereich der Geiselbullacher Schulstraße mit seinen Schul- und Kindertagesstätten zusätzlicher Verkehr nicht zumutbar sei.

Pastaris Vorhaben ruhe laut Olchinger Bauverwaltung unverändert beim Landratsamt, bei dem der Landwirt Widerspruch gegen die Olchinger Entscheidung eingelegt hat. Stadtrat Karl Schwojer (CSU) knüpfte erneut an der zu erwartenden Verkehrszunahme in der Schulstraße an, falls auf dem Areal Gewächshäuser entstehen sollten. "Zudem verschandeln sie optisch die Landschaft, da wird mir angst und bange", kritisierte Schwojer das Vorhaben von Pastari heftig. Schwojer fand die SPD, die Grünen und ÖDP-Einzelkämpfer Erwin Dobner an seiner Seite. "Die Verkehrsproblematik in der Schulstraße ist ein Ausschlusskriterium für die Gewächshäuser", sagte Fritz Botzenhardt zum Standpunkt der SPD-Fraktion. Die Grünen-Fraktionschefin Ingrid Jaschke sah die Olchinger Windenergiefläche in Gefahr: "Ohne Veränderungssperre wäre die Windkraft gestorben." Die Mehrheit der CSU-Fraktion hielt dagegen und sprach sich gegen eine Veränderungssperre aus. "Ich bin für die mit Fernwärme betriebenen Gewächshäuser", positionierte sich Herbert Roiser (CSU) eindeutig. Mit der Abwärme der Müllverbrennungsanlage sei dort bereits "umweltfreundliche Energie" vorhanden, so dass er sich mit der Windkraft keine verbesserte Nutzung der großen Fläche verspreche. Maria Hartl (CSU) sprang Roiser bei und bezeichnete die Veränderungssperre als Instrument zur Verhinderung der Gewächshausanlage. "Alle anderen Wortmeldungen sind unehrlich", sagte Hartl. Auch habe sich der Grundstückseigentümer, der Wittelsbacher Ausgleichsfonds, gegen eine Nutzung der Fläche für Windenergieanlagen ausgesprochen.

Das Thema wird politisiert", argumentierte Ewald Zachmann, der Fraktionssprecher der Freien Wähler, der Sympathie für die Gewächshäuser durchblicken ließ: "Roiser hat Recht, das ist eine stimmige Geschichte mit einem Betrieb, der die Wärme der GfA abnimmt." Mit der Veränderungssperre pro Windenergie komme ein rechtlich unzulässiges Ergebnis heraus, warnte Zachmann, weil auf diesem Gelände die herkömmliche Landwirtschaft privilegiert sei.

Das Landratsamt teilt meine Auffassung, dass dort eine Bauleitplanung möglich ist", widersprach Bürgermeister Magg Zachmann. Zudem könne sich eine Stadt bei ihrer Planungshoheit nicht von einem Grundstücksbesitzer abhängig machen, zumal es noch weitere 20 Grundstückseigentümer gebe.

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